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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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und menschliche Haut gehüllt. Es war nackt, hässlich und schon seit dreißig oder vierzig Jahren tot. Jemand hatte es am ganzen Leib mit einer dicken, violetten Schicht Sunblocker eingeschmiert. Dieser getrocknete Sunblocker sah so aus, als hätte sich das Wesen von oben bis unten mit einer geplatzten mannsgroßen, weintraubenfarbenen Kaugummiblase eingesaut.
    »Das soll doch wohl ein Scherz sein.«
    Der Vampir klappte sein Maul auf, und Ghasteks Stimme drang heraus. »Es ist mir, wie stets, ein Vergnügen, dich zu sehen.«
    Wer sonst außer Ghastek konnte das sein. Ich fragte mich, ob Nataraja, der Führer des Volks hier in der Stadt, ihn dazu abgestellt hatte, mit mir zu kommunizieren, oder ob Ghastek diese beschwerliche Aufgabe selbst auf sich genommen hatte.
    Andrea betrat das Büro. Mit einem Mal hatte sie zwei Pistolen in den Händen, und beide waren auf das Gesicht des Vampirs gerichtet.
    »Schöne Waffen«, sagte Ghastek.
    » SIG -Sauer, P 226«, erwiderte Andrea. »Eine Bewegung, und du verlierst das Augenlicht.«
    »Glaubst du wirklich, du könntest die Reflexe eines Vampirs überlisten?«, fragte Ghastek leichthin. Er wollte sie nicht herausfordern. Er war nur neugierig.
    Die Andeutung eines Lächelns spielte um Andreas Lippen. »Willst du das wirklich herausfinden?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie pustet ihm die Birne weg, ehe du auch nur anfängst zu zucken. Glaub mir, ich verdiene meinen Lebensunterhalt unter anderem damit, so was einzuschätzen.«
    Ich machte mir eine Notiz im Geiste, niemals in einem fairen Kampf gegen Andrea anzutreten. Ich war zwar schnell, aber gegen sie hatte ich nicht den Hauch einer Chance. »Und zu unser aller Glück müssen wir ja auch gar nicht gegeneinander kämpfen.« Ich lächelte Andrea zu.
    Sie nickte, und ihre Pistolen verschwanden. »Ich bin dann mal nebenan.«
    »Danke.«
    Sie verließ mein Büro. Ich nahm auf meinem Schreibtischstuhl Platz. »Schaff ihn von meinem Tisch.«
    Der Vampir rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ghastek, entweder du bewegst ihn da fort, oder ich tu’s. Ich muss mir in meinem eigenen Büro keine Unhöflichkeiten bieten lassen.«
    Der Untote glitt von der Schreibtischplatte. »Das sollte keine Beleidigung sein.«
    »Gut, dann werde ich es auch nicht als solche auffassen. Also, was willst du?«
    »Wie geht es dir? Irgendwelche Knochenbrüche? Offene Wunden?«
    »Nein. Weshalb dieses plötzliche Interesse an meiner Gesundheit?«
    »Keine vorübergehende Benommenheit? Oder ein leichtes Prickeln in der Brust und am Hals? Es fühlt sich ein wenig so an, wie wenn das Blut zurück in ein eingeschlafenes Körperteil fließt, bloß dass es in diesem Fall ein innerlicher Vorgang ist.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass du mir hier die ersten Stadien der Ansteckung mit dem Immortuus -Erreger schilderst?«
    Der Vampir kam langsam näher. »Dafür kann es nur einen Grund geben.«
    »Ich verwandele mich nicht in einen Vampir, Ghastek.« Das war völlig unmöglich. Mein Blut fraß die Vampirismus-Bakterien zum Frühstück und verlangte dann lauthals einen Nachschlag. Ich war immun gegen Vampirismus. Und auch gegen das Gestaltwandlertum.
    Der Vampir trat noch einen vorsichtigen Schritt auf mich zu. »Dürfte ich bitte deine Iris sehen?«
    »Ich sage dir doch, ich bin nicht infiziert. Ich wurde nicht gebissen.«
    »Tu mir den Gefallen.«
    Ich beugte mich vor. Der Vampir erhob sich von allen vieren und reckte sein Gesicht meinem entgegen. Wir starrten einander an, der wandelnde Leichnam und ich, unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Fast hätten wir einander berührt. Ich sah in die Augen des Vampirs, die früher blau gewesen waren und die nun rot waren, von den Kapillargefäßen, die der Strom des Bluts weitete, in dem es vom Erreger des Vampirismus nur so wimmelte. In der Tiefe dieser Augen lauerte ein schrecklicher, ein schrankenloser Hunger, der unstillbar war. Wenn Ghastek nur für einen Moment die Kontrolle verlor, würde sich dieses Scheusal auf mich stürzen und mich mit seinen Zähnen und Krallen aufreißen, auf der Suche nach meinem warmen Blut.
    Er würde es zumindest versuchen. Aber ich würde ihn töten. Ich würde dieses widerwärtige Wesen zermalmen wie eine Mücke. Und es wäre ein tolles Gefühl. Ein Höhepunkt an diesem Tag.
    Nur zu gerne hätte ich sie alle niedergemetzelt. Am liebsten hätte ich mich die Nahrungskette des Volks hinaufgemordet, bis ich bei

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