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Stadt der Blumen strava3

Stadt der Blumen strava3

Titel: Stadt der Blumen strava3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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auch ausgesehen, als der junge Falco im Sterben gelegen hatte. Das Einzige, das ihn jetzt für Carlos Tod entschädigte, war der Gedanke, sich an den Nucci zu rächen. Es schien nicht der richtige Moment zu sein, dem Herzog davon zu berichten, dass die junge Duchessa das kostbare Kleid vielleicht gar nicht getragen hatte. Der Aal würde versuchen ihm später zu erzählen, dass die Zofe bei dem Angriff verletzt worden war. Aber vielleicht sollte er lieber gar nicht erwähnen, dass sie zu dem Zeitpunkt in den Kleidern der Duchessa gesteckt hatte. Enrico hatte das Gefühl, dass der Großherzog über diese Nachricht sehr erbost sein könnte, auch wenn ihn im Moment vieles von seiner Brautwerbung ablenkte.
    Prustend tauchte Sandro wieder auf. Er hatte schreckliche Angst. Das Wasser war kalt und er hatte keinen Grund unter den Füßen. Er ruderte mit den Armen und merkte, wie er die Spitze des hölzernen Kruzifixes an der Wand zu fassen bekam. Er klammerte sich daran wie an einen Rettungsanker fest; er wusste, was es war: der leidende Mann, der auch in der Kirche hing. Die Prinzen mussten auch leiden und er, Sandro, konnte sie vielleicht retten. So trieb er auf dem Wasser, angeklammert an das Kreuz, und versuchte sich in dem kleinen Raum zu orientieren.
    Ein Gesicht blickte besorgt durch das Oberlicht. Sandro winkte mit seiner freien Hand, dann sah er den Schrank. Es war ein Eckschrank, der hoch oben hing. Er hatte ein Schlüsselloch und einen Holzknopf an der Tür. Sandro warf sich in seine Richtung, ging wieder unter, tauchte auf und ergriff den Knopf. Er war erstaunt, wie wenig Halt man brauchte, um sich über Wasser zu halten. Er hatte den Schlüssel umklammert. Das Wasser reichte fast bis an das Schlüsselloch, doch es gelang ihm, das Schloss aufzuschließen und die Tür aufzureißen.
    Die Fächer darin waren gefüllt mit Päckchen und Flaschen – Suliens wertvollste Heilmittel. »Ar-gen-tum po-ta-bi-le«, buchstabierte Sandro die Schrift auf dem Etikett einer Flasche; er hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
    »Er hat es gefunden«, sagte Sky vor dem Oberlicht.
    Sandro streckte die Hand mit der Flasche so weit zu dem kleinen Fenster hinauf, wie er konnte. Er stemmte sich möglichst weit von dem Schrank ab, ohne den Knopf loslasen zu müssen. Es fehlten noch ungefähr fünfzehn Zentimeter. Sky steckte den Arm herein und schnitt sich an dem ausgebrochenen Glas.
    Plötzlich dachte Sandro: Es macht nichts, wenn ich ertrinke. Wichtig ist nur, dass Suliens Arznei zu den Leuten kommt, die sie brauchen.
    Er stieß sich von dem Schrank ab. Sky packte die Flasche und der Junge ging unter.
    Der Regen hatte aufgehört. Das Wasser in der Stadt stieg nicht weiter an, wenn es auch eine Weile dauern würde, bevor es wieder ablief. Die Mönche in Santa-Maria-im-Weingarten hatten in den oberen Stockwerken Schutz gesucht. Bruder Tullio sah auf den überfluteten Kreuzgang hinaus und schüttelte den Kopf. Wie sollte er seine Brüder ernähren, nachdem sein ganzes Gemüse dahin war? Er konnte nur hoffen, dass auf dem neuen Gehöft drüben über dem Fluss, das ein wenig höher lag, etwas gerettet werden konnte.
    Tullio rieb sich ungläubig die Augen. Im Kreuzgang war ein Boot, das direkt unter einem geborstenen Fenster schaukelte. Zuerst dachte er an Beuteräuber. Doch dann sah er, dass einer der beiden Insassen der junge Bruder Tino war, obwohl die beiden jungen Männer im Boot eher wie junge Adlige der Stadt aussahen.
    Er sah zu, wie sie ein Ruder durch das Fenster steckten und kurz darauf eine triefende, erbärmliche Gestalt erschien, die sich am Ruderblatt festklammerte. Es handelte sich eindeutig um ein Rettungsmanöver, nicht um einen Einbruch.
    Sandro war in Panik geraten, als er untergetaucht und auf dem Boden von Suliens Zelle gelandet war. Doch viel Wasser war nicht über seinem Kopf. Er öffnete die Augen und sah, dass er sich dicht neben der hölzernen Truhe befand, in der Sulien seine Kutten aufbewahrte. Es gelang ihm, einen Fuß darauf zu setzen und den Kopf aus dem Wasser zu schieben. Er schüttelte sich das Haar aus den Augen. Und da sah er das Ruder. Sky zog ihn an das Oberlicht heran, wobei er das Ruderboot fast zum Kentern brachte. Aber als Sandro erst den Fensterrahmen zu fassen bekommen hatte, konnte er sich hindurchzwängen und sank wie ein nasses, fröstelndes Häuflein auf dem Boden des Bootes in sich zusammen.
    »Tino! Bruder Tino!«, rief eine Stimme über ihnen. Bruder Tullio stand an einem Fenster im oberen

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