Stadt der Blumen strava3
anzuschließen.
Enrico war ganz sicher, dass der Großherzog eines Tages König von Talia würde.
Und wenn nicht dieser Großherzog, dann zumindest der nächste.
Er nahm sich vor Prinz Luca zu hofieren. Das einzige Haar in Enricos Suppe war, dass sein Netz von Spitzeln nicht so perfekt funktionierte, wie er sich erhofft hat
te. Er wollte harte Fakten über die Vorhaben der Nucci. Immerhin hatten sie schon einen Anschlag auf ein Chimici-Leben verübt, ehe Davide umgebracht worden war. Bestimmt planten sie wieder etwas. Die Frage war nur, ob sie bis zu den Hochzeiten warten würden, wenn alle Chimici in der Stadt wären, oder die Karten schon früher aufdeckten.
Wie auch immer, der Aal freute sich auf eine Zukunft im Überfluss. Nun gut, er schien wohl den Einfluss auf seinen jüngsten Spitzel zu verlieren, der missge
launt und ausweichend geworden war, aber er hatte noch viele andere.
Nur eines fehlte dem Aal in seinem Leben, und das war die Fürsorglichkeit und Kameradschaft einer Frau. Seit damals seine Verlobte, Giuliana, auf so geheim
nisvolle Weise in Bellezza verschwunden war, hatte Enrico den Frauen entsagt.
Es war unerklärlich gewesen; sie hatten kurz vor der Hochzeit gestanden, Giulia
na hatte ihr Kleid bereits bestellt und freute sich auf die Trauung. Dann war sie plötzlich ohne ein Wort oder eine Nachricht verschwunden.
Die einzige Erklärung, die er sich vorstellen konnte, war, dass sie einen anderen kennen gelernt hatte und mit ihm davongelaufen war, jemand, der ihr so viel bot, dass sie nicht nur Enrico, sondern auch die ganze Familie ohne Lebewohl verließ. Sie hatte ihre Täuschung so gut vorbereitet, dass ihr Vater vorbeige
kommen war und Enrico vorgeworfen hatte, seine Tochter entführt zu haben.
Aber Enrico hatte keine Ahnung von ihrer Flucht gehabt.
Das war nun jedoch schon eine Weile her und Enrico hatte sich vom Entschluss des Herzogs, sich wieder zu verheiraten, anstecken lasen. Wenn ein trauernder Witwer dazu fähig war, dann musste das doch auch einem kleinen einmal ent
täuschten Spitzel gelingen. Enrico war offen für eine neue Romanze!
»Das meinst du doch nicht ernst«, sagte Gaetano. »Du bist einfach aufgebracht.
Möglicherweise wird gar nichts daraus.«
»Ich sage nichts, was ich nicht auch meine«, erwiderte Lucien. »Ich meine es wirklich ernst. Ich bringe ihn um, wenn er sie zu heiraten versucht. Es tut mir Leid, dass er dein Vater ist, aber ich mache es.«
Die drei Jungen befanden sich noch immer im Kreuzgang. Sky war beeindruckt, wie nahe Lucien und der Chimici-Prinz sich zu stehen schienen. Von Georgia hat
te er über ihre gemeinsamen Erlebnisse in Remora gehört und er wusste, dass die Ereignisse um Falco ein starkes Band zwischen ihnen geschmiedet hatten.
»Was meinst du dazu, Sky?«, fragte Lucien.
»Was weiß ich schon? Ich kenne meinen Vater ja nicht mal. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es auf Gaetano wirkt, wenn du seinen bedrohst.«
»Ich fürchte mehr für dich als für den Herzog«, sagte Gaetano. »Wenn du ihm in die Quere kommst, kann er dich mit einem Wimpernschlag hinwegfegen. Er wür
de dich nicht mal an sich heranlassen.«
»Vielleicht sollte Luciano auch Fechtunterricht nehmen«, sagte Sky. Er machte eigentlich nur einen Scherz und versuchte die Atmosphäre aufzulockern. Aber die beiden anderen gingen sofort darauf ein.
»Könntest du es mir beibringen, Gaetano?«, fragte Lucien.
»Aber sicher«, erwiderte der Prinz. »Hast du es schon mal probiert?«
»Ein wenig, in Bellezza. Ich hab ein bisschen Degen fechten und Dolch werfen geübt, mit Guido Parola.«
»Wer ist das?«, fragte Sky.
Lucien lächelte zum ersten Mal seit dem Essen beim Herzog.
»Er ist ein bekehrter Meuchelmörder, den ich zufällig kenne«, berichtete er. Da
bei dachte er an seine erste Begegnung mit dem rothaarigen Bellezzaner, der damals versucht hatte, die vorige Duchessa zu töten. »Er ist in Diensten von Ro
dolfos Freundin Silvia.«
»Der klingt doch wie ein guter Lehrer«, meinte Gaetano. »Aber wir sollten sofort damit anfangen. Ich besorge ein paar Degen und komme wieder her.«
»Hast du wirklich nichts dagegen?«, fragte Lucien. »Denk daran, dass ich alles, was ich lerne, gegen den Herzog anwenden will.«
Gaetano lächelte sein schiefes Lächeln. »Hoffen wir mal, dass es nicht so weit kommt«, sagte er. »Aber ich will, dass du dich verteidigen kannst.«
Sky blieb nicht sehr lange in Giglia; er war zu müde. Daher holte er mehrere Stunden
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