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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ich.
    »Dann würde ich das für ziemlich bescheuert halten.« Er zuckte die Achseln. »Ist so was überhaupt machbar?«
    »Nein.«
    »Dann hat das Mädchen doch Glück. Und vielleicht lässt sie sich das eine Lehre sein und sucht sich einen anderen Jungen.« Nun überreichte er Julie eine Rose aus Metall. »Für dich. Kate, wenn du aufgegessen hast – Curran will dich sprechen. Er ist oben, auf dem Dach.«
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf ins zweite Obergeschoss, von wo eine ausfahrbare Leiter durch eine Falltür weiter aufwärts führte. Ich stieg die Leiter hinauf und gelangte auf das Flachdach des Gebäudes.
    Auf dem Dach lagen alle möglichen Gewichte und Hanteln herum. Curran lag rücklings auf einer schweren Hantelbank mit massivem Stahlgestell. Er betätigte sich im Bankdrücken, stemmte eine Hantelstange mit aufgesteckten Gewichtsscheiben und ließ sie in einer langsamen, kontrollierten Bewegung wieder auf seine Brust sinken.
    Ich ging zu ihm. Die Hantelstange war dicker als mein Handgelenk. Das musste eine Sonderanfertigung sein. Ich versuchte die aufgesteckten Gewichte zu zählen. Eine handelsübliche Hantelstange wog um die zwanzig Kilo, ebenso viel wie die schwersten normalen Gewichtsscheiben. Doch diese Scheiben sahen nicht normal aus.
    Ich blieb etwas seitlich stehen und sah zu, wie sich die Hantelstange hob und senkte. Curran trug ein altes, zerschlissenes T-Shirt, und ich konnte seine Muskeln unter dem Stoff arbeiten sehen.
    »Wie viel hebst du da?«
    »Siebenhundert Pfund.«
    Also gut. Ich bleibe einfach hier stehen, komme dir nicht in die Quere und hoffe, dass du dich nicht mehr an meine Drohung erinnerst, ich würde dir die Fresse polieren.
    Er grinste. »Willst du mir Hilfestellung leisten?«
    »Nein danke. Aber wie wär’s, wenn ich dich anfeuern würde?« Ich holte tief Luft und rief: »Ohne Schweiß kein Preis! Dieser Schmerz ist nur die Schwäche, die deinem Körper entweicht! Los! Drücken! Zeig dem Gewicht, wo der Hammer hängt!«
    Er brach in Gelächter aus. Die Hantelstange hielt inne, gefährlich nah über seiner Brust, während er sich vor Lachen schüttelte. Ich ging hin und ergriff die Stange. Das brachte mich in eine äußerst kompromittierende Lage, denn sein Kopf war nun meinen Schenkeln und dem, was sich direkt darüber befand, sehr nah. Aber ich hatte nun mal keine Lust, einem tollwütig tobenden Rudel zu erklären, wieso ich schuld daran war, dass sich der Herr der Bestien mit einer Hantelstange den Brustkorb zerquetscht hatte.
    Ich drückte mit aller Kraft. Doch es war unmöglich, die Stange anzuheben, ohne dass er sie von unten hochstemmte.
    Die Stange hob sich sehr langsam.
    »Curran, hör auf, hier rumzuspielen, und heb die Stange hoch.«
    Ich blickte hinab und sah, dass er mir unverwandt ins Gesicht schaute. Dabei hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Der Anblick, wie ich mich schnaufend abmühte, amüsierte ihn offenbar königlich.
    Er stemmte die Hantelstange empor und legte sie auf den Halterungen beiderseits der Bank ab.
    Ich zog mich schnell zurück und brachte ein, zwei Meter Abstand zwischen uns. Er setzte sich auf, zog sich das T-Shirt aus und wischte sich damit den Schweiß von der Brust. Ganz langsam. Und ließ derweil auch noch ein wenig die Muskeln spielen.
    Ich wandte mich um und widmete mich dem Panorama. Ein Sabberfaden am Mundwinkel hätte komplett meinen Stil ruiniert. Und wenn er richtig angefangen hätte, die Muskeln spielen zu lassen, wäre ich wahrscheinlich ohnmächtig zu Boden gesunken. Oder hätte mich vom Dach gestürzt.
    Ich musste wirklich dringend mal eine Nummer schieben. Sonst streikten meine Hormone noch und legten meinen gesunden Menschenverstand endgültig lahm.
    Curran erhob sich von der Bank und stellte sich zu mir. Vor unseren Augen plagte sich die übel zugerichtete Stadt mit dem heraufziehenden Flair. In der Ferne sanken die Überreste von Wolkenkratzern endgültig in sich zusammen. Zwischen ihnen und uns erstreckte sich das Straßengewirr, das dort, wo die Natur die Ruinen bereits überwuchert hatte, von Grün durchbrochen war.
    Vielleicht bildete ich mir da auch bloß etwas ein. Vielleicht wischte er sich den Schweiß nur ab, weil er halt nicht verschwitzt sein wollte, und nicht, um mir seine tolle Muskulatur vorzuführen. Ich maß mir selbst wieder mal viel zu viel Bedeutung bei.
    »Was wirst du mit dem Kind machen?«, fragte er.
    »Ich bringe es zum Orden. Die haben unter ihrem Gebäude einen Keller. Die Tür dazu ist aus sechzig

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