Stadt der Blumen strava3
angegriffen hatte. Es gab keinen Zweifel, dass sie ihn umgebracht hatte, und sie wusste nicht mal, wer er gewesen war. Einen Augenblick lang hatte sie verstanden, wie es sein musste, Großherzog Niccolò di Chimici zu sein und ein anderes menschliches Wesen als völlig entbehrlich anzusehen.
Arianna wandte sich dem Herzog zu, erkundigte sich, nach den Prinzen und nahm zur Kenntnis, dass Niccolò sich aufrichtige Sorgen um sie machte.
»Ich könnte gerne Eure Schwiegertochter Francesca in meine Obhut nehmen, Euer Gnaden, solange ich in der Stadt bin«, sagte sie.
»Das ist äußerst freundlich«, erwiderte der Großherzog. »Soviel ich weiß, ist auch jemand aus Eurer Gefolgschaft verletzt worden. Ich bin sehr erleichtert zu sehen, dass Ihr selbst unverletzt seid.«
»Meine Zofe hat den Hieb, der für mich bestimmt war, abbekommen«, sagte Arianna. »Aber sie wird wieder ganz gesund.«
»Es war mir eine Ehre, zu sehen, dass Ihr mein Geschenk an der Hochzeit getragen habt.« Niccolò kam jetzt zur Sache. »Darf ich das als Zeichen nehmen, dass Ihr meinen Antrag wohlwollend entgegengenommen habt? Selbstverständlich müssen wir mit der Ankündigung bis nach Carlos Beisetzung warten und auch, bis Luca und Gaetano wieder ganz hergestellt sind, aber es würde mir eine große Genugtuung sein, mich darauf freuen zu dürfen.«
»Was würde Eurem Wunsch nach aus meiner Stadt, wenn ich Eure Großherzogin würde?«, unterbrach ihn Arianna. Ihr Mund war trocken und ihr Herz pochte heftig.
Der Großherzog war hocherfreut; das lief ja besser, als er zu hoffen gewagt hatte. »Nun, meine Liebe«, sagte er vertraulich, »Ihr würdet natürlich mit mir hier in Giglia leben. Vielleicht könnte sich der Regent eine Weile um Bellezza kümmern, aber er wird nicht ewig leben. Und Eure Stadt ist an eine weibliche Herrscherin gewöhnt. Ich dachte, dass vielleicht meine Tochter Beatrice irgendwann mal dort Duchessa werden könnte.«
»Damit es eine Stadt der Chimici würde«, sagte Arianna leise. »Und ich würde ein Chimici-Braut. Verzeiht mir, aber aus heutiger Sicht scheint mir das nicht gerade eine gesicherte Stellung zu sein.«
»Sicherheit gibt es nirgends in Talia«, sagte der Großherzog. »Am wenigsten in Bellezza, wenn es sich dem Bund meiner Familie nicht anschließt. Kommt, meine Liebe, es ist an der Zeit, die Feindschaft zu beenden – wie lautet Eure Antwort?«
»Ich schätze die Unabhängigkeit meiner Stadt zu sehr, um sie in Eure Hände zu legen«, sagte Arianna.
»Aber Ihr habt doch das Kleid getragen«, sagte der Großherzog ungeduldig.
»Das Kleid sollte Eure Antwort sein.«
»Ich habe es nicht getragen«, sagte Arianna. »Das war meine Zofe. Und es ist ihr schlecht bekommen. Der Stich hat mir gegolten.«
»Ah, jetzt verstehe ich«, sagte Niccolò. »Ihr fürchtet um Euer Leben, wenn Ihr mich heiratet? Seid versichert, dass ich auf Euch aufpassen werde. Meiner Großherzogin wird kein Haar gekrümmt werden.«
»Carlo habt Ihr auch nicht beschützen können«, sagte Arianna etwas direkter als sie vorgehabt hatte. Der Großherzog zuckte zurück. »Aber das ist nicht mein einziger Grund«, fuhr sie fort und nahm allen Mut zusammen. »Ich kann nicht heiraten, wo ich nicht liebe.«
»Das ist die Antwort eines Mädchens, nicht einer Herrscherin«, entgegnete Niccolò.
»Ich bin eine gute Herrscherin meiner Stadt«, sagte Arianna. »Aber ich bin eben auch ein Mädchen. Und ich liebe einen anderen. Wenn ich ihn nicht heiraten kann, bleibe ich ledig.«
Niccolò kochte vor Wut, blieb jedoch eiskalt und beherrscht. »Dürfte ich fragen, wer mit mir um die Hand Eurer Gnaden rivalisiert? Wer kann an das Angebot des Großherzogs von Tuschia heranreichen?«
»Das ist etwas, was nur mein Herz angeht«, erwiderte Arianna. »Es gibt auch keinen anderen Antrag. Ich bin mir der Ehre, die Euer Antrag bedeutet, wohl bewusst, aber ich muss ablehnen. Ohne Liebe kann ich nicht heiraten.«
Und dann war es vorbei. Der Großherzog rauschte aus dem Raum, vor Zorn hatte er ganz blutleere Lippen. Arianna zitterte. Sie war sich zwar immer sicher gewesen, dass sie seinen Antrag nicht annehmen konnte, aber sie hatte nicht gewusst, wie sie ablehnen sollte. Und letzten Endes war sie doch auf sich gestellt gewesen, ohne Hilfe von Rodolfo oder Lucien. Sie hatte dem mächtigsten Mann von Talia die Stirn geboten und bezweifelte nicht, dass er fürchterlich Rache nehmen würde.
Sandro und Sky brachten den Karren heil nach
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