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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zusammen, denn das Brennen schoss mir sofort auch in den Mund. Mein Herz hämmerte so laut, dass es mir in den Ohren dröhnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich Zelle um Zelle auflöste. Ich konnte nichts tun, zuckte nur und drehte mich wie am Spieß. Neben mir platzten Jims Kleider auf, und der Werjaguar kam zum Vorschein.
    Extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Ich spie ein Macht-Wort: » Dair .« Gib frei .
    Die Magie ließ mit einem furchtbaren Schmerzstoß von mir ab – es war, als hätte ich mir selbst in den Bauch gegriffen und eine Handvoll Eingeweide herausgerissen. Mir wurde schwarz vor Augen, und ich hatte Blutgeschmack im Mund.
    Das Wehr wich zurück und verschwand. Meine Füße landeten wieder auf der Mauer, und ich erstarrte. Ich konnte nichts mehr sehen und hatte Angst, mich zu bewegen. Ein Beben lief durch mich hindurch. Während des Flairs war es einfach gewesen, Macht-Worte einzusetzen. Doch wenn ich nun, da die Magie auf einem Tiefstand war, noch eins gebrauchte, lief ich Gefahr, dabei in Ohnmacht zu fallen.
    Etwas landete neben mir. Kräftige Hände packten und stützten mich, Krallenspitzen strichen mir über die Haut. Jim.
    Die Dunkelheit, die mir die Sicht nahm, löste sich allmählich auf, dann blickte ich in zwei grüne Augen. Jim wandte sich um und wies auf die Bäume. Ich schaute in diese Richtung, und es verschlug mir den Atem.
    Ein weites, bewaldetes Tal erstreckte sich vor uns, bis zu den blauen Berggipfeln in der Ferne. Moosbewachsene Felsgrate durchzogen das Grün. Dazwischen ragten die Bäume in schwindelerregende Höhen empor, die Ranken an ihren Ästen waren über und über mit cremefarbenen und gelben Blüten behangen. Vögel saßen wie funkelnde Juwelen inmitten des Laubwerks. Und der Wind trug Blumenduft und den Geruch frischen Wassers mit sich.
    Ich blickte hinter mich: eine städtische Friedhofslandschaft. Ich blickte wieder nach vorn: ein Dschungel wie aus einem Märchen. Ganz Atlanta hätte dreimal in dieses Tal gepasst.
    Ich hockte mich auf die Mauer. War das eine Parallelwelt oder eine von der Magie erzeugte Illusion? War es womöglich das Tor zu einem anderen Universum? Wenn die Reaper die Anstrengung unternahmen, es mit einer magischen Falle zu schützen, die jeden Eindringling festhielt und tötete, musste es ihnen überaus wichtig sein. Vielleicht war das hier ihre Heimat.
    Neben mir reckte Jim den Hals und inhalierte die Luft. Nun ging eine Veränderung mit ihm vor. In seiner Kämpfergestalt normalerweise eher ungelenk, wurde er nun schlank und elegant, wie ein von Meisterhand geschmiedeter Dolch, seine menschliche und seine tierische Seite schienen sich nun in vollkommenem Gleichgewicht zu befinden. Sein Fell nahm einen leuchtenden Goldton an, vor dem sich die Jaguarmusterung wie schwarzer Samt abhob. Er öffnete das Maul und gab einen Laut von sich, der beinahe wie ein Schnurren klang – wenn Großkatzen denn hätten schnurren können.
    Er wurde übertönt von einem Donnerschlag.
    Ein leuchtendes, goldenes Gebilde kam im Osten aus dem Dschungel und erhob sich langsam zwischen den Bäumen. Es war von rechteckiger Gestalt, gedrungene Türme mit silberfarbenen Kuppeldächern ragten daraus hervor, und das Ganze ähnelte einem Palast. Das Erdgeschoss umfasste eine massive Mauer, die mit allen möglichen Skulpturen geschmückt war und von metallischen Verzierungen leuchtete. Über dieser Mauer erhob sich ein Säulensaal: hohe, luftige Bögen, gerahmt von schlanken Pfeilern, am Boden von einem vergitterten Geländer umschlossen. Darüber, auf dem Dach des Gebäudes, blühte ein Garten, ein exotisches Durcheinander, das selbst den üppigen Dschungel ringsherum vergleichsweise karg erscheinen ließ. Bizarre Bäume breiteten ihre Äste aus, die mit blutroten Rankengirlanden behangen waren. Unzählige Blumen blühten dort, zwischen ihren Beeten zogen sich Zierteiche dahin.
    Das Dröhnen schwoll an. Der Metallpalast rumorte und hob sich langsam, stieg immer höher über die Baumwipfel empor, über uns hinweg, in den Himmel. Eine Dampfwolke blähte sich rings um sein Fundament und ging in eine dichte Nebelwand über. Einen Augenblick später war der Palast außer Sicht verschwunden, und am Himmel blieb nur ein Wölkchen zurück.
    Ich blinzelte ein paarmal und hielt Jim meinen Arm hin. »Kneif mich mal.«
    Klauenspitzen drangen mir in die Haut. Aua !
    Ich starrte auf die roten Stellen an meinem Unterarm, leckte darüber und spürte das Beißen der Magie auf der

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