Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Bewusstsein?«
    »Nein. Ich tu bloß gern so.«
    In Saimans Hand klickte eine Fernbedienung. Der Wagen antwortete mit einem seltsamen Signal.
    »Was war das?«
    »Mein Sicherheitssystem. Ich kann niemandem empfehlen, dieses Fahrzeug anzurühren. Gehen wir?« Er bot mir seinen Ellenbogen an. Ich legte die Finger auf seinen Arm. Geschäft war Geschäft. Und ich war an diesem Abend sein hübsch anzusehendes Anhängsel.
    Immerhin fügte ich mich optisch bestens in diese Rolle. Ich hatte mir das Haar hochgebunden und den Knoten mit ein paar Holzstäbchen festgesteckt. Und ich hatte sogar etwas Make-up aufgelegt, passend zum Áo dài. Das Kleid verlieh mir einen exotischen Touch, und mit Mascara und dunklem Lidschatten ergänzte ich das um eine faszinierende Note. Hübsch würde ich nie sein – aber eindrucksvoll, das kriegte ich hin.
    Mitten auf dem ausgedehnten Parkplatz erhob sich vor uns ein großes Gebäude. Es hatte eine Backsteinfassade, war von ovaler Gestalt, drei Stockwerke hoch und erstreckte sich unabsehbar weit in die Dunkelheit hinein. Gebäude von diesen Ausmaßen gab es in Atlanta nicht allzu viele.
    Der Ort kam mir irgendwie bekannt vor. »War hier nicht früher mal was anderes?«, fragte ich.
    »Das Cooler. Das war früher das Eissportstadion von Atlanta. Wir haben natürlich einige Umbauten vorgenommen.«
    Bei dem »wir« musste ich schlucken. »Willst du damit sagen, dass du Mitglied des Hauses bist, Saiman?«
    »Nein. Aber Thomas Durand ist Mitglied.« Er wies mit einer eleganten Handbewegung auf sein neues Gesicht.
    Ich ging also nicht nur als Tussi verkleidet zu einem illegalen Turnier, sondern mein Begleiter war auch noch Teilhaber an der ganzen Chose. Na großartig. Da ich Glücksspiel und illegale Wettkämpfe nun schon beisammenhatte, konnte ich mir anschließend eigentlich auch noch ein paar harte Drogen reinziehen und die eine oder andere Edelnutte engagieren. Ich seufzte und gab mir Mühe, so zu gucken, als würde ich meinen Lebensunterhalt nicht als Killerin verdienen.
    »Sind das Klingen da in deinem Haar?«, fragte Saiman.
    »Nein. Sich Klingen ins Haar zu stecken wäre keine gute Idee.«
    »Wieso nicht?«
    »Erstens könnte man einen Kopfstoß abbekommen, dann würde man sich damit womöglich selbst Schnittwunden zuziehen. Und zweitens müsste man die Klingen ja unweigerlich irgendwann zücken. Und ich hätte keine Lust, mit einer dramatischen Geste meine im Haar verborgenen Waffen zu ziehen und gleich darauf mit einer zerschnittenen Frisur oder einer Halbglatze dazustehen.«
    Gut hundert Meter vor der Arena ragte ein hölzerner Turm in den Himmel, nah genug, um das gesamte Dach des Gebäudes mit dem Feuer der Maschinengewehre und der anderen Geschütze einzudecken, die auf einer Plattform an seiner Spitze angebracht waren. Die Besatzung des Turms trug eine unverkennbare schwarz-rote Uniform.
    »Die Red Guard?«
    »Ja.«
    »Mit Gladiatorenkämpfen kann man offenbar gutes Geld verdienen.« Sonst wären die Gastgeber dieser bescheidenen kleinen Geselligkeit wohl kaum in der Lage gewesen, die teuerste Wachschutztruppe der Stadt zu engagieren. Ich kannte ein paar Mitarbeiter der Red Guard, und sie waren alle ihr Salär wert. Ein paar Jahre zuvor hatte ich wegen der Aussicht auf ein geregeltes Einkommen selbst überlegt, mich dort anheuern zu lassen, hatte es der allzu langweiligen Arbeit wegen dann aber doch nicht getan.
    »Das Kolosseum, der Stolz des alten Rom, bot fünfzigtausend Zuschauern Platz.« Saiman gestattete sich ein Lächeln. »Fünfzigtausend Zuschauer – und das zu einer Zeit, da Pferde das fortschrittlichste Verkehrsmittel darstellten. Ja, mit solchen Kämpfen lässt sich durchaus gutes Geld verdienen. Aber sie locken auch Unruhestifter an, und deshalb patrouilliert der Wachschutz sowohl außen ums Gebäude als auch im Innern, zumal im Erdgeschoss, rings um die Grube, in der die Kämpfe stattfinden. Dort befinden sich auch die Räumlichkeiten der Kämpfer, und das Haus duldet außerhalb der Grube keinerlei Handgreiflichkeiten.«
    Mein Abend war soeben noch ein ganzes Stück verzwickter geworden. Ich musste Saiman begleiten, ihm mithilfe der Ninja-Fähigkeiten, die ich gar nicht besaß, im richtigen Moment entwischen, mich an der fähigsten Wachschutzmannschaft von ganz Atlanta vorbeischleichen, in das vor Gladiatoren nur so wimmelnde Erdgeschoss vordringen, das Mädchen mit den dunklen Haaren finden, ihr den Zettel übergeben und zu Saiman zurückkehren, ehe der irgendeinen

Weitere Kostenlose Bücher