Stadt der Blumen strava3
selbst wenn er unbewaffnet war.
Der Fechtclub hatte nie so viele Mitglieder gehabt, weder männliche noch weibliche. Schon bald hatte die Schule ein Team zunächst bei den örtlichen, dann bei
den regionalen Meisterschaften antreten lassen können – und gewonnen. Als Nächstes standen nationale Wettbewerbe an und Mr Lovegrove und Nicholas Herzog trainierten das Team praktisch miteinander.
Auch an diesem Tag war Nicholas vor der Mittagspause noch in der Turnhalle und machte hundert Liegestütze. Als seine Konzentration einen Moment nachließ, warf er einen Blick zur Tür. Durch die Glasscheibe sah er ein dunkles Gesicht, das von goldbraunen Locken umrahmt war. Dann verschwand es wieder.
»Ich werde in den Palazzo Ducale ziehen, sobald die Hochzeitszeremonien vollzogen sind«, sagte Herzog Niccolò in dem prächtigen Saal seines Familienpalastes in der Via Larga zu seinen drei Söhnen und seiner Tochter. »Und Beatrice werde ich natürlich mitnehmen.«
Seine Tochter deutete einen kleinen Knicks an. Ihr war bei der unlängst erfolgten Verlobungsarie kein Ehemann zugeteilt worden und sie hatte nichts dagegen. Sie war noch jung, noch keine einundzwanzig, und sie wusste, dass ihr Vater sie brauchte. Beatrice fühlte sich seit dem Tod ihres kleinen Bruders Falco vor mehr als einem Jahr ihrem Vater noch zärtlicher zugetan. Daher lächelte sie und akzeptierte die Pläne, die der Herzog für sie hatte.
»Ich habe die nötigen Umbauten veranlasst, damit Luca und Caterina einen Flügel im Palazzo Ducale bekommen«, fuhr der Herzog fort und nickte dem Architekten Gabassi zu, der wie üblich einen Arm voll Pläne an sich drückte.
»Ich nehme doch an, dass du damit einverstanden bist?«, sagte Niccolò zu Luca, aber das war nur eine Formalität. Keiner der Anwesenden ließ es sich träumen, den Plänen des Vaters zu widersprechen.
»Carlo und Gaetano bleiben natürlich hier im Palazzo di Chimici«, fuhr der Herzog fort und nickte seinem zweiten und seinem dritten Sohn zu, »zusammen mit ihren Frauen Lucia und Francesca. Der Palast ist groß genug, um Kinder darin aufzuziehen, denke ich.«
Der Herzog freute sich auf seine Enkelkinder, auf möglichst viele. Er glaubte felsenfest daran, dass es seiner Familie vorbestimmt war, über ganz Talia zu herrschen, und er wollte sich und den seinen alle zwölf Stadtstaaten sichern. Vorzugsweise noch zu seinen Lebzeiten, aber wenn nicht, wollte er doch vor seinem Tod wissen, dass es dafür genug kleine Chimici-Prinzen und -Herzöge gab.
Luca war zufrieden. Im Palazzo Ducale zu wohnen stand einem Prinzen seines Standes und seiner Zukunft an. Und dort würde er noch mehr Gelegenheit haben, seinen Vater zu beobachten und ein würdiger Thronfolger zu werden. Der Palast in der Piazza Ducale war zwar von den Chimici in Auftrag gegeben und finanziert worden, aber kein Familienmitglied hatte dort bisher gelebt. Es war der Sitz der Regierung von Giglia, in dem sich der Stadtrat traf, aber es war auch groß genug, um den Herzog und seinen Erben aufzunehmen, die dann zudem direkt über dem Ort wohnen konnten, an dem die Gesetze erlassen wurden.
So, wie Luca der Erbe des Titels und der politischen Macht von Herzog Niccolò war, so war Prinz Carlo Niccolòs naturgegebener Nachfolger in den Finanzgeschäften. Ursprünglich hatten die Chimici ihr Vermögen mit dem Destillieren von Parfüm und anderen Essenzen gemacht, aber mit den Jahren war es außerdem durch ihr Geschick als Bankiers der großen talischen Familien und der gekrönten Häupter Europas angewachsen.
»Und unsere Arbeitssitzungen, Vater?«, fragte Carlo jetzt.
»Werden wie üblich fortgesetzt«, sagte Niccolò. »Es spielt keine Rolle, ob hier oder im Palazzo Ducale.«
Gaetano sagte nichts. Soweit er wusste, gab es für ihn keine Pläne seitens seines Vaters. Er hatte einmal befürchtet, dass er in ein Kirchenamt gezwungen und darauf vorbereitet würde, der nächste Papst zu werden, wenn sein Onkel Ferdinando starb. Doch dann hatte Niccolò ihm befohlen der schönen Duchessa von Bellezza einen Antrag zu machen. Arianna hatte ihn abgelehnt, ihn jedoch ermutigt die Frau zu fragen, die er wirklich liebte, seine Cousine Francesca. Gaetanos Vater hatte sich der Heirat nicht in den Weg gestellt, er hatte die Idee vermutlich aufgegeben, seinen dritten Sohn als unverheirateten Priester zu sehen. Aber zweifellos hatte er irgendetwas mit ihm vor; Niccolò hatte einen Plan für jeden.
Nachdem er festgestellt hatte, dass Nicholas in der
Weitere Kostenlose Bücher