Stadt der Blumen strava3
Herrn, dass ich da sein werde«, erklärte er.
Sky reiste an diesem Abend schon früh in seine Welt zurück, ohne auf Nicholas zu warten. Er war genauso erschöpft wie Georgia und wollte etwas Schlaf nachholen. Seine Rolle in Talia verwirrte ihn inzwischen zunehmend. Die Stravaganti hatten nicht verhindern können, dass es Tote bei den Hochzeiten gegeben hatte, er hatte den Verletzten geholfen, so gut er konnte, aber jetzt wusste er nicht mehr, warum er die andere Welt noch besuchen sollte. Vielleicht war sein Sinn dort nur gewesen, Sandra aus den Fängen des Aals zu retten? Der Junge hätte sich sicher nicht als Novize gemeldet, wenn er sich nicht so mit »Bruder Tino«
befreundet hätte. Georgia hatte ihn ja gewarnt, dass der Grund, warum er nach Talia geholt worden war, anders sein könnte als er vermutete. Sie hatte geglaubt, dass sie in Remora gebraucht worden war, um Falco dabei zu helfen, Nicholas zu werden, aber letzten Endes hatte sie Cesare in dem verrückten Pferderennen ersetzt und dabei mitgeholfen, Bellezzas Unabhängigkeit zu stärken. Aber Sky verstand nicht, was das mit ihm und seinen Besuchen in Santa-Maria-im-Weingarten zu tun hatte. Nein, er bekam schon Kopfweh, wenn er nur an Talia dachte. In Giglia war alles so kompliziert geworden. Er wachte früh auf und machte sich so zeitig, wie er es verantworten konnte, zu Georgia auf. Paul hatte wieder in London zu tun und Rosalind sang vor sich hin, während sie sich die Haare wusch. Sky hatte den Eindruck, dass es viel weniger kompliziert war, ein Erwachsener zu sein, als ein Teenager – zumindest als ein Stravagante-Teenager. Als er bei Georgia ankam, machte Alice ihm auf. Er legte die Arme um sie und verbarg das Gesicht in ihrem Haar; es roch gut. Ob sie wohl auch unter der Dusche gesungen hatte beim Gedanken daran, den Tag mit ihm zu verbringen? »Geht es dir gut?«, fragte sie.
»Wieder viel besser«, sagte Sky. »Mein Arm heilt gut und ich bin gestern Abend schon früh zurückgekommen – ich war total fertig.«
Zusammen mit Georgia warteten sie auf Nicholas. Georgias Eltern waren schon fort und das Haus wirkte still und beruhigend. Sie machten sich Pulverkaffee und nahmen die Becher in den Garten hinaus, zusammen mit dicken Stücken eines Schokoladenkuchens, den Maura gekauft hatte. Es war sonnig und weiterhin warm, genau wie in Devon, und zwischen den Narzissen schauten schon Tulpen aus den Blumenbeeten. Sie setzten sich an den hölzernen Biertisch, an dem die Familie im Sommer draußen aß.
Georgia teilte den anderen ihre Sorgen um Nicholas mit. »Er schließt mich aus«, sagte sie. »Sonst habe ich immer gewusst, was er denkt und plant, aber jetzt weiß ich nur, dass etwas Bedrohliches in der Luft liegt.«
»Glaubst du, dass er immer noch nach Giglia zurückwill?«, fragte Alice. »Obwohl er dort doch eine Stichwunde abbekommen hat?«
»Ich glaube, er will das mehr denn je«, erwiderte Georgia. »Er hat mitgekriegt, was seine Familie in den letzten paar Tagen durchgemacht hat, und bestimmt will er bei ihnen sein.«
»Ich hätte eher erwartet, dass er froh ist nicht dort zu sein«, sagte Alice und fröstelte in dem warmen Sonnenschein. Sie wartete sehnlichst darauf, dass das Abenteuer ihrer Freunde in Talia endlich vorbei sein würde.
»Georgia hat Recht«, sagte Sky. »Ich glaube, er hat irgendeinen Plan. Er war heute bei Lucien, nachdem er seine Brüder besucht hatte.«
Es klingelte an der Haustür und die drei zuckten schuldbewusst zusammen.
Ein Trupp der großherzoglichen Soldaten begleitete Matteo Nucci und ein Dutzend seiner Anhänger bis zum nordöstlichen Stadttor. Matteo war froh, dass ihn der Weg nach Classe nicht an dem neuen Palast vorbeiführte, in den er und seine Familie nun nie mehr einziehen würden. Man hatte ihm nur die Kleider gelassen, die er am Leib trug, und das Pferd, das ihn aus der Stadt brachte. Allerdings hatte Matteo Nucci auch in anderen Städten außer Giglia Vermögen. Graziella war bis zum Tor mitgekommen und hatte versprochen Filippo und die Mädchen so schnell wie möglich nach Classe zu bringen.
»Glaube mir, ich bleibe keine Minute länger als nötig in dieser Stadt«, sagte sie verbittert. »Ich kann mir nichts Besseres für uns vorstellen als in einer Stadt zu wohnen, in der die Chimici nicht regieren.«
Sie umarmten und trennten sich.
In einem anderen Teil der Stadt wurde ein junger Knabe als Dominikaner-Novize eingekleidet. Er musste in der Kirche ein erstes Gelübde ablegen; von nun an
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