Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Verdacht schöpfen konnte. Ein Klacks, eine Kleinigkeit, so was schaffte ich im Schlaf. Wieder einmal verspürte ich das dringende Bedürfnis, Derek ordentlich aufs Maul zu hauen.
    Wir überschritten eine fünfzig Zentimeter breite, leuchtend weiße Linie auf dem Pflaster.
    »Wozu diese Linie?«
    »Wir befinden uns nun unter dem Schutz der Red Guard«, erwiderte Saiman. »Innerhalb dieser Linie kümmern sie sich um unser Wohlergehen – bis zu einem bestimmten Punkt. Außerhalb der Linie sind wir auf uns allein gestellt.«
    »Gab es schon Todesfälle auf diesem Parkplatz?«
    »Wenn du keine Mitarbeiterin des Ordens wärest, würde ich dir sagen, dass es im vergangenen Monat zwei Todesfälle auf diesem Parkplatz gegeben hat. So aber beharre ich darauf, nichts davon zu wissen.« Saiman schenkte mir ein neckisches Lächeln. Oh, bitte, verschone mich.
    Wir gingen zu dem hell erleuchteten Eingang, der von vier Männern der Red Guard bewacht wurde. Zwei von ihnen trugen automatische Waffen, die beiden anderen chinesisch anmutende Lanzen mit karmesinroten Seidenstandarten. Eine seltsame Wahl der Waffen, aber ein hübscher Anblick.
    Saiman und ich gingen zwischen ihnen hindurch und traten durch den schmalen, gewölbten Eingang auf einen Korridor. Dort versperrte uns eine Frau den Weg, flankiert von zwei Männern der Red Guard, die aussahen, als würden sie alles dafür geben, einmal im Leben mit vollem Marschgepäck in die Wälder ziehen zu dürfen, um ein Loup-Lager hochgehen zu lassen. Ihre Chefin war nur wenig größer als ich und etwas schlanker. Sie steckte in einem eng geschnürten, hellbraunen Lederwams und war mit einem Rapier bewaffnet. Während ihre rechte Hand unbedeckt war, trug sie links einen dicken Lederhandschuh. Ein smaragdgrüner Schimmer überzog die Klinge des Rapiers, so als wäre sie aus Flaschenglas. Jede Wette, dass es eine magische Klinge war.
    Ich musterte die Frau. Kurzes rotes Haar, klare, graue Augen, knallharter Blick.
    »Rene. Wie stets ein Vergnügen!« Saiman brachte erneut seinen Eintrittskartentrick und überreichte Rene die beiden Tickets.
    Rene würdigte die Eintrittskarten eines Blickes, gab sie Durand zurück und bedachte mich dann mit einem einschüchternd gemeinten Starren, das klarmachte, dass sie sich keine Sekunde lang von dem Áo dài hatte in die Irre führen lassen. »Töten Sie niemanden in meinem Gebäude.«
    »Wenn Sie Ihren Job gut machen, wird das nicht nötig sein.«
    Ich ließ mich von Saiman fortführen, den Korridor entlang. Er beugte sich zu mir herüber und sagte in vertraulichem Ton: »Rene ist … «
    »… die Sicherheitschefin.«
    »Ihr Schwert … «
    »… ist verzaubert und wahrscheinlich auch vergiftet, und sie ist eine übernatürlich flinke Fechterin.«
    »Bist du ihr schon mal begegnet?«
    Ich verzog das Gesicht. »Das Rapier ist eine Duellwaffe, am besten für den Kampf Mann gegen Mann geeignet. Man setzt damit auf Präzision. Mit einer nur zwei Zentimeter breiten Klinge versucht man, lebenswichtige Organe und Blutgefäße zu treffen. Mit einem normalen Rapier könnte man also beispielsweise keinen wild gewordenen Gestaltwandler stoppen. Die Verletzungen wären einfach nicht großflächig genug, also muss Rene, wenn sie damit etwas erreichen will, auf Gift oder Magie zurückgreifen und sehr schnell zustoßen können, damit sie die gewünschte Wirkung erzielen kann. Ich tippe auf Gift, denn Rene trägt links einen Handschuh, was bedeutet, dass sie die Klinge nicht mit der bloßen Haut berühren mag, obwohl gerade die Technik herrscht. Liege ich richtig?«
    »Ja.« Saiman wirkte ein wenig verblüfft.
    Renes Rapier funktionierte wahrscheinlich so ähnlich wie Slayer. Mein Schwert begann in der Gegenwart von Untoten zu qualmen und verflüssigte untotes Gewebe. Wenn ich es in dem untoten Körper stecken ließ, absorbierte es auch das verflüssigte Fleisch. Doch leider bot sich mir nur selten die Gelegenheit, es lange genug in einem solchen Körper stecken zu lassen, und so wurde Slayer, wenn es allzu viel hatte kämpfen müssen, leicht dünn und brüchig, und daher musste ich es füttern. Ich hätte einen Gutteil meines Gehalts darauf gewettet, dass auch Rene ihr Rapier regelmäßig mit Nahrung versorgen musste.
    Wir gingen um eine Ecke, stiegen eine schmale Treppe hinauf und gelangten in eine andere Welt. Der Boden bestand hier aus rost- und sandfarbenen italienischen Kacheln, die in kleineren und größeren Schachbrettmustern angeordnet waren. Die in einem

Weitere Kostenlose Bücher