Stadt der Blumen strava3
Skys Mutter als auch sich selbst zu schützen. Ihre neue Verbindung war noch so verwundbar wie ein neugeborenes Kind und sie nahmen die Gelegenheit nur zu gerne wahr, sie zu schützen. »Ich glaube, Sky ist begabt dafür«, sprang er deshalb sofort bei. »Wir haben ausgemacht, dass ich ihm ein paar Stunden gebe.«
Und wenn sich Rosalind auch wunderte, warum die Aussicht auf diese Fechtstunden alle so ernst machte, sagte sie nichts.
Sulien erwartete Sky bereits, als dieser am nächsten Morgen in Giglia auftauchte.
Es war noch früh, denn der Junge war in seiner Welt zeitig zu Bett gegangen, weil er es nicht erwarten konnte, nach Talia zu reisen. Als er erwachte, hatte er bereits die schwarz-weiße Novizenkutte an.
Sie befanden sich beide in Suliens Zelle, doch die Tür zum Laboratorium war ge
öffnet und dahinter konnte Sky die andere Tür sehen, die sich zum Kreuzgang öffnete. Die frühmorgendliche Sonne strömte herein und Sky trat in ihr Licht hinaus, ohne den Mönch zu grüßen. Er wandte sich um und sah nach: kein Schatten.
Jetzt erst sprach er Sulien an. »Erzählen Sie mir von William Dethridge«, sagte er.
Im Palazzo Ducale hatte Herzog Niccolò einen arbeitsamen Morgen mit seinem Architekten hinter sich. Die Pläne für den Umbau der Privatgemächer entwickelten sich gut. Jetzt bog Niccolò auf den benachbarten Platz ein, um die Handwerksbetriebe im Erdgeschoss des Zunfthauses zu besuchen. Die neuen Gemächer von Luca und ihm selbst sollten mit Möbeln und Zierrat ausgestattet werden, die einer Fürstenfamilie angemessen waren.
In der Werkstatt von Arnolfo Battista machte Niccolò Halt, um Tische mit Intarsien aus Marmor und Halbedelsteinen zu bestellen. Beim Silberschmied nebenan gab er einen Tafelaufsatz in Form eines Drachen mit ausgebreiteten Flügeln in Auftrag, bei den Juwelieren zuletzt noch vier dicke Ketten aus Rubinen und Perlen als Hochzeitsgeschenke für seine beiden Nichten und die jungen Cousinen.
Der Herzog war mit seinen Erledigungen sehr zufrieden. Auf dem Weg zu seinem alten Palast schlenderte er über die Piazza vor der Kathedrale. Vor Giuditta Mieles Werkstatt hielt er inne. Er konnte nicht umhin, an die lebensechte Statue seines Sohnes Falco zu denken, die anrührend persönlich und gleichzeitig sehr künstlerisch war. Der Herzog schätzte die Kunst und er schätzte Signora Miele, von der er natürlich nicht im Mindesten ahnte, dass sie eine Stravagante war.
Spontan beschloss Niccolò die Bildhauerin zu besuchen. Als er eintrat, schien sie gar nichts zu tun, denn sie starrte nur einen weißen Marmorblock an. Sie brauchte eine Weile, um ihren illustren Gast zu bemerken. Einer ihrer Schüler, die sich beeilten ihre Kappen zu ziehen und sich zu verneigen, zupfte sie am Ärmel und weckte sie aus ihren Tagräumen.
»Euer Gnaden«, sagte sie mit ihrer tiefen Stimme und versank in einem Knicks, obwohl sich das bei ihren groben Arbeitskleidern merkwürdig ausnahm.
»Maestra«, erwiderte er und zog sie huldvoll auf die Füße zurück. »Ich kam zufällig gerade vorbei.«
Einer der Schüler hatte sich befleißigt Steinstaub von einem Hocker zu wischen und eilte herbei, um dem Herzog den Sitzplatz anzubieten.
»Ich bin hier im Atelier nicht auf Besuch eingestellt«, sagte Giuditta. »Aber ich kann Euren Gnaden einen Becher Wein anbieten.«
»Danke, sehr freundlich«, sagte Niccolò und unterdrückte sein Unbehagen, sich auf den Hocker zu setzen und den einfachen Zinnbecher entgegenzunehmen, den ein anderer Schüler jetzt brachte. Vorsichtig nippte Niccolò daran und war sichtlich überrascht über die Qualität des Weins.
»Mmh«, sagte er, »Rotwein aus Bellezza. Und so ein guter Jahrgang. Ihr habt einen guten Weinhändler.«
»Es handelt sich um ein Geschenk«, sagte Giuditta. »Von der Duchessa.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Blick zu dem Marmorblock zurückschweifte.
Während sie hier artige Höflichkeiten mit dem Herzog austauschte, hätte sie die Zeit damit verbringen können, dem Block die Figur zu entlocken, die in ihm verborgen war.
Herzog Niccolò begriff sofort. »Ah«, sagte er freundlich, »Ihr habt wohl den Auftrag, sie in Stein zu hauen?«
Giuditta nickte. »Ich bin nach Bellezza gereist, um meine Skizzen zu machen, und die Duchessa wird mir einige Sitzungen gewähren, solange sie hier in Giglia weilt.«
»Soll das vor oder nach den Hochzeiten sein?«
»Vorher, Euer Gnaden.«
»Dann wird sie also schon bald erwartet? Da muss ich mich ja beeilen ihr als
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