Stadt der Blumen strava3
öffentlichen Sportcenter gebucht – und natürlich kam Georgia mit und sah zu. Die beste Gelegenheit, um Neuigkeiten auszutauschen, war, sich danach noch in einem Café zu treffen. Nicholas war andauernd in Sorge um seine talianische Familie. Obwohl ihm Sky versichert hatte, dass der Giftanschlag keine schlimmen Folgen für den Herzog gehabt hatte, hatte die Geschichte den Jungen
in Unruhe versetzt. Und die Nachricht von der Ermordung Davide Nuccis hatte alles noch verschlimmert. »Wie geht es Gaetano?«, war immer seine erste Frage.
Und sie klang jedes Mal drängender. Dann sollte alles noch schlimmer kommen.
Gleich bei einer der ersten Fechtstunden in den Ferien ließ Georgia die Bombe platzen. »Ihr wisst, dass ich Ostern mit Alice nach Devon fahre? Meine Eltern reisen nach Paris.«
»Aber Russell ist doch da, oder?«, fragte Nicholas. Georgia schnaubte verächtlich. »Als ob ich mit dem allein im Haus bleiben würde!« Während der ersten zwei Trimester an der Universität von Sussex hatte sich das Verhalten ihres Stiefbruders zwar etwas gebessert, aber sie konnte es noch immer nicht über sich bringen, allein mit ihm zusammen zu sein. »Und überhaupt, er fährt wieder nach Griechenland. Ich glaube, er hat da eine Freundin.« Sky war betroffen. Keine Alice und keine Georgia. Er versuchte sich an den Gedanken zu gewöhnen:
»Meine Freundin ist verreist.« Immerhin klang das normaler als »Meine Freundin, die Stravagante, ist verreist«. Und er würde ja noch Nicholas haben. Aber ein oder zwei Tage später wurde ihm sogar dieser Boden unter den Füßen weggezogen. Nicholas war schon einmal mit Georgia in Devon gewesen, wo sie alle reiten konnten, und Alice hatte ihn zu Ostern eingeladen. Die Mullhollands hatten nichts dagegen und Nicholas konnte sich keine geeignete Ausrede einfallen lassen und sagte zu. Sky war ein bisschen verletzt, dass Alice Nicholas aufgefordert hatte und ihn nicht.
Rosalind bemerkte, dass Sky ungewöhnlich still war. »Was ist los?«, fragte sie, nachdem er das Telefongespräch mit Nicholas beendet hatte.
»Alle gehen in den Ferien nach Devon«, sagte Sky und versuchte ein zuversichtliches Gesicht zu machen. »Erst Alice und Georgia und jetzt auch noch Nick.«
Rosalind wurde nachdenklich. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir Großmutter besuchen?«, fragte sie.
Giuditta Miele merkte so gut wie gar nichts von den zunehmenden Spannungen in Giglia. Wenn sie mit einer neuen Statue begann, dachte sie Tag und Nacht an nichts anderes. Erstmals hatte sie den Meißel vorsichtig an den Marmorblock der Duchessa gesetzt. Die junge Frau verbarg sich irgendwo da drinnen und es war ihre Aufgabe, sie herauszulocken. Egal, was Herzog Niccolò wollte, sie würde die Duchessa als Symbol für die Unabhängigkeit und Selbständigkeit ihrer Stadt porträtieren.
Giuditta hatte beschlossen sie fast wie die Galionsfigur eines Schiffes zu modellieren, die am Bug ihres Staatsschiffes stand, so wie Arianna es bei der bellezanischen Vermählung mit dem Meer getan hatte. Sie sollte maskiert sein und ihr Mantel und Haar sollten nach hinten flattern, während sie das Gesicht ihrer Stadt zuwandte, zu der sie zurückkehrte, nachdem die berühmte bellezzanische Zeremonie Wohlstand und Glück für das neue Jahr heraufbeschworen hatte.
Mit dieser Idee im Kopf arbeitete die Bildhauerin nun den ganzen Tag. Ihre jungen Schüler sahen ihr zu und versorgten sie mit Essen und Trinken. Sie hatten die Aufgabe, an einem Sarkophag mit einfachem, aber eindrucksvollem Muster zu arbeiten. Er sollte wie ein großer Korb mit Griffen aus Seilen aussehen – ein Stil, der durch das Grabmal eines Vorfahren der Chimici in Mode gekommen war.
Die Arbeit war nicht schwierig und hielt sie beschäftigt, aber jeder der Lehrlinge in der Werkstatt schielte mehr nach dem, was Giuditta machte, als nach seinem eigenen Werk.
»Komm mal her, Franco«, sagte Giuditta zu dem hübschesten der Schüler. »Stell dich gerade hin und sieh zum Fenster. Tu so, als ob du auf offener See vorne auf einem Schiff stehst.«
Franco stellte sich zaghaft auf und versuchte wie ein Seemann auszusehen.
»Nein, nein«, sagte Giuditta ungeduldig. »Du bist eine junge Frau. Stell dich doch nicht so breitbeinig hin. Du musst graziös und würdevoll aussehen, aber gleichzeitig wild und entschlossen.«
Das war ganz schön schwierig, aber der junge Franco tat sein Bestes. Seine Haut war hell und sein Haar von ungewöhnlich silbrigem Blond; seine Mutter stammte
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