Stadt der Blumen strava3
Staatsschiffes.«
»Oder als Galionsfigur«, sagte eine Stimme von der Tür. Guido Parolas Hand fuhr an das Schwert an seinem Gürtel, als eine weißhaarige Gestalt eintrat. Nicholas zog sich in den Hintergrund zurück und zog die Kapuze über die Stirn.
»Guten Morgen, Maestra«, sagte der Herzog. »Und guten Morgen, Bruder Ce
lestino. Ich hoffe, Eurem Prior geht es gut? Ausgezeichnet. Wollt Ihr mir Eure bezaubernde Kundin nicht vorstellen, Giuditta? Offensichtlich kennt sie die schö
ne Herrscherin von Bellezza gut.«
»Das ist Signora Silvia Bellini«, sagte Giuditta schlagfertig. »Aus Padavia. Soviel ich weiß, hat die Signora die Duchessa bei einem Besuch in der Lagunenstadt gesehen.«
»So ist es, Euer Gnaden«, sagte Silvia und spielte plötzlich die verlegene und törichte Frau, die von der Anwesenheit des großen Mannes völlig verwirrt war.
Sie knickste und bedeutete ihrem Diener sich vor dem Herzog zu verbeugen.
»Mein verstorbener Gatte hatte Verbindung nach Bellezza und ich habe die junge Duchessa dort bei einem Festakt erlebt.« Sie legte die Hand aufs Herz, als ob es vor Ehrfurcht über die Anwesenheit des Herzogs heftig pochte.
»Sehr erfreut«, sagte der Herzog und zog Silvias andere Hand an die Lippen.
»Lasst euch bitte nicht in Eurer Unterhaltung mit der Meisterin stören – ich bin nur gekommen, um das Werk, das sie geschaffen hat, zu betrachten. Sein Ruf verbreitet sich bereits in ganz Giglia.«
Gott sei Dank, dass Lucien nicht da ist, dachte Sky. Er würde wahrscheinlich ver
suchen den Herzog zu durchbohren. Selbst Guido Parola hatte immer noch die Hand am Schwert. Herzog Niccolò trat auf die Statue zu und streichelte die weiße Marmorwange. Die Spannung in der Werkstatt war unerträglich.
»Aha«, sagte er, »sie hält also doch keinen Vertrag in Händen.«
»Ich habe sie so gemacht, wie ich sie sehe, Euer Gnaden«, sagte Giuditta.
»Ich habe meine Angelegenheit hier erledigt, Euer Gnaden«, sagte Silvia und bedeutete Sky stumm aufzubrechen.
»Ich ebenfalls«, sagte dieser, der den Wink verstanden hatte. »Wir kehren ins Kloster zurück.«
»Und wie steht es mit der anderen entzückenden Dame?«, fragte der Herzog, ohne den Blick von der Statue zu nehmen. Er hatte Georgia also bemerkt.
»Sie ist eines meiner Modelle«, sagte Giuditta. »Du kannst jetzt ein wenig Pause machen und mit den Lehrlingen zurückkommen«, wandte sie sich an Georgia.
Langsam verließen sie alle das Atelier und entkamen der Anwesenheit des Her
zogs. Kaum waren sie draußen, winkte Silvia den anderen ihr in eine nahe gele
gene Taverne zu folgen. Während sie sich alle aufgeregt auf den Holzbänken nie
derließen, bestellte Silvia Rotwein, obwohl es noch mitten am Vormittag war.
Und als der Wein gebracht wurde, tranken alle mit tiefen Zügen.
»Das war knapp«, sagte sie leichthin, doch Sky bemerkte, dass ihre Hand, die den Kelch hielt, zitterte.
Parola nahm mit seinem Wein an der Tür Stellung. Jetzt, wo Nicholas die Kapuze zurückgeschlagen hatte, sah man, wie weiß sein Gesicht war.
»Ich hätte ihn nicht wieder erkannt«, sagte er. »Ich würde eher sagen, dass hier in Giglia einige Jahre vergangen sind – so alt hat er ausgesehen.«
»Das lag am Tod des jungen Prinzen Falco, heißt es«, sagte Silvia leise.
»Was für ein Glück, dass er Nicholas nicht entdeckt hat«, meinte Georgia.
»Er hat ihn nicht erwähnt«, sagte Silvia. »Aber das bedeutet noch gar nichts.«
Mitten in der Nacht wachte Alice plötzlich auf. Sie schlief in Georgias Bett und Georgia lag in einem Schlafsack auf dem Boden. Alice sah hinüber zum Körper ihrer Freundin. Ihre Brust hob und senkte sich sanft beim Atmen. Georgia hatte gesagt, dass man ihr nichts von der Stravaganza ansehen könnte, aber Alice betrachtete sie dennoch eingehend. Danach konnte sie kaum wieder einschlafen. Es kam ihr so vor, als ob sie Stunden wach läge, während sie sich die drei anderen in ihrer geheimen Welt vorstellte. Der Gedanke war einfach zu abartig, dass ihre Körper schlafend in dieser Welt lagen, während sie als Doppelgänger in der anderen Welt Abenteuer erlebten. Alice würde es nicht glauben – konnte es einfach nicht –, solange sie es nicht selbst erlebt hatte. Wenn es jedoch tatsächlich stimmte, dann machte es ihr Angst. Talia schien ein sehr gefährliches Land zu sein. Sky hatte ihr zwar nicht alles erzählt, aber doch genug über Messerstechereien und Giftanschläge, dass sie das Land für sehr beunruhigend
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