Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
und dort entstand ein neues, großes Holzgebäude, auf dem ein YardBird -Schild prangte. Darunter stand in großen roten Lettern: » Fried Chicken Wings !« Und etwas kleiner: »Echte Hühner, keine Ratten!«
    Brathähnchenduft lag in der Luft. Mir lief das Wasser im Munde zusammen. Das Gute an Chicken Wings war ja auch, dass man Hundefleisch in diesem Fall sofort erkannt hätte. Mmmh, lecker, Hähnchen. Dank Doolittles Bemühungen hatte ich immer noch den Stoffwechsel eines Kolibris auf Crack. Der Brathähnchenduft lockte mich mächtig. Doch zuvor waren erst noch die Hexen dran. Sobald wir den Centennial Park wieder verlassen hatten, würde ich mir, komme, was da wolle, eine Riesenportion Hähnchen gönnen.
    Die Zimmerleute von der Baustelle nebenan hatten die gleichen Gelüste. Sie saßen draußen an kleinen Holztischen, futterten Chicken Wings und sahen zu, wie die Nachmittagssonne dem Straßenasphalt Hitzeblasen entlockte. Arbeiter und Handwerker gingen den Centennial Drive auf und ab und hielten sich dabei auf der dem Park abgewandten Straßenseite. Die fliegenden Händler auf dem Gehsteig priesen mit heiseren Rufen ihre Waren an. Und an der nächsten Kreuzung tanzte ein Fetisch-Verkäufer, ein kleiner Mann mittleren Alters, um seinen Karren herum und schwenkte bunte Bänder und Amulette.
    Ein Straßenschild zeigte, dass wir am Andrew Young Boulevard angelangt waren. Dem Schild nach verlief diese Straße durch den südlichen Teil des Parks und mitten über die Centennial Plaza. Bloß dass von der eigentlichen Straße nichts mehr zu erkennen war. Die Flora war hier wild gewuchert, wie um allen Heckenscheren der Welt zu trotzen. Schwer von Laub behangenes Astwerk hing über den Weg, und die Triebe ließen das Pflaster aufplatzen. Kletterpflanzen vereinten sich mit den Sträuchern und Bäumen zu einem einzigen, vor Dornen starrenden Gestrüpp, das verhieß, kein Stückchen Haut unzerkratzt zu lassen. Um dort durchzukommen, hätte man schon eine Kettensäge gebraucht. Mit einer Machete war es nicht getan. Und ich hatte nicht mal eine Machete.
    Hexen kontra Kate & Co.: eins zu null.
    »Hier scheint die Straße zu Ende zu sein«, sagte ich.
    »Das hätte ich dir auch früher sagen können, wenn du mich danach gefragt hättest.« Der Vampir bedachte mich mit dem abscheulichen Versuch eines Lächelns – ein Anblick, nach dem sich jeder normale Mensch in therapeutische Behandlung begeben hätte.
    Aber es stimmte. Das Casino befand sich auf dem Gelände, auf dem früher einmal das World Congress Center gestanden hatte. Und wenn die fast zwanzig Meter hohen Bäume nicht gewesen wären, die hier die Sicht versperrten, hätte man von hier aus seine silbernen Minarette funkeln sehen. Das Volk und die Hexen waren praktisch Nachbarn. Ja, wahrscheinlich klingelten sie sogar immer mal wieder beieinander an, um sich ein Tässchen Zucker zu pumpen.
    »Da vorne gibt es einen Zugang.« Der Vampir hoppelte nach Norden in Richtung Baker Street. Die Sonne suchte sich genau diesen Moment dafür aus, um hinter einer kleinen Wolke hervorzukommen, die ganze Welt mit goldenem Sonnenschein zu erfüllen und die runzlige, violette Hülle des Vampirs aufleuchten zu lassen.
    »In dieser ganzen Geschichte ist doch wirklich der Wurm drin«, grummelte ich.
    Derek antwortete mit einem leisen Knurren.
    Ich trottete an dem grünen Wall entlang. Blumenduft lag in der Luft, und Vögel zwitscherten.
    Dann grub sich abrupt ein schmaler Pfad ins Grün und machte gleich wieder einen Schlenker nach links – wie ein schummriger Tunnel in das Herz des Waldes.
    Derek hob die Nase und nahm in Gestaltwandlermanier Witterung auf. »Wasser«, berichtete er.
    Ich versuchte mich krampfhaft an den Grundriss des Parks zu erinnern. Die Baker Street war nicht allzu weit entfernt. »Das müssen die Wassergärten sein.«
    Der Tunnel lag vor uns wie ein offen stehendes Maul. Ghasteks Vampir ging näher heran. Derek und ich stiegen ab und machten unsere Pferde an einem verwachsenen Rhododendron fest.
    »Irgend eine Idee, wie wir das angehen sollten?«, fragte ich den Vampir.
    »Nein, keine Ahnung«, erwiderte Ghastek.
    Ich seufzte, duckte mich und ging in den Tunnel hinein.

Kapitel 15
    I ch war auf diesem Weg gerade mal drei Meter weit vorangekommen, als die Magie wiederkehrte. Und diesmal traf sie mich wie eine Ladung Schrot aus einer Flinte. Mit einem Aufschrei des Entsetzens wich mir alle Luft aus den Lungen, mein Herz ballte sich wie eine Faust zusammen, und ich

Weitere Kostenlose Bücher