Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Roland angelangt wäre, ihrem legendären Führer. Es gab da einige Dinge, die ich mal mit ihm bequatschen musste. Doch unser Gespräch musste noch warten, bis meine Macht weiter angewachsen war, denn im Augenblick hätte er mich mit einem einzigen Zucken einer Augenbraue vom Angesicht der Erde gewischt.
    Der Vampir sank wieder zu Boden.
    »Zufrieden?«
    »Ja.«
    »Du klingst enttäuscht. Erscheint es dir so reizvoll, mich nach meinem Untod zu lenken?«
    Das Gesicht des Vampirs regte sich, während er nachzuahmen versuchte, wie Ghastek in einem gepanzerten Raum irgendwo in den Tiefen des Casinos zusammenzuckte. »Kate, wie geschmacklos. Auch wenn du ein ausgezeichnetes Exemplar abgeben würdest. Du bist in bester körperlicher Verfassung und gut gebaut. Ich habe heute Morgen wieder mal den Stapel der Bewerbungen durchgeschaut, und die eine Hälfte der Bewerber ist unterernährt, während die andere Hälfte die falschen Proportionen hat.«
    Ich seufzte. Bestand überhaupt noch eine Chance, dass er auf den Zweck seines Besuchs zu sprechen kommen würde? Die Zeit verrann, und ich musste los, um nach Julies Mutter zu suchen. »Ich habe heute Morgen noch eine Menge zu tun. Ich wäre dir dankbar, wenn wir dann mal zum Geschäftlichen kommen könnten.«
    »Unsere Patrouille hat heute Nacht einen ungewöhnlichen Untoten gesichtet«, sagte Ghastek. »Greifhaare, Krallen und eine hochinteressante Machtsignatur.«
    Krallen, hm? Ich spielte den Kampf noch einmal in Gedanken durch. Die Krallen kamen erst zum Vorschein, wenn die Kampfschnepfen ihre Beute schon fast erlegt hatten. Zwei Schnepfen hatten binnen weniger Minuten meine Wohnung angegriffen, die dritte aber war erst später aufgetaucht. Vermutlich war sie aufgehalten worden. Ich mutmaßte drauflos. »Und wie lange hat dieser seltsame Untote gebraucht, um eure Patrouille auszuschalten?«
    Falls Ghastek erstaunt war, ließ er es sich nicht anmerken. »Keine zehn Sekunden.«
    »Das ist ein bisschen traurig, oder?«
    »Es war ein junger Vampir. Wir hatten ihn gerade erst bekommen.«
    Ausflüchte, Ausflüchte. »Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun haben soll.«
    »Wir haben die Machtsignatur bis zu deiner Wohnung verfolgt. Die sich, soweit man das vom Fenster aus sehen konnte, in einem unerquicklichen Zustand befindet. Immerhin scheint man eine neue Tür eingesetzt zu haben. Ich nehme an, die alte wurde zerstört?«
    »Auf hochdramatische Weise.«
    Der Vampir hielt inne. Achtung, jetzt kam’s.
    »Das Volk würde dieses Exemplars gerne habhaft werden.«
    Nur zu. Ghastek war vermutlich der fähigste Herr der Toten der ganzen Stadt. Er verfügte über die besten Gesellen und die besten Vampire. Und wie er gucken würde, wenn er einmal etliche dieser hochgeschätzten Blutsauger bei dem Versuch vergeudet hätte, eine Kampfschnepfe einzufangen, nur um dann erleben zu müssen, wie diese zu Schlamm zerging. Einfach unbezahlbar.
    »Dein Lächeln hat etwas Beunruhigendes«, bemerkte Ghastek.
    Ich lächelte weiter. »Dagegen kann ich nicht an.«
    »Da dieser Zwischenfall in deiner Wohnung stattfand, möchte dich das Volk in dieser Sache um Mithilfe bitten. Was weißt du, Kate?«
    »Nur sehr wenig.«
    »Verrat es mir dennoch.«
    Das Volk wollte also tatsächlich so eine Kampfschnepfe haben. Die guten, alten Vampire zu lenken fing offenbar an, sie zu langweilen. »Und was habe ich davon?«
    »Eine finanzielle Entschädigung.«
    Der Tag, an dem ich Geld vom Volk annehmen würde, wäre der Tag, an dem ich es aufgeben würde, ein Mensch zu sein. »Kein Interesse. Sonstige Angebote?«
    Der Vampir starrte mich mit heruntergeklappter Kinnlade an, während Ghastek darüber nachsann. Ich nahm ein paar Formulare von meinem Schreibtisch, schob sie dem Vampir ins Maul und zog das Papier mit einem Ruck nach oben.
    »Was machst du da?«, fragte Ghastek.
    »Mein Locher ist kaputt.«
    »Du hast keinen Respekt vor den Untoten.«
    Ich seufzte und betrachtete die unregelmäßigen Risse in den Formularen. »Das ist eine persönliche Schwäche von mir. Hast du dir jetzt was einfallen lassen? Ich muss nämlich los.«
    »Ich schulde dir dafür einen Gefallen«, sagte er. »Ich werde anschließend oder zu einem späteren Zeitpunkt auf deine Bitte hin etwas tun, vorausgesetzt, ich muss mir selbst und den meinigen damit keinen Schaden zufügen.«
    Ich ließ es mir durch den Kopf gehen. Das war ein nicht zu verachtendes Angebot. In den Händen eines erfahrenen Herrn der Toten war ein Vampir eine

Weitere Kostenlose Bücher