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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Geschichte war Erra der Gott der Seuchen, der Furcht und des Wahnsinns. Ihm standen sieben Krieger zur Seite: Brand, Beben, Flut, Sturm, Bestie, Gift und Dunkelheit. Die ersten vier hatten die Macht der Elemente.«
    Dali nickte. »Feuer, Erde, Wasser und Wind.«
    »Bestie war ein Monster. Gift erklärt sich von selbst.«
    »Und Dunkelheit?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das weiß niemand.«
    Sie rümpfte die Nase. »Immer wenn es besonders spannend wird …«
    »Im Epos geht es darum, wie Erra und sein Berater Ishum nach Babylon kommen und die Stadt zerstören. Aber hier irrt die Geschichte. Erra hatte gar nicht das Kommando, sondern Ishum. Die Babylonier hatten so große Angst vor Erra, dass sie ihn sicherheitshalber zum Chef ernannten. Und sie machten aus ihm einen Mann.«
    »Moment, Erra soll ein Mädchen gewesen sein?«
    »Ja. Erra ist eine Frau, und Ishum ist Roland.«
    Dali sagte nichts. Ihre Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.
    Ich erzählte weiter. »Gegen 6200 vor Christus zogen Roland und Erra durch die Gegend und eroberten Mesopotamien. Sie waren jung, und es war ihr erster großer Krieg. Sie kamen nach Babylon, das von Marduk beherrscht wurde, der zu diesem Zeitpunkt bereits unvorstellbar alt war. Einst war er ungeheuer mächtig gewesen, aber inzwischen war er betagt und senil. Die Welt drehte sich weiter. Marduk nicht, und er wusste es. Er war damit zufrieden, über Babylon zu herrschen, seine letzte Stadt, das Juwel der Antike. Es war eine große blühende Metropole, fast völlig aus tiefer Magie erbaut, und er war sehr stolz darauf.«
    Diese Geschichte kannte ich sehr gut. Voron hatte sie mir vor langer Zeit erzählt, allerdings in der Version, in der Erra ein Mann war. Selbst Rolands Kriegsherren wussten nicht alles über ihn.
    »Roland erkannte, dass sie nicht genug Soldaten hatten, um die Stadt einzunehmen. Marduk wurde große Verehrung entgegengebracht, sodass sie mit starkem Widerstand der Einheimischen rechnen mussten. Außerdem war die Infrastruktur viel zu komplex, um sie einfach übernehmen zu können. Roland führt Kriege, um zu erobern, nicht um Völker zu unterwerfen. Wenn er eine Stadt einnimmt, versucht er möglichst wenig Schaden anzurichten, um dann seine eigene, bessere Regierung einzusetzen. Also zog er weiter. Erra jedoch wollte nicht lockerlassen. Irgendetwas an Marduk schien ihr gegen den Strich gegangen zu sein.
    Erra nahm sich einen Teil von Rolands Armee und fiel gemeinsam mit ihren sieben Kriegern in Babylon ein. Sie übernahm die Stadt und verjagte Marduk, aber die Babylonier waren nicht bereit, sich zu unterwerfen. Also beschloss Erra, ihren Willen zu brechen. Sie ließ Seuchen auf die Babylonier los, und die sieben Krieger liefen in der Stadt Amok. Sie halbierten die Bevölkerung, verwüsteten die heiligen Stätten und ergingen sich in unglaublichen Grausamkeiten. Es war die Hölle auf Erden. Als nichts mehr übrig war, was sich beherrschen ließ, zog sie ab. Später kehrte Marduk in die Stadt zurück und baute sie wieder auf, aber es dauerte Jahrhunderte, bis sie ihre frühere Größe wiedererlangt hatte. Was wir heute aufgrund archäologischer Ausgrabungen über Babylon wissen, ist nur ein blasses Nachbild der Wirklichkeit.« Ich sah Dali an, um mich zu vergewissern, dass sie alles verstanden hatte. »Die Stadt verfügte über eine magische Verteidigung, von der wir heute nicht einmal träumen können. Und Erra hat sie mühelos zerschlagen. Du musst Jim diese Geschichte erzählen.«
    Dali schluckte. »Warum?«
    »Weil Erra hier ist. Curran hat Flut getötet, und ich habe soeben Beben erledigt.«
    »Hat sie es auf uns abgesehen?«
    »Ich glaube ja. Sie ist mit ihren sieben Kriegern gekommen. Sie sind Untote. Sie steuert sie wie Vampire.«
    Dali hob die Schultern, als wollte sie ihre Besorgnis abschütteln. »Wie sicher bist du, dass es tatsächlich so ist?«
    »Sehr sicher. Erra erschafft Seuchen. In alten Zeiten ging sie Rolands Armee voraus. Sie lief durch eine Stadt, und am nächsten Morgen war sie nur noch von Leichen bevölkert. Ein paar Tage später, nachdem alles gut durchgelüftet war, rückten Rolands Soldaten ein. Wir wissen, dass Roland das Rudel ausrotten will. Erra bringt dazu die besten Voraussetzungen mit. Sie hat die Macht, Tiere in Panik zu versetzen, und dasselbe macht sie mit Gestaltwandlern.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    Ich zitierte: »›Ich verwüste das Land und zermahle es zu Staub, ich

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