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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schon!
    »Ich will nicht alleine gehen«, sagte ich noch einmal. »Da könnten irgendwelche Perverse lauern.«
    Der Tätowierte wies mit einer energischen Kopfbewegung in Richtung Toilettenflur, und die Frau seufzte. »Also gut.«
    Als wir losgingen, hörte ich den Tätowierten sagen: »Wenn du stirbst, wird deine Frau schreien.«
    »Soll das eine Drohung sein?«, fragte Saiman und kicherte.
    »Nein. Ein Versprechen.«
    Wir betraten die Damentoilette. Als sich die schwere Tür hinter uns geschlossen hatte, wandte sich die Frau zu mir um. »So, da wären wir. Ich muss jetzt wieder los – es sei denn, ich soll dich auch noch in die Kabine geleiten.«
    »Bist du Livie?«
    Sie guckte verdutzt. »Ja.«
    »Ich bin eine Freundin von Derek.«
    Der Name traf sie wie ein Schlag. Sie wich zurück. »Du kennst Derek?«
    Ich zog den Zettel aus meinem Handgelenkschoner. »Hier, für dich.«
    Sie riss ihn mir aus der Hand und las ihn. Sie bekam große Augen. Dann knüllte sie den Zettel zusammen und warf ihn in das runde Loch in der Waschtischplatte.
    »Steckst du in Schwierigkeiten?«
    »Ich muss jetzt los. Wenn ich zu lange wegbleibe, werde ich bestraft.«
    »Warte.« Ich ergriff ihre Unterarme. »Ich kann dir helfen. Erzähl mir, was los ist.«
    »Du kannst gar nichts tun. Du bist nur irgendeine dumme Tussi!« Livie riss sich von mir los, wobei sie sich den Ärmel aufriss. Dann stieß sie die Tür auf und verschwand.
    Es gab Momente im Leben, da einem eine strapaziöse geistige Konditionierung sehr gelegen kam. Sie half einem durchzuhalten, wenn man durch die Kanalisation watete, knietief in menschlichen Exkrementen, und auf einen sich immer wieder regenerierenden Impala-Wurm einhackte. Sie hielt einen auch davon ab, einen Schreikrampf zu bekommen, wenn zwei junge Idioten drauf und dran waren, mit Unterstützung durch die Reaper Selbstmord zu begehen, und sich allen Rettungsversuchen widersetzten.
    Der Zettel. Sie hatte den Zettel weggeworfen. Ich hatte versprochen, den Zettel nicht zu lesen, ehe ich ihn übergab, aber da sie ihn nun gelesen und in den Abfall geworfen hatte, war dieser Zettel gewissermaßen öffentliches Eigentum geworden. Und ich, als Mitglied der Öffentlichkeit, hatte, streng genommen, das Recht, ihn zu lesen.
    Die beiden Frauen, die ich zuvor in Richtung Toilette hatte gehen sehen, kamen nun aus ihren Kabinen heraus und setzten ein Gespräch fort, das sich um den Bizeps irgendeines Mannes drehte. Sie gingen an mir vorbei und begannen vor dem großen Spiegel ihre eh schon perfekt geschminkten Gesichter nachzuschminken.
    Ich ließ mir meinen letzten Gedankengang noch einmal durch den Sinn gehen. Gänzlich wasserdicht war er nicht, aber das war mir im Moment egal.
    Ich ging an den Waschtisch und steckte den Arm in das Abfallloch. Meine Finger fuhren über feuchte Papierhandtuchklumpen.
    Die Damen starrten mich an, als hätte ich mit einem Mal einen Kronleuchter auf dem Kopf.
    Ich lächelte ihnen freundlich zu, zog den Arm wieder heraus und spähte in das Loch hinab. Ein breiter Mülleimer voller benutzter Papierhandtücher. Ich hätte den ganzen Tag lang da drin herumwühlen können, ohne den Zettel jemals zu finden. Die Waschtischplatte war aus Marmor, der Waschtisch selber aber aus Metall. Eine kleine Tür ermöglichte den Zugang zu dem Mülleimer. Ich packte den Türgriff. Abgeschlossen.
    Die Damen hielten es offenkundig für das Beste, mich einfach zu ignorieren, und widmeten sich weiter ihrer Bizepsdebatte.
    Ich sah mir das Türschloss an. Schlösser zu knacken war nicht gerade meine Stärke. Sachen kaputt zu machen hingegen war meine Spezialität.
    Ich ging zwei Schritte zurück, um genug Raum zu haben. Es war gut, dass der Waschtisch relativ hoch war. Wenn er niedriger gewesen wäre, wäre es mir schwergefallen, einen Tritt zu landen, der genug Wucht gehabt hätte. Ich trat wieder einen Schritt vor und verpasste der Tür einen Seitentritt, der sich gewaschen hatte. Das Metall dröhnte wie eine Trommel. Die Tür kriegte eine Delle ab, hielt aber stand.
    Die beiden Frauen erstarrten.
    Nun verpasste ich der Tür einen Frontaltritt. Rums .
    Eine echte Qualitätstür. Rums .
    Die Tür wackelte und ging scheppernd zu Boden. Ich lächelte den entsetzt blickenden Ladys zu. »Mir ist mein Verlobungsring da reingefallen. Und was macht man nicht alles für einen Diamanten … «
    Sie verließen fluchtartig den Raum.
    Ich zog den Abfalleimer heraus und wühlte darin herum. Papierhandtücher, Papierhandtücher,

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