Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
ausgeknockt gewesen. Jetzt saß er im Korridor und drückte sich einen mit Schnee gefüllten Lappen an den Kopf, wo er eine Beule abbekommen hatte. Er schien es nicht eilig zu haben, weitere Informationen beizusteuern.
Ted sagte nichts. Totenstille breitete sich im Büro aus, die Art von Stille, die man normalerweise nur um zwei Uhr nachts hörte, wenn die Stadt in tiefen Schlaf gesunken war und selbst die Monster ruhten.
Der feuerfeste Teppich und die Möbel aus Metall hatten ihren Beitrag geleistet. Das Gebäude hatte das Ganze heil überstanden, und die Schäden im Büro waren überwiegend oberflächlicher Natur. Doch der Schaden, den der Orden erlitten hatte, war enorm. Die Ritter waren unberührbar. Wenn man einen verletzte, fanden sich alle anderen auf der Türschwelle des Übeltäters ein und boten genügend Magie und Stahl auf, um der Überzeugung Nachdruck zu verleihen, dass die Welt unterging. Erra war ins Kapitel eingedrungen, ins Ordenshaus, und hatte es in Trümmer gelegt. Ted musste Vergeltung üben, und zwar schnell und hart.
»Das Problem ist, dass wir nicht wissen, wo Erra als Nächstes zuschlagen wird«, sagte ich. »Wir sollten ihr nicht die Entscheidung überlassen. Wir haben drei ihrer Untoten getötet. Das ist für sie ein Affront, und sie ist unvorstellbar arrogant. Auf eine direkte Herausforderung wird sie sofort reagieren. Dazu suchen wir uns ein Plätzchen außerhalb der Stadt, wo es nett und abgeschieden ist.«
Es war ein sehr simpler Plan, aber simple Pläne funktionierten oft am besten.
Hinter uns rumpelte es. Ein Teil der Wand brach zusammen. Ted blickte finster auf die Verwüstung.
Das Telefon in meinem Büro klingelte. Ich nahm ab. »Kate …«
»Hilfe«, keuchte Brenna mit krächzender Stimme. »Hilf uns …«
Ein ferner Schrei hallte aus dem Telefonhörer, gefolgt von einem Grunzen. Dann heulte mir das Schlusszeichen ins Ohr.
Oh nein.
Ich ließ das Telefon fallen und stürmte zur Tür.
»Daniels!« Teds Stimme knallte wie eine Peitsche.
»Ein Büro des Rudels wird angegriffen. Ich muss gehen.«
»Nein.«
Ich hielt inne.
Ted starrte mich mit glasigen Augen an. »Sie gehören hierher. Wenn Sie gehen, nicht mehr.«
»Es gibt Tote. Ich habe einen Hilferuf bekommen.«
»Wir sind Menschen. Sie nicht. Ich gebe Ihnen den unmissverständlichen Befehl, hierzubleiben.«
Ich blickte zu Andrea, die hinter ihm stand. Sie schien zu einer Statue erstarrt zu sein. Ihr Gesicht war blutleer.
In meinem Kopf hallte immer noch Brennas krächzende Stimme nach.
Alles, wofür ich gearbeitet hatte, alles, was ich getan und geleistet hatte, um Gregs Vermächtnis am Leben zu erhalten – all das war trotzdem nicht mehr wert als ein Leben.
»Daniels, wenn Sie das tun, sind wir geschiedene Leute. Keine zweite Chance, keine Versöhnung.«
Meine Finger fanden die Schnur, die um meinen Hals hing. Mit einem brutalen Ruck riss ich sie ab, warf meinen Ausweis auf den Boden und ging hinaus.
*
Die verschneite Stadt flog an mir vorbei. Ich hatte mir den ersten Reiter geschnappt, der mir über den Weg gelaufen war, ihn vom Sattel gezerrt und sein Pferd beschlagnahmt. Ich hatte ihm noch gesagt, er solle es dem Orden in Rechnung stellen, damit der Mann mir nicht in den Rücken schoss, während wir davongaloppierten.
Mit halsbrecherischem Tempo bogen wir um die Ecke. Das Wolf-Haus kam in Sicht. Dalis Prowler parkte mitten auf der Straße. Sie stand daneben und starrte auf das Gebäude. Ihr zierlicher Körper war angespannt.
Sie hörte mich und drehte sich zu mir um. Sie öffnete den Mund.
Etwas brach, in einer Kaskade aus Glasscherben, durch das Fenster im zweiten Stock. Es segelte durch die Luft, eine groteske Gestalt, die weder menschlich noch tierisch war, mit riesigen zum Schlag ausgestreckten Klauen. Die Gestalt landete auf dem Auto und warf sich gegen Dali, um sie mit einem kehligen Knurren zu Boden zu reißen.
Ich zog an den Zügeln, um mein Pferd langsamer werden zu lassen. Das Pferd schrie.
Die Bestie, die ein wahlloses Flickwerk aus Fellstücken und freiliegenden Muskeln darstellte, drückte Dali zu Boden und schlug mit schwarzen Krallen nach ihr. Dali riss die Arme hoch und versuchte, ihre Kehle zu schützen.
Ich sprang vom Pferd und stürmte los.
Blut spritzte in den Schnee, ein schockierender Kontrast von Rot auf Weiß. Dalis helle Stimme schrie hysterisch: »Hör auf, ich bin’s, ich bin’s!«
Ich legte alles, was ich hatte, in einen gezielten Fußtritt. Ich traf die Flanke der
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