Stadt der Blumen strava3
dass er heute Nachmittag einen Besuch bei Euch machen wird, um zu erfahren, wie es Euer Gnaden geht, und auch um über sein anderes Geschenk zu reden.«
Arianna, die unter ihrer Maske heftig errötete, verbarg ihre Verwirrung, indem sie die herrlichen Tiere streichelte. Sie erkannten ihre neue Herrin wieder und leck
ten ihr mit den rauen Zungen die Hände. Arianna konnte es nicht fassen, dass der Großherzog mit seiner Werbung fortfuhr, während einer seiner Söhne aufge
bahrt lag und zwei andere am Rand des Todes standen. Doch dann fiel ihr ein, dass er damals auch Prinz Gaetano aufgetragen hatte, um ihre Hand anzuhalten, obwohl der arme Falco im Sterben gelegen hatte. Er ließ sich genauso wenig auf
halten wie das Hochwasser.
»Bringt sie in den Stall«, ordnete der Gesandte an. »Und sagt meinen Leuten, wie sie gefüttert und spazieren geführt werden müssen.«
Nicholas und Sky stellten erleichtert fest, dass sie nicht mehrere Fußlängen unter Wasser standen, als sie abends nach Giglia zurückreisten. Suliens Zelle war ziemlich beschädigt, aber wieder mehr oder weniger trocken. Sulien selbst be
fand sich bei den Verwundeten im Pfleghof.
»Das Hochwasser ist also wieder vorbei?«, sagte Sky, während Nicholas seine Brüder besuchte. Sie schliefen inzwischen ruhiger.
»Das Wasser hat sich zurückgezogen«, sagte Sulien. »Aber es wird eine Weile dauern, bis alles wieder wie vorher ist. Ich bin froh, dass ihr beide hier seid. Was machen die Wunden?«
Sie mussten die Ärmel hochkrempeln und sie ihm zeigen. Nicholas hatte seine Novizenkutte an, die jedoch feucht und sandig war. Sky hatte immer noch die alten Sachen von Gaetano an und die waren sowohl blutbefleckt als auch von der Flut verschmutzt.
Sulien nickte anerkennend. »Sie heilen gut, ganz ohne Entzündung. Aber diese feuchten Kleider könnt ihr nicht mehr tragen. Alle Kutten in meiner Truhe sind verdorben, aber geht mal zu Bruder Tullio, der gibt euch neue, trockene heraus.
Er hat eine Menge aus dem Erdgeschoss gerettet. Dann kommt wieder zu mir –
ihr müsst mir was besorgen.«
Bruder Tullio hatte alle Holzscheite für seine Herdstellen im kleinen Kreuzgang zum Trocknen in die Sonne gelegt; am Morgen hatte es für die Mönche keinen Haferbrei gegeben. Aber es gab Bier aus ein paar Fässchen, die auf dem Hoch
wasser hergetrieben waren, und dazu reichlich Osterbrot. Sandro aß ein wenig davon auf der Mauer, die um den Kreuzgang lief, und sonnte sich neben seinem Hund.
Als Sky und Nicholas frisch in sauberen, trockenen Novizenkutten steckten, kam er zu ihnen. Sandro hatte keine Lust, Enrico zu suchen oder ins Waisenhaus zurückzugehen, wo er die Leichen gesehen hatte. Mit seinem ganzem Instinkt klammerte er sich nun an das Kloster und an Sulien, der so viele Leben rettete.
Sulien berichtete ihnen, dass Bruder Tullio sein kostbares Pergament mit den Rezepten gerettet hatte und es sicher im oberen Stockwerk aufbewahrte. Jetzt wollte er, dass sich Sky in das Franziskanerkloster in Colle Vernale oberhalb der Stadt aufmachte und frische Kräuter holte, um den Vorrat der Klosterapotheke aufzufüllen.
»Glaubst du, dass du den Karren lenken kannst?«, fragte er.
Sky zögerte ein wenig; er war stolz, dass man ihm einen solchen Auftrag anvertraute, aber im Umgang mit Pferden fühlte er sich nicht wohl.
»Das kann ich aber«, sagte Nicholas.
»Und ich weiß den Weg«, sagte Sandro eifrig. »Ich begleite sie.«
Daher verließen die drei Jungen und der kleine Hund die Stadt mit ihrem Gestank und ihren Intrigen und erklommen den idyllischen Hügel. Sky konnte gar nicht fassen, wie viel passiert war, seit er vor weniger als zwei Monaten das erste Mal mit Sulien hierher gekommen war.
Sie ließen die Pferde im Dorf Rast machen und Sandro sprang von dem Karren, um mit Fratello einen Wettlauf auf die Spitze des Hügels zu machen.
»Ich finde es hier oben wunderbar, du nicht?«, fragte Sky.
»Doch«, bestätigte Nicholas. »Man kann vergessen, was für ein stinkendes Loch die Stadt ist, und einfach nur die Schönheit genießen.«
»Sag mal, geht es dir gut?«, fragte Sky. »Ich bin sicher, dass deine Brüder gesund werden. Sulien kennt sich aus.«
»Nein«, sagte Nicholas, »es geht mir nicht gut. Kannst du mich aussteigen lassen, bevor wir zum Kloster zurückkommen? Vom Zentrum aus finden die Pferde den Weg allein und ich will Luciano treffen. Ich schätze, er ist in der Gesandtschaft bei Arianna.«
Arianna sehnte sich nach Bellezza zurück, aber
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