Stadt der Blumen strava3
sage, wie du meinen Vater töten sollst«, sagte Gaetano. »Egal, was er getan hat oder was er plant. Wäre es nicht besser, mit Arianna zu reden und herauszufinden, was sie von dieser Hochzeit hält?«
»Der Herzog hat ihr den Antrag ja noch nicht einmal gemacht«, sagte Lucien.
»Aber sie wird in ein oder zwei Tagen ankommen und ich nehme an, Rodolfo wird ihr erzählen, was dein Vater vorhat, sobald sie da ist. Trotzdem, das wird nicht leicht. All die Zeit, als du um sie geworben hast, hat sie kein Wort zu mir gesagt.
Ich glaube, ein Antrag der Chimici läuft für Arianna unter Staatsraison, es ist keine Herzensangelegenheit.«
»Ich glaube, für meinen Vater läuft es ebenfalls unter Staatsraison«, sagte Gaetano finster. »Ich bezweifle, dass er Arianna von einer seiner eigenen Nichten unterscheiden könnte, wenn sie ihm nicht als Duchessa von Bellezza vorgestellt würde.«
Ein struppiger Junge mit einem noch struppigeren Hund an einer Schnur beobachtete die beiden, während sie sich unterhielten. Er hatte bemerkt, wie sie kämpften, als er auf dem Weg von seinem Quartier zum Platz der Kathedrale vorbeikam. Dann hatte er in dem einen den unansehnlichsten Chimici-Prinzen erkannt, und das hatte seine Neugier angestachelt.
Sandro kannte die Piazza der Verkündigungskirche gut. ihn faszinierte jedoch weniger die Kirche als vielmehr das große Waisenhaus an einer der anderen Seiten des Platzes. Das Ospedale della Misericordia hatte die gleichen Bogengänge wie die Kirche. In einem der Bögen lag die berühmte Ruota degli Innocenti, das Rad der Unschuldigen, und das zog Sandro magisch an.
In einer breiten, fensterartigen Öffnung lag waagerecht ein Rad, das mit einer seitlichen Kurbel in Bewegung gesetzt wurde. Verzweifelte Mütter, die zu viele
Münder zu füttern oder keinen Ehemann hatten, kamen her, gewöhnlich des Nachts, legten ihren Säugling auf das Rad und kurbelten so lange, bis ihre erbarmungswürdigen Bündel laut schrien. Das Weinen der Säuglinge erregte dann unfehlbar die Aufmerksamkeit der Nonne, die gerade Nachtdienst hatte, und das Kind würde in das Waisenhaus aufgenommen werden.
Gelegentlich hatte ein Kind Glück und eine reiche Dame ohne eigene Kinder kam und suchte sich einen gesunden, lachenden Säugling aus, meistens einen Jungen, und nahm ihn mit in ein Leben in Müßiggang und Überfluss. In Sandros Waisenhauszeit war das jedoch nicht vorgekommen. Solche Damen gingen immer zuerst zu den Barmherzigen Schwestern. Immer wieder hatte er sich gefragt, warum ihn seine Mutter unter den Arkaden dieser Piazza hatte liegen lassen, statt in dem einzigen andere Waisenhaus der Stadt mit einem Rad der Unschuldigen. Wollte sie damit sagen, dass er keine andere Mutter bekommen sollte?
Wenn ihn solche Gedanken quälten, umging er den Verkündigungsplatz wochenlang, aber zum Schluss zog es ihn doch wieder dorthin zurück. Heute blieb er kurz stehen, um abzuwarten, ob der Prinz und sein Freund wieder zu fechten anfangen würden. Doch dann gab er auf und begab sich zurück zum Palast der Nucci.
Sky schaffte noch ein kurzes Treffen mit Nicholas und Georgia, ehe sie mit Alice den Zug nach Devon bestiegen. Nicholas hatte ein Paar Florette mitgebracht.
»Bring du sie für uns mit, weil ihr doch mit dem Auto kommt«, sagte er. »Und wir üben, sooft es geht. Das Haus von Alice ist riesig.«
»Aber sie findet es sicher nicht besonders gut, wenn ich komme und die ganze Zeit mit dir fechte!«, sagte Sky. Dennoch legte er die Florette unter sein Bett.
»Hast du irgendwas Neues über die Talismane rausgefunden?«, wollte Georgia wissen. »Haben Lucien und Rodolfo Erfolg gehabt, sie für andere Städte brauchbar zu machen?«
»Keine Ahnung«, sagte Sky. »Ich habe Rodolfo seit dem Essen beim Herzog nicht mehr gesehen und Lucien hat andere Dinge im Kopf.«
»Arianna«, sagte Georgia leise.
»Wohl eher den Herzog, würde ich sagen«, erwiderte Sky. »Gaetano bringt ihm Fechten bei, so wie du mir, Nick.«
»Mein Bruder bringt Lucien bei, wie er gegen meinen Vater kämpfen kann?«, fragte Nicholas. Seine großen braunen Augen waren weit aufgerissen. Sky lächelte. »Nein, nicht direkt. Ich glaube, er hofft, dass es nicht dazu kommt. Aber Lucien ist schon ganz geschickt mit dem Florett. Er hat erzählt, dass es ihm ein Typ aus Bellezza, ein gewisser Parola, beigebracht hat.«
Georgia schnaubte. »Da muss es sich um Guido, den Meuchelmörder, handeln.
Er hat versucht die Duchessa zu ermorden, als Lucien ihn
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