Stadt der Blumen strava3
nicht mal mit Alice?« Sky war platt. Das hatte er nun überhaupt nicht erwartet. »Das möchtest du doch schon seit Ewigkeiten, nicht? Und Alice mag dich.«
Sky hatte plötzlich das Gefühl, als ob die Sonne herausgekommen sei und alle Vögel zu singen begannen. Er atmete tief ein, grinste Georgia an und sie lächelte zurück. »Na los«, sagte sie. »Sie ist da drüben. Mach es, bevor sie sich falsche Vorstellungen von dir und mir macht. Aber wir müssen noch mal über Nick reden.«
Im Palast der Nucci war das Chaos ausgebrochen. Die Brüder hatten Davide blutüberströmt nach Hause getragen und legten ihn in die Familienkapelle. Ihre Mutter und ihre Schwestern beweinten ihn mit lautem Wehklagen; ihre Schreie waren in allen umliegenden Straßen zu hören. Schließlich überließen die Männer den Leichnam den Frauen und kauerten sich im Arbeitszimmer von Matteo zusammen. Diener brachten Wein und Camillo trank in tiefen Zügen.
In einem Winkel seines von Trauer gepeinigten Hirns wusste er, dass er in gewisser Weise verantwortlich für den Tod Davides war. Der Junge wäre nicht von einem di Chimici erstochen worden, wenn er selbst den Herzog nicht vergiftet hätte. Aber es ging einfach nicht an, dass er solche Gedanken zuließ. Die einzige Möglichkeit, den Verstand nicht zu verlieren, war die, sich selbst einzureden, dass die verhassten Chimici wieder zugeschlagen hatten. Sie hatten seinen kleinen Bruder umgebracht, genauso, wie sie seinen Onkel umgebracht hatten. Und nur noch mehr Blutvergießen würde Camillo erleichtern.
Der Diener, der Matteo Nucci Wein einschenkte, raunte seinem Herrn etwas ins Ohr. Der Kaufmann fuhr zusammen und richtete den scharfen Blick auf seinen ältesten Sohn.
»Wie ich höre, ist heute ein Anschlag auf Herzog Niccolòs Leben verübt worden«, sagte er.
»Ha!«, schnaubte Camillo. »Wohl etwas mehr als nur ein Anschlag, würde ich sagen.«
»Sage lieber nichts«, fuhr ihn sein Vater an. »Der Herzog lebt. Und mein Junge liegt tot in der Kapelle.«
Camillo starrte ihn an. »Das ist doch nicht möglich!«
Der milde Abend, den Camillo mit selbstgefälligem Flanieren über den Platz begonnen hatte, weil er stolz darauf war, die Stadt von einem Tyrannen befreit zu haben, verwandelte sich in eine schwarze Nacht der Verzweiflung.
»Du scheinst ja gut darüber Bescheid zu wissen«, sagte Matteo. »Aber was du nicht weißt, ist, dass der Herzog von dem Prior der Kirche hier geheilt worden ist.
Hast du nichts Besseres im Kopf, als eine Familie zu vergiften, die danach benannt ist, dass sie sich in der Arzneikunde auskennt? Ihnen stehen Mittel zur Verfügung, die sonst keiner hat. Und machen sie sich noch die Mühe mit Gift?
Nein, sie rächen sich mit dem Messer.« Der alte Mann begann zu weinen.
»Vergib mir, Vater«, sagte Camillo verzweifelt. »Aber ich werde ihn rächen. Ich werde Davides Tod rächen. Ich werde nicht ruhen, bis die Straßen von Giglia überflutet sind mit dem Blut der Chimici!«
»Und was soll das nützen?«, kam eine Stimme von der Tür. Graziella Nucci hatte sich schon in die schwarzen Gewänder gehüllt, die sie von nun an tragen würde.
»Bringt mir das meinen Sohn Davide zurück? Nein. Du wirst nichts anderes erreichen als weitere Tote in beiden Familien, weitere jammernde Frauen, mehr Arbeit für die Priester und Totengräber. Ich beneide Benedetta di Chimici, dass sie schon unter der Erde ist, wo sie keine Angst mehr zu haben braucht, dass ihre Kinder ermordet werden.«
Camillo liebte und verehrte seine Mutter und respektierte ihr Leid. Doch noch während er ihr versprach den Rachefeldzug nicht fortzusetzen, hatte er bereits fest vor sein Wort zu brechen.
Sandro war schockiert. Noch nie hatte er einen Mann sterben sehen und dieser war nicht viel älter als er selbst. Er nahm den kleinen, streunenden Hund auf den Arm und trug ihn zurück zu seinem Quartier. Der Appetit war ihm vergangen und er war froh, dem Tier die Hälfte von seiner Leber mit Zwiebeln abgeben zu können. Der Hund verschlang das Mahl und wedelte mit dem Schwanz.
»Du bist ja wohl genauso schlimm dran wie ich«, sagte Sandro. »Ein Gassenstreuner, der alles tut für eine Mahlzeit.«
Er wusste, dass Prinz Carlo den Dolchstoß ausgeführt hatte, aber er hatte gesehen, wie ihn der Aal zu der Stelle geführt hatte und ihm wie ein Wolf, der ein wehrloses Lamm ausmacht, auffordernd zugenickt hatte, als der Junge hinter seinen Brüdern zurückgeblieben war.
Sein Herr war also nicht nur ein
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