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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Mögliche feilboten – von falschen Monstereiern bis hin zu hochmodernen Kleincomputern und Präzisionswaffen. Die Computer versagten meist auch während der Magiepausen den Dienst, die Monster aber schlüpften manchmal wider Erwarten doch.
    Pferde, Maultiere, Kamele und die absonderlichsten Gefährte mühten sich auf der verstopften Straße voranzukommen, und alle verschmolzen zu einer riesigen, vielfarbigen Karawane, und ich ritt, in Tiergerüche gehüllt, mittendrin und erstickte fast an den Auspuffgasen der Automobile, während Scharen von Straßenhändlern mich angingen und sich große Mühe gaben, einander heiser zu schreien.
    »Das beste Mittel gegen Gich t … «
    »… Wasserfilter! Sparen Sie bis zu tausend Dollar im Jahr ! … «
    »… getrocknetes Rindfleisch!«
    Rind fleisch. Aber klar doch.
    Zwanzig Minuten später ließen wir dieses ganze Getöse hinter uns, ritten eine hölzerne Rampe hinab und dann hinein in ein Straßengewirr, das im Volksmund Warren genannt wurde – »das Labyrinth«.
    An den Lakewood-Park und den Southview-Friedhof grenzend, erstreckte sich Warren bis zum McDonough Boulevard. Einige Jahrzehnte zuvor hatte man die Gegend ins South Urban Renewal -Projekt aufgenommen und dort etliche schöne Wohnanlagen sowie zwei- und dreigeschossige Bürogebäude errichtet.
    In den Jahren seit der Wende, als das erste Mal eine Woge der Magie über die Welt hinweggebrandet war, hatte Warren streckenweise schwer gelitten. Die Magie hatte aus bislang unbekannten Gründen einen recht wählerischen Geschmack. Manche Gebäude fraß sie mit Stumpf und Stiel, andere hingegen rührte sie gar nicht erst an. Wenn man nun durch diese Gegend ging, kam man sich vor wie in einem Kriegsgebiet nach einem Bombardement: Neben Häusern, die dem Erdboden gleichgemacht waren, standen andere unversehrt.
    Das Parkhaus, in dem Jeremy ums Leben gekommen war, stand Mauer an Mauer zwischen einer Bank und einem nicht mehr genutzten Kirchengebäude. Es bestand aus drei Hoch- und drei Tiefgeschossen, war über und über mit Ruß bedeckt, hatte kein Dach mehr und ähnelte insgesamt ein wenig einem abgebrannten Streichholz. Ich stieg ab und machte Ninny an einer Metallstange fest, die aus einer Mauer ragte. Kein auch nur halbwegs vernünftiger Mensch würde versuchen, ein Maultier zu stehlen, das ein Brandzeichen des Ordens trug. Der Orden pflegte sein Eigentum auf magische Weise zu markieren, und in gewissen Kreisen war kaum etwas unbeliebter als ein paar von gerechtem Zorn erfüllte Ritter, die plötzlich auf der Matte standen.
    In dem Parkhaus lag ein kalkiger Geruch in der Luft, das vertraute Aroma des von den Mühlen der Magie zu Staub gemahlenen Betons. Ich nahm die Treppe ins unterste Geschoss. Die spiralförmigen Parkebenen waren stellenweise eingestürzt, und das durch die Lücken hereinfallende Licht erhellte die unterirdischen Geschosse nur notdürftig. Schwefelgestank brannte mir in der Nase.
    Ich fand den großen schwarzen Fleck an der Wand und ging von dort aus zurück, bis ich zu Jeremys kopflosem Leichnam kam. Die Bullen mussten an diesem Morgen überlastet sein, sonst hätten sie ihn längst ins Leichenschauhaus geschafft.
    Ich ging ein wenig umher, bis ich die Spalte in der Mauer entdeckte, die wir schon in der Nacht gesehen hatten. Ich spähte hinein. Es war dort eng und dunkel und roch nach feuchter Erde. Höchstwahrscheinlich war dies der Fluchtweg des Armbrustschützen gewesen.
    Ich zog mein Schwert und zwängte mich in den Gang.
    Unterirdisch unterwegs zu sein zählte noch nie zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Im Dunkeln unterirdisch unterwegs zu sein – und dann auch noch so lange, dass es mir wie mindestens eine Stunde vorkam, während Erdbröckchen auf mich herabrieselten, mir die Wände dieses Gangs die Schultern aufschürften und mir am anderen Ende wahrscheinlich ein Scharfschütze auflauerte – schätzte ich ungefähr so sehr, wie einen Schwall Riesenkrötenkotze ins Gesicht zu kriegen. Ich hatte nur ein einziges Mal Jagd auf eine Riesenkröte gemacht, und bei dem Gedanken daran drehte sich mir immer noch der Magen um.
    Der unterirdische Gang machte eine Biegung. Ich zwängte mich weiter und sah vor mir Licht. Endlich. Ich hielt inne und lauschte. Kein Entsichern einer Schusswaffe. Und auch keine Stimmen.
    Ich näherte mich dem Licht und erstarrte. Vor mir tat sich ein riesiger Abgrund auf. Es war eine Schlucht, mindestens eine Meile breit und gut und gern vierhundert Meter tief. Sie begann

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