Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Platz, auf dem sich eine Steinstatue erhob. Sie zeigte eine Kutsche, gezogen von vier geflügelten Elefanten, die von den Unebenheiten der Stoßzähne bis hin zu den Quasten am Geschirr in allen Einzelheiten nachgebildet waren. Diese Elefanten waren etwa so groß wie ausgewachsene Bernhardiner. Die Kutsche selbst, die auf verzierten Steinrädern ruhte, die aussahen, als könnten sie sich tatsächlich drehen, glich einem verkleinerten Modell des fliegenden Palastes.
Ein unverhältnismäßig großer Steinmann saß auf dem Dach der Kutsche; er war mindestens so groß wie die Elefanten. Zahlreiche Arme gingen von seinen Schultern aus, wie die Federn eines Pfauenrads. Und auf seinen Schultern ruhten mehrere Köpfe. Ich konnte die andere Seite nicht sehen, aber wenn die Statue symmetrisch war, waren es mindestens zehn. Das vordere Gesicht war das eines gut aussehenden Mannes, die anderen waren eher monströs.
Jims schlanke Gestalt verharrte auf dem Dach eines Gebäudes gleich gegenüber dieser Statue. Er duckte sich und sah zu mir hinüber.
Ich kniete mich hinter ein Wagenrad. Das Gebäude, auf dem er sich befand, war lang gestreckt, mit soliden Mauern und schmalen Fenstern. Und es war gut in Schuss. Und es steckte voller Reaper. Wie nett.
Jim wies mit dem Daumen hinter sich. Geh hinten rum .
Ich huschte beiseite und lief zwischen den Ruinen hindurch zur Rückseite des Gebäudes. Ich zog Slayer und schlich mich an der Mauer entlang, bis ich wieder auf den Platz und die Statue sehen konnte.
Jim sprang vom Dach, sah kurz zu mir herüber und ging vor dem Haus in Stellung. Er riss das Maul auf und brüllte. Dann schickte er noch ein gereiztes Katzenfauchen hinterher.
Er forderte sie heraus.
Ein dumpfer Schlag hallte über den Platz. Zwei Gestalten kamen aus dem Haus. Sie hatten mir den Rücken zugewandt. Es waren breitschultrige, kräftige Männer, und sie trugen gleichartige T-Shirts und Hosen. Jim spie aus und knurrte, machte Rabatz. Keiner der beiden kriegte mit, dass ich mich hinter ihnen bewegte.
Der vordere Mann riss sich das T-Shirt vom Leib. Die Haut seines Rückens platzte in der Mitte auf. Zottiges, schwarzes Fell quoll aus dem Riss. Dann riss sich das Wesen das Menschenfleisch von der linken Schulter und entblößte dabei ein deformiertes Schlüsselbein.
Nun packte er mit beiden Händen die restliche Menschenhaut und zerrte sie sich wie einen Krankenhauskittel vom Leib. Er kickte die Reste beiseite und richtete sich auf, bis er über zwei Meter groß war. Dichtes schwarzes Fell mit orangefarbenen Streifen bedeckte seine Gestalt. Es war die Umkehrung eines Tigerfells. Er hob die Arme zur Seite, und da wurde mir klar, was mit seinem Schlüsselbein nicht stimmte: Von seinem Rückgrat ging, parallel zum ersten, ein zweites Schulterpaar ab. Vier muskulöse Arme spannten sich an und streckten ihre Klauen aus.
Sein Kumpel stieß einen kehligen Laut aus und entledigte sich ebenfalls seiner Hülle. Er war wie ein Mensch gebaut, mit der korrekten Anzahl von Gliedmaßen, aber seine Haut war blutrot und mit einer Schicht kleiner Schuppen überzogen.
Ich hatte ein Empfangskomitee erwartet, aber von einem Gratis-Striptease hatte keiner was gesagt.
Jim fauchte. Der vierarmige Freak holte tief Luft und baute sich vor ihm auf. Ohrenbetäubendes Gebrüll brandete über mich hinweg, der Jagdruf eines großen Raubtiers. Er übertönte Jims Fauchen, und der wich einen kleinen Schritt zurück.
Das Wesen brüllte noch einmal und noch lauter. Es glaubte offenbar, Jim ziehe sich seinetwegen zurück, und verkündete nun, dass es keine Gnade kannte. Es war größer als Jim und mindestens hundert Pfund schwerer. Jim fauchte. Die vier Arme winkten ihm zu: Komm doch her .
Da stürzte sich Jim auf den Vierarmigen. In dem Augenblick, da sie wie ein Wirbelwind aus Reißzähnen und Klauen aufeinanderprallten, rammte ich dem rot geschuppten Monster Slayer in den Rücken. Die Klinge durchtrennte ihm das Rückgrat und kam mit einer kleinen Blutfontäne wieder zum Vorschein. Der Reaper wollte herumwirbeln, doch seine Beine ließen ihn im Stich. Als er zu Boden ging, erblickte ich zum ersten Mal sein Gesicht. Es war menschlich und wunderschön.
Holz ächzte. Eine schlanke Gestalt flog über mich hinweg und landete in der Hocke auf den Steinen. Es war ein Weibchen. Ihr pfefferminzgrüner Leib war am Bauch und an der Brust mit Fell besetzt, und auf dem Rücken hatte sie ein langes Nadelkleid, wie ein Stachelschwein. An ihren Fingern saßen
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