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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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weißt nicht, wie sie den M-Scanner austricksen, und du weißt nicht, wohin sie verschwinden, wenn die Kämpfe vorüber sind?«
    »Nein«, sagte Saiman und zog vor Widerwillen die Nase kraus, eine ganz und gar weibliche Geste, die der Blondine ausgezeichnet zu Gesicht stand.
    »Du bist uns keine große Hilfe«, sagte Jim.
    Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Mister Chefdiplomat .
    Saiman sah zu ihm hinüber. »Am dreiundzwanzigsten April vor einundzwanzig Jahren hast du den Mann ermordet, der deinen Vater ermordet hatte, während die beiden inhaftiert waren. Du hast den Mörder deines Vaters mit einem Brecheisen durch den Bauch am Boden festgenagelt, und anschließend hast du ihn verstümmelt. Die Rechtsmedizin schätzte später, dass es über drei Stunden dauerte, bis der Mann endlich tot war. Sein Name war David Stiles. Und gegen dich wurde in diesem Fall nie Anklage erhoben.«
    Au Backe.
    »Ich erwähne das nur, um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, ich wäre irgendwie inkompetent. Ich handele mit Informationen. Ich bin Experte auf diesem Gebiet. Wenn ich sage, dass ich nicht weiß, was die Reaper sind, sage ich das mit dem gesamten Gewicht meines fachmännischen Rates.«
    Jim lachte leise und zeigte in einem breiten Lächeln seine weißen Zähne.
    Saiman neigte in einer freundlichen Verbeugung den Kopf. Er mochte ja Informationen über Jim zusammengetragen haben, aber er kannte Jim nicht. Jim war ein Jaguar. Er zeigte seine Zähne nur denen, die er töten wollte. Er würde Saiman nicht auf der Stelle umbringen, denn wir brauchten ihn ja noch, aber eines Tages, wenn Saiman am allerwenigsten damit rechnete, würde ihn der Tod ereilen.
    Und ich hatte dann nichts damit zu tun. »Zurück zu den Reapern«, sagte ich. »Weißt du, was sie wollen?«
    »Das kann ich beantworten. Sie wollen den Wolfsdiamant«, sagte Saiman.
    Ich wartete darauf, dass er das weiter ausführte, doch er nippte nur an seinem Martini. Er wollte, dass ich nachfragte. Also gut. Fragte ich halt nach. »Was ist der Wolfsdiamant?«
    »Das ist ein sehr großer gelber Topas.«
    »Und wieso der Name?«, fragte Jim.
    »Er hat genau die gleiche Farbe wie ein Wolfsauge. Und dieser Stein ist größer als meine Faust.«
    Eine schöne Trophäe. Der Topas war schon wegen seiner Einmaligkeit vermutlich viel wert, und die Gegenwart dieses Steins verlieh dem Turnier ein geradezu legendäres Flair: ein Wettstreit zwischen den fähigsten Kämpfern um einen berühmten Edelstein und Ruhm. In Wirklichkeit war es natürlich einfach nur ein widerliches Spiel, bei man für Geld über Leichen ging. Ruhm? Man erwarb sich keinen Ruhm dabei, wenn man starb, damit irgendwelche Leute Wetten gewannen oder sich an dem Schauspiel ergötzten.
    »Und woher habt ihr diesen Stein?«, fragte Jim.
    »Der wurde von einem Mitglied des Hauses angekauft und als Siegertrophäe für das nächste Turnier gestiftet. Es ist ein ganz außergewöhnlicher Preis, der gut zu unserem gegenwärtigen Stil passt. Unsere Stammgäste erwarten einen gewissen exotischen Touch.«
    Und ein Topas, der größer war als eine Faust – das war auf jeden Fall etwas Exotisches. Ich zermarterte mir das Hirn auf der Suche nach meinen rudimentären Kenntnissen über Edelsteine. Der Topas war einer der zwölf apokalyptischen Steine, die das Neue Jerusalem beschützten. Er war meist gelb, hatte angeblich eine kühlende Wirkung auf das Gemüt, und es hieß, er würde seine Träger vor Albträumen bewahren. Diese »schützenden« Eigenschaften galten für sämtliche Edelsteine – so etwas sagten die Leute halt, wenn sie keine Ahnung hatten, was ein Stein bewirken konnte, oder wenn er gar keine mystischen Eigenschaften besaß. Ich nahm mir vor, in einem Buch über Edelsteinkunde mal etwas über Topase nachzulesen.
    »Ich habe die Geschichte dieses Steins drei Besitzer weit zurückverfolgt, bis zu einer deutschen Familie«, sagte Saiman. »Er scheint keine übernatürlichen Eigenschaften zu haben. Es sind damit nur eine ganze Reihe von Legenden verbunden, was bei einem kostbaren Stein von dieser Größe aber ganz normal ist. Der vorherrschende Glaube scheint zu sein, dass dieser Stein eine gewisse Tugendhaftigkeit besitzt: Er lässt sich nicht verkaufen oder rauben, sondern muss geschenkt oder errungen werden, sonst bringt er demjenigen, der ihn widerrechtlich an sich genommen hat, den Tod. Ich habe noch nicht feststellen können, ob das Blödsinn ist oder nicht. Die Reaper scheinen jedenfalls an diesen Fluch zu

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