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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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mich, als sie wie ein Donnerschlag durch den Schutzzauber schlug. Fensterscheiben barsten. Die Welt um mich wurde weiß vor Schmerz. Das Gebäude bebte unter meinen Füßen, nachdem das Wehr zusammengebrochen war. Ich biss die Zähne zusammen und kämpfte mich durch die Agonie. Mein Sichtfeld wurde wieder klar. Vor mir war Mauro zwischen den Scherben des zersplitterten Fensters in die Knie gegangen. Blut tropfte ihm aus der Nase.
    Er zog es hoch und kam wankend auf die Beine, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. »Ein Machtwort.«
    »Ja.« Wahrscheinlich etwas, das so viel wie »Öffne dich« oder »Brich« bedeutete. Ich blickte zum Fenster. Eine glasige Wand aus Blau versperrte die Sicht nach draußen. Dünne Risse durchzogen das tote Wehr. Die Wand hielt noch eine weitere Sekunde lang stand, dann zerbrach sie und wurde vom Wind verweht.
    So fühlte es sich also an, wenn eine sechstausend Jahre alte Frau ein Machtwort aussprach.
    Erras Stimme hallte durch das Gebäude. Sie sang ein fröhliches Lied. »Ein erster kleiner Schritt. Ein zweiter kleiner Schritt. Ein dritter kleiner Schritt. Ich komm die Treppe rauf, kleines Eichhörnchen. Mach dich bereit!«
    Ich zog Slayer aus der Scheide und trat in den Korridor. Hinter mir fiel Andrea durch die Zugangstür und federte ihre Landung in einer lässigen Hocke ab.
    Die Tür zum Korridor flog auf, als sie aus den Angeln gerissen wurde, und offenbarte Brand, der davorstand. Sein nackter Körper leuchtete in einem wütenden rubinroten Licht. Sein Hals steckte in einem breiten Metallkragen. So viel zu meinem Enthauptungstrick.
    Er war untot, animiert vom Blut meiner Familie. Das gab mir eine Chance, eine kleine, fast bedeutungslose Chance, aber Bettler durften nicht zu wählerisch sein. Ich sammelte Magie um mich.
    Brand hob den Fuß und trat in den Korridor. Winzige Funken breiteten sich über seinen Zehen aus. Sein Fuß berührte den Boden, und die Funken entzündeten sich zu Flammen, die in einer schnellen Kaskade seine Beine hinaufschossen.
    Mauro wappnete sich.
    Die Flammen leckten über Brands bloße Brust. Fünfzehn Meter und jeweils vier Büros auf jeder Seite trennten uns voneinander. Ich zog immer mehr Magie an mich und umwickelte mich damit. So ist es gut, bring ihn näher heran, liebe Tante. Je geringer der Abstand, desto größer die Wucht.
    Die Armbrustsehne sirrte. Zwei Bolzen drangen in Brands Brustkorb. Er riss sie mit einer brennenden Hand ungeduldig heraus. Andrea fluchte.
    »Nett«, bellte Erra. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Das Feuer umwirbelte Brand wie ein Mantel aus Hitze und Licht. Er hob die Arme. Flammen umspielten seine Fingerspitzen.
    Eine große Hand stieß mich zurück. Mauro warf sich vor mich. Er war ohne Hemd. Eine dichte Masse aus Tattoos überzog Rücken und Brust. Darin glühten dünne hellrote Linien, die sich fließend verschoben, als hätte sich das Fleisch unter Mauros Haut in Lava verwandelt. Er stampfte auf, zuerst mit dem linken, dann mit dem rechten Fuß, brachte sich mitten im Korridor in Position, die Beine leicht gespreizt, die Arme erhoben.
    »Aus dem Weg!«, knurrte ich.
    Mauro nahm einen tiefen Atemzug.
    Ein Feuerball brach aus Brands Armen hervor und raste grollend durch den Korridor.
    Mauro bellte ein Wort. » Mahui-ki! «
    Die Tattoos flammten hellrot auf. Der Feuerstrahl teilte sich zwei Meter vor dem Samoaner in zwei Äste, um links durch Mauros Büro und rechts durch das von Gene nach draußen zu schießen. Mauro stand unversehrt da.
    Das Feuer erlosch. Brand legte den Kopf schief, wie ein Hund. »Was ist das?«
    Mauro grunzte und stampfte wieder erst mit dem einen, dann mit dem anderen Fuß auf. Die roten Linien auf seiner Haut glühten.
    Eine zweite Wand aus Feuer traf Mauro und wurde in die Büros abgelenkt. Mauro war ein gewaltiges Kraftpaket. Aber nun standen seine dreihundert Pfund zwischen mir und Brand, und die dreihundert Pfund machten keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Der Korridor war zu schmal. Ich steckte fest.
    »Mauro, geh aus dem Weg!«
    »Schlag mich!«, brüllte Mauro Brand an.
    Richtig. Dort gab es kein intelligentes Leben.
    »Mach dich auf was gefasst.« Brand schwang die Arme und baute damit eine Feuerspirale auf.
    Wenn ich nicht durch Mauro hindurchkam, musste ich um ihn herum gehen. Ich zog mich geduckt in den Pausenraum zurück und trat gegen die Wand. Die alten Holzbretter zerbrachen. Das Gebäude war aus soliden Ziegelsteinen gemauert, aber die Wände, die den Innenraum in

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