Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Hilfegesuch als großartige Gelegenheit auffassen würden, genau das zu tun.
    »Was hat der Armbrustschütze denn geklaut?«
    Derek zögerte.
    »Derek, ich werde keinen Unbekannten verfolgen, um etwas wiederzubeschaffen, wenn ich nicht weiß, worum es geht. Was hat er geklaut?«
    »Er hat ein Vermessungsteam überfallen und die Landkarten geraubt.«
    Fast hätte ich gepfiffen – bloß dass dann mein russischer Vater aus dem Grabe auferstanden wäre, um mir eine Ohrfeige zu verpassen, denn drinnen im Haus gehörte sich das nicht. Die Landkarten des Rudels waren von legendärer Qualität, sehr genau und auf dem neusten Stand. All die neu entstandenen Gegenden und magischen Zonen waren darin verzeichnet, jede Seitenstraße und interessante Einzelheit genau vermerkt. Mir fielen auf Anhieb mindestens ein halbes Dutzend Leute ein, die für eine Fotokopie dieser Landkarten ein Vermögen hingeblättert hätten.
    »Der traut sich ja was«, sagte ich. »Personenbeschreibung?«
    »Sehr schnell.«
    »Das ist alles? Mehr hast du nicht für mich?«
    »Ein ausgezeichneter Schütze.«
    Ich seufzte. »Auf wen hat er denn geschossen?«
    »Auf Jim.«
    Ach du Scheiße. »Wie geht es ihm?«
    »Er wurde in nicht mal zwei Sekunden viermal getroffen. Und er ist nicht allzu froh darüber. Er hat noch leichte Beschwerden. Aber er wird keine bleibenden Schäden zurückbehalten.«
    Ich zählte eins und eins zusammen. »Nachdem unsere Zielperson ausgeschaltet war, kriegte Jim einen Anruf von dem Vermessungsteam. Der Armbrustschütze ist Jim gefolgt, hat ihn überfallen, das Vermessungsteam ausgeschaltet und die Landkarten geklaut.«
    Derek guckte, als hätte er gerade auf eine Zitronenscheibe gebissen.
    Toller Trick – meinem ehemaligen Partner zu folgen. »Aus wie vielen Leuten besteht so ein Vermessungstrupp? Ich frage nur aus Neugier.«
    »Aus vier.«
    Mit Jim also fünf. »Und ihr habt ihn entkommen lassen?«
    »Er ist einfach so verschwunden.«
    »Mit dem Geruchssinn der Gestaltwandler ist es wohl auch nicht mehr allzu weit her.«
    »Nein, Kate, du verstehst nicht, was ich damit sagen will. Er ist verschwunden. Den einen Augenblick war er noch da, und im nächsten war er weg.«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen. »Wie ein Ninja. Als hätte er sich in Luft aufgelöst.«
    »Ja.«
    »Du möchtest also, dass ich einen übernatürlich schnellen Armbrustschützen finde, der sich in Luft auflösen kann, ihm eure Landkarten wieder abnehme, und das alles möglichst so, dass niemand erfährt, was ich da mache und warum ich es mache?«
    »Genau.«
    Ich seufzte. »Dann hole ich mal die Formulare.«

Kapitel 3
    W enn man nicht weiß, wie man weiter vorgehen soll, geht man am besten noch einmal zum Anfang zurück. Ich hatte weder einen Namen noch eine Personenbeschreibung noch einen Ort, an dem ich mit der Suche nach dem geheimnisvollen Armbrustschützen hätte beginnen können, und daher ging ich davon aus, dass die Tiefgarage, in der wir von Jeremy um ein Haar gegrillt worden wären, der beste Anhaltspunkt war, den ich besaß. Da sich die Magie wohl auch weiterhin so launenhaft verhalten würde und ich keine Lust hatte, mit einem Wagen irgendwo liegen zu bleiben, beschloss ich, mir aus den Stallungen des Ordens, die sich gleich um die Ecke befanden, ein Pferd zu besorgen.
    Es zeigte sich jedoch, dass ich nicht die Einzige war, die so dachte. Die Stallungen waren so gut wie leer, und meine bevorzugten Reittiere waren alle schon vergeben. Ich entschied mich schließlich für eine fuchsfarbene Maultierstute. Sie hieß Ninny und war von eher kleiner Statur, und als sie, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Innenstadtverkehr trotzte, erkannte ich, was für eine kluge Sache die Maultierzucht doch war.
    Der kürzeste Weg zur Tiefgarage führte an der Interstate 85 entlang quer durch die Innenstadt. In glücklicheren Zeiten musste der Blick von dieser Straße aus atemberaubend gewesen sein. Nun lagen sowohl Downtown als auch Midtown in Trümmern, nach und nach von den Wogen der Magie zermalmt. Die verdrehten Stahlgerippe einst mächtiger Wolkenkratzer ragten wie fossile Gebeine aus dem Schutt. Hier und dort standen noch einzelne Gebäude, waren aber bis auf wenige Etagen abgefressen. Zwischen Betonbrocken funkelten die Splitter unzähliger Fensterscheiben.
    Nicht fähig oder nicht willens, die Trümmer fortzuräumen, wuchs die Stadt rings um sie weiter. Am Rande der zwölfspurigen Interstate waren kleine Buden und Stände aus dem Boden geschossen, die alles

Weitere Kostenlose Bücher