Stadt der Blumen strava3
hielt.
Was würde wohl passieren, wenn sie Georgia wachrütteln würde? Alice fühlte sich furchtbar einsam.
Am gleichen Nachmittag trafen sich die Stravaganti in Silvias Unterkunft. Sky hatte ein schlechtes Gewissen, dass er Sandro vernachlässigte, aber er konnte das Treffen nicht sausen lassen. Und er verstand allmählich, dass er nicht mit Georgia im Schlepptau im Kloster auftauchen konnte; zum ersten Mal war seine Novizentracht hinderlich. Silvia war der gleichen Ansicht; sie hatte Georgia deshalb extra ein rotes Tuch gegeben, unter dem sie ihr Haar verstecken konnte.
Jetzt wurde Georgia auf das Herzlichste von William Dethridge gedrückt und von Rodolfo und Sulien begrüßt. Das Schönste für sie war natürlich die Umarmung von Lucien, eine lange und herzliche Umarmung, wenn auch nur rein freundschaftlich.
»Acht der Bruderschaft in einem Raum«, sagte Rodolfo. »Es ist eine Ehre, euch alle hier zu haben. Jetzt können wir uns vielleicht doch Hoffnung machen, die Stadt in ihrer Zeit der Gefahr zu retten.«
»Ach übrigens«, sagte Sky, »wäre es nicht noch besser, neun zu haben?«
Sulien hatte ja bereits von Alice gehört und natürlich wussten Georgia und Nicholas von ihr, aber es blieben immer noch vier Stravaganti, die überzeugt werden mussten, dass noch ein Talisman in die andere Welt gebracht werden musste.
Lucien wusste zumindest, wer Alice war, aber die anderen waren doch überrascht, dass jemand aus Eigeninitiative nach Talia kommen wollte.
»Nur so kann ich sie davon überzeugen, dass wir nicht lügen«, sagte Sky. Es war ihm schrecklich peinlich, dass er mit diesen ehrwürdigen Erwachsenen über seine Freundin sprechen musste. Georgia kam ihm zu Hilfe, ermutigt durch die Tatsache, das sie wieder in Luciens Gesellschaft war.
»Alice ist meine beste Freundin«, sagte sie schlicht. »Und sie war so unglücklich, weil sie der Meinung war, dass Sky etwas mit mir angefangen hatte. Er hat ja viel Zeit mit mir und Nicholas verbracht, mit den Fechtstunden und den Gesprächen über Talia.«
»Es sind also unsere Geheimnisse und unsere Probleme, die euch in Schwierigkeiten gebracht haben?«, fragte Rodolfo. »Ihr seid bereit, in Talia euer Leben zu riskieren, um andere zu retten, und wir haben gar nichts für euch getan. Ich finde, wir sollten in eure Bitte einwilligen. Was meinen die anderen?«
»Klar, je mehr, desto besser«, sagte Lucien etwas unwillig. Er fand, dass die Sache mit den Stravaganti aus seiner Welt etwas aus dem Ruder lief; sollte denn noch die ganze Barnsbury-Gesamtschule hier auflaufen? Da konnten sie ja gleich einen interdimensionalen Bus chartern.
»Gemach«, sagte Dethridge. »Wenn das Mädchen herbeireisen soll, wer bringt ihr den Talisman? In einem Bruderhaus kann sie nicht eintreffen.«
»Dann muss ich wohl hin, nehme ich an«, sagte Giuditta. »Ich war ja schon mal dort.«
Georgia fühlte sich höchst unbehaglich. Alle im Raum wussten, dass sie Giudittas Talisman nicht angenommen hatte, aber den Gedanken, dass Alice den Widder jetzt bekam, der für sie gemacht worden war, konnte sie nicht ertragen.
»Ich bringe ihr etwas aus dem Atelier«, fuhr die Bildhauerin fort. »Dann wird sie hier landen. Aber mein Rat ist, dass sie nur für eine einzige Stravaganza kommt, um den Wahrheitsgehalt der Geschichte ihrer Freunde bestätigt zu bekommen.«
Sandro hatte keine Lust mehr, zu spionieren. Er glaubte einfach nicht, dass von den Nucci irgendeine Gefahr ausging, trotz ihres Wehrturms und ihrer vielen Waffen. Er war es einfach leid, vor ihrem alten Palast herumzuhängen; viel lieber hätte er mit Bruder Tino die Stadt erkundet. Dann musste er jedoch daran denken, wie Tino ohne einen Blick zurück mit dem neuen Novizen losgezogen war.
Fratello war eben doch sein einziger wahrer Freund, dachte Sandro und bückte sich, um dem Hund die Ohren zu kraulen. Und da fiel sein Blick auf ein Paar schwarzer Schuhe mit silbernen Schnallen. Ein unangenehmer Geruch und das Knurren in Fratellos Kehle sagte ihm, dass sein Herr anwesend war.
»Wie geht es so, kleiner Sperling?«, sagte Enrico leutselig. »Tut sich was bei unseren Freunden dort drüben?«
»Nichts«, erwiderte Sandro. »Es gibt rein gar nichts zu berichten. Kann ich nicht irgendwo anders spionieren?«
»Und genau in dem Moment passiert dann was, glaub mir«, sagte Enrico. »Was ist mit dem Kloster? Gibt es dort was Interessantes?«
Das Interessanteste am Kloster war nach Sandras Meinung die Tatsache, dass er dort lesen
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