Stadt der Blumen strava3
könnt, als Stravagante, nicht als jemand, der mit Staatsdingen befasst ist.«
»Ich finde, dass es ratsam wäre, die Stadt zu verlassen – zumindest sollte Luciano das tun, wenn Ihr nicht wollt, dass ihm etwas geschieht.«
»Aber glaubt Ihr nicht, dass man ihn beobachtet?«, fragte Arianna.
Sie hatten ihre Unterhaltung leise geführt und nur Parola war nahe genug gewesen, um sie hören zu können, doch auf einmal hob Giuditta die Stimme.
»Ich denke, wir sollten nun Vorkehrungen treffen, wie die Statue Euer Gnaden nach Bellezza kommt«, sagte sie.
Georgia war am Tag nach den Hochzeiten nicht nach Talia gereist. Sie wollte, dass Merla sich ausruhen konnte, denn das Pferd hatte einige der Strecken mit zwei Reitern zurückgelegt. Und Georgia selbst war auch todmüde. Eine weitere Nacht ohne Schlaf und voller anstrengender Abenteuer in Talia hielt sie nicht aus.
Daher waren die beiden Jungen mit dem Versprechen gegangen, ihr am nächsten Tag, einem Samstag in ihrer Welt, alles zu erzählen. Georgias Eltern würden den ganzen Tag fort sein, daher wollten sie sich alle bei ihr treffen – auch Alice. Am Freitag ging Georgia früh zu Bett. Die Figur des geflügelten Pferdes ließ sie auf ihrer Kommode stehen, wo sie sie sehen konnte, aber nicht in Versuchung kam, sie in die Hand zu nehmen. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen träumte sie von Giglia und durchlebte die Ereignisse in der Verkündigungskirche noch einmal: die Schreie und das Blutvergießen und der Anblick von Menschen, die sie kannte und denen sie traute, die sich jedoch in degenschwingende Alpträume verwandelt hatten. Und Leute, vor denen sie schon immer Angst gehabt hatte, wie Niccolò di Chimici, erschienen sogar überlebensgroß in ihren Träumen. Mit einem blutigen Schwert stand Niccolò über Lucien.
Mitten in der Nacht wachte Georgia schweißgebadet auf und überlegte, ob sie doch noch reisen sollte, nur um sicherzugehen, dass Lucien noch lebte. Aber stattdessen lag sie im Dunkeln und dachte an ihn und daran, wie wenig sie eigentlich weitergekommen war, seit er vor fast zwei Jahren auf dem kreisförmigen
Campo in Remora davongegangen war.
Der Papst hatte sich zwar bei seinem Bruder damit durchgesetzt, dass die Nucci am Leben bleiben sollten, aber ungesühnt sollten ihre Verbrechen nicht bleiben.
Der Großherzog ließ verkünden, dass jeder, der den Namen Nucci trug, und alle, die in der Verkündigungskirche an ihrer Seite gekämpft hatten, für immer aus Giglia verbannt würden. Ihr Vermögen würde zudem beschlagnahmt.
»Wie ich sehe, ist ihr neues Gebäude von der Flut verschont geblieben«, sagte Niccolò. »Lasse Gabassi zu mir kommen«, befahl er einem Diener. »Ich werde ihren Palast als Ausgleich für Carlo nehmen«, wandte er sich an den Papst. »Im Palazzo Ducale will ich nicht mehr wohnen. Er ist mit unliebsamen Erinnerungen verknüpft. Ich ziehe in den exzentrischen Prachtbau und überlasse Luca diesen Palast. Und Gabassi soll mir einen überdachten Steg durch die Stadt bauen, der so hoch liegt, dass zukünftige Fluten ihn nicht erreichen, und über den ich von meinem Regierungssitz hier in mein neues Heim gelangen kann. Er kann durch das Zunftgebäude und über die Brücke fuhren.«
»Das ist nur billig«, sagte sein Bruder, »ich bin auch der Meinung, dass Matteo Nucci sein Vermögen verwirkt hat und ins Exil soll. Aber lass seine Frau und seine Töchter bleiben, bis Filippo sich so weit erholt hat, dass er die Stadt verlassen kann.«
»In Ordnung«, sagte Niccolò. »Aber sie müssen in ihrem alten Palazzo bleiben; ich will nicht zulassen, dass sie den neuen in Besitz nehmen. Und ich will außerdem öffentlich erklären lassen, dass Camillo Nucci ein Mörder war und öffentlich hingerichtet worden wäre, wenn ihn seine Strafe nicht schon durch Prinz Lucas Hand ereilt hätte. Ich will, dass Schande über die Familie kommt und dass ihr Name aus dem Gedächtnis dieser Stadt gelöscht wird.«
Lucien wartete auf Arianna, als sie zur Gesandtschaft zurückkehrte.
»Ich muss mit dir reden«, sagte sie.
»Ich mit dir auch.«
Sie entließ ihre Wachen. Die beiden saßen eine Weile schweigend im blauen Salon der Gesandtschaft. Arianna trug eines ihrer einfachsten Kleider und eine wei
ße Seidenmaske, die sie jetzt abnahm. Die Duchessa von Bellezza zeigte sich nur ihrer Kammerzofe und den nächsten Familienmitgliedern unmaskiert; seit sie Herrscherin ihrer großen Stadt war, hatte Luciano nur selten ihr Gesicht gesehen.
Er wurde
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