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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Geld überhäufen. Sie werden dich dafür bezahlen, dass du auf eine bestimmte Schule gehst, nur damit du ihnen sagst, welche Farbe der Magie bestimmte Dinge haben. Aber selbst wenn du die nutzloseste magische Fähigkeit hättest, selbst wenn du weiter nichts zustande bringen könntest, als einen Furz wie ein Fingerschnippen klingen zu lassen, würde ich dir auch nichts anderes sagen. Man sollte das, was man ist, nicht aufgeben, weil man einen anderen glücklich machen will.«
    »Was mich glücklich macht, entscheide ich selber!« Sie sprang vom Bett und stampfte von dannen.
    »Wenn es sich falsch anfühlt, ist es wahrscheinlich auch falsch.«
    Sie knallte die Tür hinter sich zu. Diese Angelegenheit hatte ich nun also mit meinem sprichwörtlichen Fingerspitzengefühl gehandhabt. Ich stand auf, um mich anzuziehen und mir etwas zu essen zu besorgen.
    Junge Gestaltwandler hatten nicht viel Zeit, sich zu finden. Wenn die Pubertät begann, blieben ihnen nur zwei Möglichkeiten: Sie wurden zum Loup oder unterwarfen sich dem Kode.
    Zum Loup zu werden bedeutete, alle Selbstbeherrschung fahren zu lassen und dem Körper blindlings in die Hölle der Hormone zu folgen. Loups nährten sich von Menschenfleisch. Sie schwelgten in den von ihnen verursachten Qualen und in sadistischen Perversionen, hangelten sich von einer ausgefeilten Folter zur nächsten, bis eine Schusswaffe, ein Schwert oder eine Pranke ihrem Treiben ein Ende setzte oder der Lyc-V sie von innen heraus zerfraß. Loups starben jung und gaben keine schönen Leichen ab.
    Sich dem Kode zu unterwerfen bedeutete, sich auf Schritt und Tritt zu beherrschen. Die Anhänger des Kodes wollten menschlich bleiben und stellten alles Mögliche an, um das Tier in sich an der ganz kurzen Leine zu halten. Der Kode bedeutete strikte geistige Konditionierung, Disziplin, Verantwortlichkeit, Hierarchie und Gehorsam. Also alles, was mich wahnsinnig machte.
    Die Individuen, die aus dieser Feuerprobe hervorgingen, hatten sich gemeinsame Wesenszüge erworben: Sie kannten ihre Grenzen, rauchten nicht, mieden starke Gerüche, alkoholische Getränke und scharfe Gewürze, da all das ihre Sinne abgestumpft hätte. Und sie gaben sich nur äußerst selten Ausschweifungen hin.
    Außer wenn es ums Essen ging. Gestaltwandler fraßen wie die Schweine. Und ich gab mir nun Mühe, es ihnen gleichzutun. Ich hatte einen Bärenhunger, und es war nicht abzusehen, wann ich das nächste Mal etwas zwischen die Kiemen kriegen würde.
    Ich war ganz allein in der Küche – die Frühstückszeit war schon vorbei. Und ich hatte gerade einen ersten Bissen zu mir genommen, als Derek hereinkam und mir gegenüber Platz nahm. Er hatte eine alte, leere Kaffeebüchse und eine Blechschere dabei. Er nahm einen langen Eisennagel und etwas Draht aus der Büchse und begann einen etwa fünf Zentimeter breiten Blechstreifen von der Büchse zu schneiden. Anschließend sah ich ihm dabei zu, wie er den Nagel mit bloßen Fingern zickzackförmig verbog. Dann knüllte er den Blechstreifen zusammen, als wäre es Lehm, und drückte den Nagel hinein.
    Wie schön es doch war, ein Werwolf zu sein.
    »Habt ihr hier irgendwo eine Ausgabe des Almanachs?«, fragte ich.
    Derek stand auf und brachte mir den Almanach der Zauberwesen . »Danke.«
    Ich blätterte darin und tat mir derweil noch etwas Frühstücksspeck auf. Kein Bolgor der Hirte. Und auch keine Erwähnung irgendwelcher Kampfschnepfen. Ich überflog den Artikel über Morrigan. Ein Armbrustschütze wurde darin nicht erwähnt. Wenn dem so gewesen wäre, hätte ich es natürlich wahrscheinlich eh gewusst: Ich hatte den Almanach schon etliche Male von vorne bis hinten durchgelesen. Auf sämtliche Einzelheiten darin konnte man sich nicht verlassen, aber er war insgesamt doch ein ganz guter Führer durch die Welt der Magie.
    Kurz nachdem ich meinen zweiten Teller in Angriff genommen hatte, kam Julie herein und setzte sich mit mürrischer Miene zu mir.
    Derek fügte dem Nagel weitere Blechstreifen hinzu, drückte sie fest und fixierte sie mit Draht.
    »Derek, was würdest du davon halten, wenn ein Junge einem Mädchen seine magische Macht rauben wollte, indem er sie dazu bringen würde, Sex mit ihm zu haben?«
    »Dem würde ich was brechen. Ein Bein. Oder einen Arm.« Er zog den Draht fester. »Umbringen würde ich ihn wahrscheinlich nicht, es sei denn, er würde auch noch die Schnauze aufreißen.«
    »Und was wäre, wenn das Mädchen dem Jungen ihre Macht geben wollte?«, fragte

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