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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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beigebracht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Nicht der Orden. Mein Vater. Und es ist alles andere als perfekt. Ich vergesse meistens die wichtigsten Dinge auf meinem Einkaufszettel. Aber ich bin darin geschult, eine Situation auf mögliche Gefahren hin zu untersuchen, und bei sieben Gestaltwandlern, die mitten in der Nacht auf einer Straße eine Leiche einsammeln, wimmelt es nur so von Gefahren. Jetzt bist du dran mit Auspacken.«
    »Also gut.« Curran kam zu mir auf die Straße. »Sie wurde nicht hier getötet. Der Blutgeruch ist schwach, und der Boden ist nicht befleckt, aber schmutzig – also ist das Pflaster nicht gereinigt worden. Der Körper wurde in mindestens sechs Teile zerstückelt. Das hier ist nur der Abladeort, der ausgewählt wurde, weil eines unserer Büros nur acht Blocks von hier entfernt ist. Näher konnten sie unserem Territorium kaum kommen, ohne von einer Patrouille aufgehalten zu werden. Die Täter waren mindestens zu dritt, und sie riechen nicht menschlich. Ich weiß nicht, was sie sind, aber ihr Geruch gefällt mir nicht.«
    Das wurde ja immer schöner.
    »Viel mehr als das kann ich dir nicht sagen, nur dass Jim seine beste Putztruppe bei sich hatte. Ich kenne jeden Einzelnen von denen, die du mir beschrieben hast. Und das sind alles sehr fähige Leute.«
    Und keiner von denen hatte ihm etwas von der Sache gesagt. Die große Frage war: Wieso?
    »Wenn sie einmal angenommen wurde, kann die Mitarbeit des Ordens nicht wieder abgelehnt werden«, sagte ich. »Ich bin jetzt in diese Ermittlungen eingeschaltet. Das bedeutet, dass ich auf euer Territorium kommen und unangenehme Fragen stellen werde.«
    »Ich werde ebenfalls einige Fragen stellen.« Currans Augen leuchteten golden. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Ich hätte jetzt nicht in Jims Haut stecken mögen.
    »Ich melde mich bei dir, damit für diese Vernehmungen Termine gemacht werden können.« Dann machte er kehrt und ging, ließ mich dort ganz allein auf der Straße stehen. Der Herr der Bestien – ein Mann, der über Kleinkram wie »Danke« und »Auf Wiedersehen« erhaben war.
    Auf dem Rückweg wurde mir bewusst, dass es Curran und mir in den sechs Monaten, die wir uns nun kannten, soeben zum ersten Mal gelungen war, ein Gespräch miteinander zu führen und unserer Wege zu gehen, ohne dass wir einander anschließend umbringen wollten. Ich fand das zutiefst beunruhigend.

Kapitel 7
    V or meiner Wohnungstür erwartete mich ein in braunes Packpapier eingeschlagenes Päckchen. Ich blieb stehen und überlegte, wie es angehen konnte, dass es noch nicht gestohlen worden war. Die Wohnung, die ich von Greg geerbt hatte, befand sich zwar nicht in der schlimmsten Gegend der Stadt, in der besten aber wahrlich auch nicht. Mein ehemaliger Vormund und Mentor war nicht um seine Sicherheit besorgt gewesen – er hatte die Wohnung gekauft, weil es von dort nicht weit zum Orden war.
    Ich beäugte das Päckchen stirnrunzelnd. Es lag auf dem schmuddeligen Treppenabsatz vor meiner nagelneuen Tür – die alte hatte ausgetauscht werden müssen, nachdem ein Dämon hindurchgeplatzt war. Ich galt zwar in der Nachbarschaft als »die Spinnerin mit dem Schwert aus 32B« – ein Ruf, den ich liebevoll hegte und pflegte – , aber ein unbewachtes Päckchen hätte dennoch normalerweise in Sekundenschnelle gemopst sein müssen.
    Vielleicht enthielt es eine Bombe.
    Ich zog Slayer. Der Lichtschein, der durch das rußige Treppenhausfenster fiel, legte einen perlmuttfarbenen Schimmer auf das beinahe weiße Metall der Klinge. Ich stupste das Päckchen vorsichtig mit der Schwertspitze an und sprang für alle Fälle beiseite.
    Nichts.
    Das Päckchen lag friedlich da und regte sich nicht. Ja, ja, aber sobald ich es aufhob, würden Klingen daraus hervorschießen und mir die Hände zerschneiden.
    Ich hockte mich hin, schnitt die Paketschnur durch und schob vorsichtig das Packpapier auseinander. Grüner Seidenstoff und ein kleines Kärtchen kamen zum Vorschein. Ich klappte das Kärtchen auf. Bitte ruf mich an. Saiman .
    Leise vor mich hin fluchend, trug ich das Päckchen in die Wohnung. Der Anrufbeantworter hatte keine neuen Nachrichten für mich. Kein Wort von Derek.
    Ich riss das Packpapier auf und warf den Inhalt des Päckchens auf mein Bett. Eine weite Seidenhose in einem hellen Purpurton, grüne Pumps und ein Áo dài – das vietnamesische Nationalkleid. Die Kleidungsstücke waren von erlesener Qualität, vor allem das Áo dài, das aus farngrüner Seide geschneidert und

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