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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wich mit einem Schlag die Magie aus der Welt, und Saiman ließ endlich von dem Toten ab. Was da auf den Boden der Grube glitt, hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem menschlichen Wesen. Es war nur noch eine feuchte, rote Gewebemasse, die in schwarzen Stiefeln steckte.
    Saiman hob seine Keule auf. Die Trance verschwand aus seinem Blick. Er sah sich um und schüttelte den Kopf, als wäre er erstaunt, sich dort wiederzufinden. Dann hob er seine Waffe.
    Von links schrie eine einzelne Männerstimme: » Yeaaaaaahhhhh !«
    Dann brach das ganze Publikum in Jubelstürme aus.
    Saiman wandte sich um. Der Applaus gab ihm Auftrieb, er stolperte voran, wobei er sich große Mühe gab, sein blutüberströmtes Bein möglichst nicht zu belasten. Er stand kurz davor, in die Geschichte einzugehen: als der erste Mensch mit Selbstheilungskräften, der verblutet war.
    »Hier!« Ich hüpfte hoch und winkte. »Hier entlang!«
    Saiman schlurfte wie benommen herum.
    »Hierher!« Jims Gebrüll übertönte das Publikum und hätte fast mein linkes Trommelfell zum Platzen gebracht.
    Saiman wandte sich um. Dann sah ich seinem Blick an, dass er uns erkannte; er humpelte auf uns zu und zog seine Keule hinter sich her. Ein Mann der Red Guard öffnete das Tor im Zaun und zischte dann ab, wie ein verängstigtes Kaninchen. Am Tor angelangt, blieb Saiman erneut stehen.
    »Komm! Hier entlang!« Ich winkte ihm zu. »Komm!«
    Er humpelte durchs Tor, wobei er die Keule als Krücke nutzte, sackte dann zusammen und wäre sicher zu Boden gegangen, wenn Jim ihn nicht gestützt hätte. Mit einem Mal wimmelte es um uns nur so von Männern der Red Guard. Sie schlossen sich wie eine rot-schwarze Wand um uns.
    »Blutverlust«, keuchte Saiman.
    »Beim nächsten Mal die Selbstheilung nicht vergessen«, grunzte Jim und hielt ihn aufrecht.
    »Ich hab gewonnen.«
    »Ja, das hast du«, sagte ich. »Großartige Leistung.«
    Saiman ließ die blutbeschmierte Keule fallen. Ich hob sie auf und wäre unter dem Gewicht fast eingeknickt. Sie wog mindestens dreißig Kilo. Ich wuchtete sie mir mit einiger Mühe auf die Schulter.
    Wir gingen den Korridor hinab, ringsum von Wachen abgeschirmt.
    »Hast du ihm den Sender eingepflanzt?«, flüsterte Jim.
    »Ja. Hab ich ihm in die Brust gedrückt. Ich muss mich setzen.«
    »Halt noch einen Moment durch, wir sind gleich in der Kabine.« Jims Gesicht war keine Anstrengung anzusehen, aber die Muskeln an seinen Armen waren prall gespannt.
    »Es ist vorbei«, keuchte Saiman. »Ich bin so froh, dass es vorbei ist.«
    »Also gut, meine Herren.«
    Ich überlegte kurz, darauf hinzuweisen, dass ich keineswegs ein Herr war, aber Rene hatte einen Tonfall am Leib, der »Schnauze halten, ich arbeite« verkündete und keinen Raum für Diskussionen ließ.
    Sie musterte uns. Saiman saß auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Er hatte fast vier Liter Wasser getrunken, ehe die Blutung endlich aufgehört hatte. Die Wunde schloss sich, und nun hatte er auch die Augen geschlossen. Jim stand neben ihm und flößte jedermann das Gefühl ein, in seiner Nähe nicht willkommen zu sein. Hinter Rene blockierten vier Männer der Red Guard den Eingang zu unserem Raum. Zwei weitere standen drinnen und beäugten uns, als wären wir Juwelendiebe – und das hier ein Juweliergeschäft.
    »Die Reaper sind eine neue Mannschaft. Und das war das erste Mal, dass sie einen Verlust erlitten haben.«
    Streng genommen das zweite Mal, wenn man den Typ auf dem Parkplatz mitzählte.
    »Wir gehen jetzt strikt nach Vorschrift vor. Die Reaper wurden festgesetzt. Ihr habt eine Stunde Zeit, das Gelände zu verlassen und erhaltet damit einen angemessenen Vorsprung. Ich rate euch dringend, euch zu sputen. Wir wollen nicht, dass es außerhalb der Grube zu irgendwelchen Scherereien kommt.«
    Draußen auf dem Korridor entstand ein leichter Tumult.
    »Die Reaper sind hier, um euch zu gratulieren.«
    »Sind Sie verrückt?« Ich stellte mich zwischen den Eingang und Saiman. Ich hielt Slayer in der Hand. Ich konnte mich gar nicht erinnern, das Schwert gezogen zu haben.
    »Das ist eine zwanzig Jahre alte Tradition«, sagte Rene.
    Die Wachen traten beiseite, und Mart und der tätowierte Reaper betraten den Raum. Rene und die Männer der Red Guard guckten wie Jagdhunde, die gerade einen Hirsch erblickt hatten.
    Mart fixierte mich mit seinem eiskalten Blick.
    »Wir gratulieren euch zu eurem Sieg«, sagte Cesare mit dröhnender Stimme.
    »Das ist sehr nett von euch. Sie haben es gehört«,

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