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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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bemerkt, dass sie etwas Magisches an sich hatte, war aber bei all den Metallhunden und infizierten Schamanenfreunden gar nicht dazu gekommen, sie danach zu fragen. »Dieses Ding – es ist grau und violett? Sagtest du violett? Wie ein Vampir?«
    »Schwächer. Ein helles Violett.«
    »Violett war die Farbe der Untoten. Wenn dieses Wesen tatsächlich untot war, hatte es kein Bewusstsein. Dann musste irgendjemand es lenken, so wie die Herren der Toten ihre Vampire lenkten.
    »Julie, du musst da rauskommen. Ich kann dich nicht beschützen, wenn du dich hinter die Kloschüsseln klemmst. Steh auf.«
    »Sie wird hier reinkommen. Und dann wird sie mich umbringen. Ich will nicht sterben.«
    »Du wirst nur sterben, wenn du da hocken bleibst.« Ich streckte ihr eine Hand entgegen. »Komm.«
    Sie schluchzte.
    »Komm, Julie! Zeig diesem Scheißvieh, dass du Mut hast.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und ergriff meine Hand. Ich zog sie hoch.
    »Ich habe Angst.«
    »Nutze die Angst. Angst macht wachsam. In Honeycomb – wieso hat die Magie da nicht nach dir gegriffen?«
    Sie brauchte einen Augenblick, bis sie verstand, was ich meinte. »Ich habe mich angepasst. Ich habe so getan, als wäre ich genauso wie sie.«
    »Dann pass dich jetzt mir an.« Wenn Julie zum Schein eine andere Art von Magie annahm, würde das Julies Geist verbergen und das Wesen zwingen, sich stattdessen auf das magische Objekt zu konzentrieren. Es war, als würde man ein kleines Licht im Schein eines großen Lichts verbergen. Das Wesen konnte Julies Geist nicht angreifen, wenn es ihn nicht erspüren konnte.
    Julie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Ich hab’s schon versucht. Aber deine Magie ist zu seltsam.«
    Mist! Eine weitere Nebenwirkung meiner Herkunft. Als wäre es noch nicht genug, dass ich meine blutigen Verbände verbrennen musste, damit mich niemand identifizieren konnte, war ich nun noch nicht einmal in der Lage, ein kleines Mädchen zu beschirmen. Was hatte ich denn zur Verfügung, woran sie sich anpassen konnte? Greg hatte eine Privatsammlung besessen, die ein halbes Dutzend verzauberter Gegenstände enthielt, aber nichts davon strahlte genug Magie aus, um Julie darin zu verbergen.
    Slayer.
    »Bleib hier.«
    Ich rannte in die Küche, nahm Slayer vom Tisch und lief zurück ins Bad. Julie guckte ausdruckslos. Ich drückte ihr Slayers Griff in die Hand und sagte: »Hier! Pass dich daran an!«
    Da war ihr Blick wieder hellwach. Ich spürte die Magie in die Klinge dringen. Julie keuchte.
    Innerhalb des Felds der Magie vollzog sich eine kaum merkliche Änderung. Julie atmete tief durch. »Okay«, sagte sie. »Okay.«
    Das Wesen kreischte entnervt.
    Ich schloss Julie fest in die Arme. Mit körperlichen Gefahren konnte ich umgehen, aber wenn Julie in einen Zombie verwandelt worden wäre, hätte ich das nicht ertragen. Solange wir dieses Scheißvieh aus dem Kopf der Kleinen heraushalten konnten, hatten wir eine gute Chance. Sie umklammerte den Schwertgriff mit beiden Händen und konzentrierte sich auf die Klinge.
    Ich schob sie zur Badezimmertür. »Los, gehen wir.«
    Wir verließen das Badezimmer. Die lavendelblauen Augen des Wesens richteten sich auf Julie. Es leckte am Wehr, verbrannte sich die Zunge und wich zurück.
    Ich nahm den Telefonhörer ab. Die Leitung war tot. Wieso immer ich?
    » Kiiind. Will, will …«
    »Alles klar mit dir?«
    Julie nickte.
    Die Magie ebbte ab. Ich nahm Slayer aus Julies Händen und versuchte es noch einmal mit dem Telefon. Immer noch nichts. Verdammte Scheiße.
    Das Haar des Wesens hing schlaff herab. Nun klammerte es sich an das Gitter, sonst wäre es abgestürzt. Ja! Ersticken sollst du an der Technikphase, du Mistvieh! Jetzt schau sie dir an, deine Tentakelhaare!
    Das Wesen stützte sich mit den Beinen an der Mauer ab und stemmte sich gegen das Gitter. Die Gitterstäbe gaben mit einem lang gezogenen, metallischen Quietschen nach.
    Julie floh ins Schlafzimmer. Nein, jetzt war nicht der richtige Moment, sich zu verstecken. Grundregel Nummer eins für jeden Leibwächter: Jederzeit wissen, wo sich der »Leib« befindet.
    Das Wesen stemmte sich noch einmal gegen das Gitter. Und die Gitterstäbe bogen sich auseinander.
    Ich ging in die Küche. Erst mal würde ich mich mit meinem hübschen neuen Fensterschmuck beschäftigen, und anschließend würde ich Julie unter dem Bett hervorzerren.
    Julie kam mit ihrem Messer in der Hand wieder. Ihr zitterten die Hände. Sie stellte sich hinter mich und biss sich auf die

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