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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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und gab mir eine kleine Schachtel. Ich öffnete sie. Es war Tarnfarbe fürs Gesicht, in drei verschiedenen Tönen, jeweils in einem eigenen kleinen Fach. Im Deckel der Box war sogar ein Schminkspiegel angebracht. Solche Tarnfarbe gab es normalerweise in Stangenform, und sie war steinhart. Man musste das verdammte Zeug zwischen den Handflächen verreiben, bis es warm wurde, sonst fühlte sich das Gesicht hinterher an, als hätte man es mit Stahlwolle geschrubbt.
    »Nicht schlecht. Du bist bestens präpariert.«
    »Ich hab halt Beziehungen.« Jim grinste, jedoch ohne die Zähne zu zeigen.
    Ich schmierte mir eine dünne Schicht braune Farbe ins Gesicht und brachte dann hier und dort ein paar unregelmäßige grüne und graue Flecken an, wobei ich versuchte, meine Gesichtszüge zu verschleiern. Jim legte seine Gesichtstarnung flink an, ohne dabei auch nur ein einziges Mal in den Spiegel zu blicken.
    Der Punkt auf dem Display hatte sich derweil nicht von der Stelle bewegt.
    Ich checkte meinen Gürtel: Verbandszeug, Klebeband und Kräuter. Kein Wiederherstellungsset. Diese Sets versagten in etwa zehn Prozent aller Fälle. Und man konnte unmöglich vorhersagen, welchen Einfluss Unicorn Lane darauf nehmen konnte. Womöglich wuchsen dem Set Zähne und es biss einen Happen aus mir raus. Etwaige Wunden musste ich auf konventionelle Art und Weise behandeln.
    Wir ließen das Fahrzeug dort stehen und brachen ins Innere von Unicorn Lane auf.
    Eine halbe Stunde später hielten wir inne. Wir befanden uns gerade unter den verbogenen Überresten einer riesigen Reklametafel, die für irgendwelche längst vergessenen Kosmetika warb. Wir befanden uns nun etwa eine halbe Meile südlich der Stelle, die der Punkt markierte. Wenn wir uns noch weiter näherten, würden wir wahrscheinlich irgendwelchen Wachtposten der Reaper in die Arme laufen. Zwar deutete nichts darauf hin, dass die Reaper über Wachtposten verfügten, aber es deutete genauso wenig darauf hin, dass sie über keine verfügten. Wir mussten Unicorn Lane trotzen. Immerhin war die Magie noch nicht wiedergekehrt.
    »Willst du vorangehen?«, fragte ich.
    Jim schüttelte den Kopf. »Du führst, ich folge.«
    Hier in Unicorn Lane war mein magischer Sinn besser als seiner. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das eines Tages mal erlebe.«
    »Dann pass gut auf, dass du diesen Tag auch überlebst .«
    Wieso musste er mir immer in die Suppe spucken?
    Vor uns versperrten Felsbrocken den Weg. Sie waren feucht von irgendwelchen magischen Ausdünstungen. Ich schlich mich zwischen ihnen hindurch.
    Bloß nichts anfassen .
    Nicht nachdenken .
    Vertrau deinen Sinnen .
    Ich wusste, dass Jim hinter mir meine Schritte genau nachvollzog. Wenn ich stehen blieb, würde auch er stehen bleiben.
    Wir schlichen weiter eine schmale Straße hinab und wichen den Trümmern aus. Über uns zitterte Lane-Moos am Gestrüpp der Stromleitungen, und ätzender Schleim tropfte herab.
    In einer Ruine rechts von uns leuchtete im ersten Stock ein Augenpaar auf. Die Augen waren schmal und scharlachrot und schienen keine Iris zu haben. Sie sahen uns nach, machten aber keine Anstalten, uns zu folgen.
    Wir wanderten um einen weiteren Trümmerhaufen herum, und dann sah ich links einen metallenen Käfig liegen. Er war groß genug für einen Menschen und wirkte nagelneu. Weder Roststellen noch Kratzer. Ich ging weiter und behielt den Käfig aus den Augenwinkeln im Blick. Der schmale Pfad würde uns daran vorbeiführen.
    Noch vier Meter.
    Drei.
    Zwei.
    Irgendetwas stimmte damit nicht. Ich blieb stehen.
    Plötzlich richtete sich der Käfig auf und öffnete sich wie ein Blütenkelch. Die Gitterstäbe gerieten in Bewegung. Das Metall verflüssigte sich und verwandelte sich in insektenartige Arme, die mit rasiermesserscharfen Klauen bewehrt waren. Ein dunkler Leib, in ein schwarzes Stachelkleid gehüllt, brach aus dem Schutt hervor und stürzte sich auf uns, die Gitterstabbeine fangbereit ausgestreckt.
    Ich stellte mich ihm entgegen und rammte ihm mein Schwert in den dunklen Bauch.
    Ich hockte mich in den dunklen Eingang einer Ruine. Jim stand hinter mir, in die Dunkelheit gehüllt wie in einen Umhang. Er zog ein Fläschchen aus der Tasche. Ich griff hinter mich und zog mir das Hemd hoch, um meinen Rücken freizumachen. Etwas Feuchtes fuhr über die schmerzende Schnittwunde an meinem Rücken, dann brannte das Desinfektionsmittel. Ich hörte, wie Heftpflaster abgerissen wurde. Jim legte mir eine Mullbinde an und fixierte sie mit dem

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