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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Waffe, die sich mit keiner anderen vergleichen ließ, und Ghastek war nicht nur erfahren, sondern auch sehr begabt. Ein Gefallen, den er mir schuldete, konnte mir einmal sehr gut zupasskommen. Und wenn er tatsächlich so eine Kampfschnepfe in seine schmutzigen Finger bekam, würde er sie zunächst mal auf Herz und Nieren prüfen, um ermessen zu können, über welche Macht sie verfügte. Und sobald sie eine ernsthafte Verletzung erlitt, verwandelte sie sich in Schlamm. Wo also war der Haken an der Sache?
    »Maxine?«
    » Ja ?«
    »Ghastek hat mir einen Gefallen versprochen, wenn ich ihm helfe. Haben wir ein Formular, mit dem man so eine Abmachung schriftlich fixieren könnte?«
    » Ja, haben wir .«
    »Du willst, dass ich einen Vertrag unterschreibe?«
    »Yep.«
    Der Vampir gab eine Folge erstickter, knarrender Laute von sich, und mir wurde klar, dass er versuchte, Ghasteks Gelächter wiederzugeben.
    Derek betrat das Büro, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Dein Gefährte ist immer noch am Leben«, sagte Ghastek, der die Formulare studierte. »Erstaunlich.«
    »Er ist hart im Nehmen.«
    Dass Ghasteks Unterschrift genau so aussah, als hätte er das Dokument eigenhändig unterschrieben, besagte mehr über seine Lenkfähigkeiten als alles noch so geschickte Fuchteln und Krakeln. Ich fand sein Können bewundernswert. Und dennoch jagte er mir unweigerlich eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte er, als Maxine die unterschriebene Abmachung fortgenommen hatte.
    »Vor zwei Tagen ist ein Zirkel von Amateurhexen von ihrem Treffpunkt auf dem Grunde der Honeycomb-Schlucht verschwunden. Ich habe den Ort wegen einer anderen, nicht damit zusammenhängenden Sache aufgesucht und dort ein unermesslich tiefes Loch in der Erde und Rückstände nekromantischer Magie vorgefunden. Und sehr viel Blut. Aber keine Leichen.«
    »Erzähl weiter.«
    »Ich habe die Tochter einer dieser Hexen von dort mitgenommen.«
    »Das Mädchen, das vorhin ins Büro gerannt kam«, erwiderte er. »Es war nicht meine Absicht, sie zu erschrecken.«
    »Ja.« Und mir war nicht danach, ihm zu erklären, dass Julie an einer Vampirphobie litt und dass sie, da die Magie gerade nicht herrschte, seine vampirische Machtsignatur nicht hatte erkennen können. »Sie hat mich um Hilfe gebeten. Und ich habe sie unter den Schutz des Ordens gestellt.« Damit du gar nicht erst auf dumme Gedanken kommst. »Ich habe das Kind dann in meine Wohnung mitgenommen. Und im Laufe der Nacht wurden wir dort angegriffen.«
    »Wie viele von ihnen waren es?«
    »Drei, den Navigator nicht mitgezählt.«
    Der Vampir erstarrte. »Da war ein Navigator dabei?«
    »Ja.«
    »Ein Mensch?«
    »Eher nicht.«
    Ich beschrieb Bolgor, den Hirten, vor allem seine Tentakel, und die Kampfschnepfen, schilderte ausführlich ihr Haar, ihre Krallen und den giftigen Schleim daran. Ich erklärte ihm die Sache mit dem Meeresdämon, erwähnte aber nicht, woher ich diese Informationen hatte. Ich hätte ihn hinsichtlich ihrer ausgefallenen Sterbensgewohnheiten hinters Licht führen können, doch Geschäft war Geschäft, und daher schilderte ich ihm, wie sie zu Schleim zerflossen waren. Ich erwähnte kurz mein Ableben um ein Haar und fasste alles mit den Worten zusammen: »Ich erlitt Schnittwunden am Rücken, erledigte daraufhin die Kampfschnepfe und rief einen Kollegen an, der mich abholte und zum Heilmagier brachte.« Was ja beinahe der Wahrheit entsprach. Ich war mir ziemlich sicher, dass niemand wusste, dass ich Vampire zu lenken vermochte, und es war von entscheidender Bedeutung für meine Sicherheit, dass es dabei blieb.
    Der Vampir verfiel in den Statuenmodus, während Ghastek diese Informationen verarbeitete. Das Volk glaubte ein Monopol auf alle Aspekte der Nekromantie zu haben. Die Vorstellung, dass ein selbstständiger Navigator in der Stadt unterwegs war, musste Ghastek schwer gegen den Strich gehen, selbst wenn es sich dabei um einen Dämon handelte. »Der Beiname ›Hirte‹ erscheint mir interessant. Das könnte sich auf seine Navigationsfähigkeit beziehen.«
    Ich klackte mit den Fingernägeln auf die Schreibtischplatte. »Ich kann nur davon abraten, diese Kampfschnepfen zu verfolgen. Sobald sie schwer verletzt werden, verwandeln sie sich in Schleim.«
    »Wirklich schade, aber das würde ich doch gerne mit eigenen Augen sehen. Gibt es Gründe zu der Annahme, dass dieser Hirte noch einmal wegen des Mädchens zurückkommt?«, fragte Ghastek.

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