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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hellen pfirsichfarbenen Ton gehaltenen Wände waren rechts mit einer Reihe schmaler Nischen versehen, in denen große Keramiktöpfe mit Bambusgestecken standen. Links durchschnitten hohe gewölbte Durchgänge die Wand, jeweils mit einem schweren, rostfarbenen Vorhang verhangen. Reich verzierte Feenlampen, die nun, mangels Magie, dunkel blieben, schmückten zwischen diesen Durchgängen die Wand. An der Decke drehten sich träge etliche Ventilatoren, und die darunter angebrachten Lampen tauchten den Korridor in ein sanftes Licht.
    Durch die Vorhänge hörte man das Stimmengewirr des allmählich eintrudelnden Publikums. Wir waren hier im zweiten Obergeschoss.
    Dann kehrte mit einem Schlag die Magie zurück, und die Elektrizität verschwand. Die Lampen flackerten noch einmal auf und erloschen. Die Ventilatoren kamen langsam zum Stillstand, und die Glaskolben der Feenlampen schickten sich an, ihren bläulichen Lichtschein zu spenden.
    Da erhob sich aus dem Stimmengewirr des Publikums ein tiefes, kehliges Brüllen, ein heiserer, unmenschlicher Laut, der sowohl Furcht als auch Wut als auch Schmerz ausdrückte. Mir stellten sich die Nackenhaare auf. Saiman beobachtete mit leicht selbstgefälligem Blick, wie ich darauf reagieren würde.
    Ich ignorierte das Gebrüll. »Wohin gehen wir?«
    »Auf das VIP -Aussichtsdeck. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich dein professionelles Urteil benötige. Die Mitglieder des Teams, das du einschätzen sollst, treiben sich vor einem Kampf gern da oben herum.«
    »Und um welches Team geht es?«, fragte ich und dachte an Dereks Zettel, der in meinem linken Handgelenkschoner steckte. Gib diesen Zettel Livie aus dem Team der Reaper …
    »Die Reaper.«
    War ja klar.

Kapitel 8
    D as halbkreisförmige Aussichtsdeck war kaum zu einem Drittel besetzt. Das Licht kam hier größtenteils von den vielen Kerzen, die auf den kleinen, runden Tischen brannten. Dahinter bot ein Panoramafenster einen Blick auf den Parkplatz und die in Dunkelheit gehüllte Stadt.
    Während ich neben Saiman zu einem Tisch am Fenster schlenderte, verschaffte ich mir einen Überblick über die Gäste. Es waren insgesamt sechzehn Personen, darunter drei Leibwächter und vier Frauen, von denen zwei dunkelhaarig waren, aber keine nach einer Kämpferin aussah.
    Mein Blick fiel auf einen Mann zwei Tische weiter, und da durchfuhr es mich, als hätte ich einen leichten Stromstoß abbekommen. Er war groß, wahrscheinlich über eins achtzig, und in geschmeidiges graues Leder gekleidet, das aber größtenteils unter einem schlichten Umhang verborgen war. Langes, dunkles Haar fiel ihm bis auf die Schultern.
    Sein Blick fixierte mich und ließ mich nicht mehr los. Seine hellblauen Augen leuchteten vor Kraft. Er saß ganz entspannt da und machte einen freundlichen Eindruck. Wenn man ihm versehentlich auf den Fuß getreten wäre, hätte er sich vermutlich ganz liebenswürdig verhalten und sich entschuldigt, weil er einem im Wege gewesen sei. Dennoch hatte er etwas an sich, das Macht ausstrahlte und einen ahnen ließ, dass er zu fürchterlichen Gewalttaten in der Lage war. Er wusste, dass er jeden Menschen hier im Raum in Sekundenschnelle töten konnte, und war sich dessen so gewiss, dass er nicht das mindeste Bedürfnis verspürte, das unter Beweis zu stellen.
    Die Flüssigkeit in seinem Glas war klar. Wodka oder Wasser? Wasser hätte auf jemanden hingedeutet, der nüchtern bleiben wollte und der daher eine noch größere Gefahr darstellte.
    Saiman zog mir einen Stuhl heran und erwartete, dass ich mich darauf niederließ. Damit hätte ich dem Mann allerdings den Rücken zugekehrt. »Den anderen Stuhl«, sagte ich leise. Der Mann starrte mich weiterhin an.
    »Wie bitte?«
    »Den anderen Stuhl.«
    Saiman huschte um den Tisch herum und zog mir den anderen Stuhl hervor. Ich nahm Platz. Saiman desgleichen.
    Ein Kellner schwebte herbei und versperrte mir die Sicht. Saiman bestellte sich einen Cognac. »Und die Dame?«, erkundigte sich der Kellner. Saiman öffnete den Mund um etwas zu sagen.
    »Wasser«, sagte ich. »Ohne Eis.«
    Saiman machte den Mund wieder zu. Der Kellner schwebte von dannen, und der dunkelhaarige Mann kam wieder in Sicht. Er hatte sich ein wenig gedreht, um uns besser im Blick behalten zu können. Er sah mich an, als suchte er irgendetwas in meinem Gesicht. Ich sandte klar und deutlich »Leibwächter« aus. Ja, ganz recht: Gucken ist erlaubt, aber wenn du Saiman anrührst, zerquetsche ich dir die Luftröhre .
    »Du musst nicht

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