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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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schlaff zur Seite. Aus einem unbekannten Gesicht starrten mich blicklose milchige Augen an. Tot.
    Ich ging weiter durch den langen Korridor.
    Rechtes Zimmer, leer.
    Linkes, auch leer.
    Rechtes, wieder leer.
    Küche.
    Ein Topf köchelte auf dem Herd. Ich sah zwei reglose Gestaltwandler. Einer lag quer über dem Tisch. Es hatte ihn mitten im Verwandlungsprozess erwischt, sodass sein Körper sich im Stadium zwischen Haut und Fell befand. Seine deformierten Glieder klammerten sich an den Tisch. Die Knochen traten hervor, aus zerrissenen Muskeln sickerte Eiter auf das grüne Tischtuch. Ein Küchenmesser ragte ihm aus dem Hals und hatte ihn an der Tischplatte festgenagelt.
    Die zweite Leiche lag unter dem Tisch, zwischen geschälten und zerteilten Kartoffeln. Seine Brust war aufgerissen, eine klaffende Wunde, die ihm von kräftigen Krallen zugefügt worden war. Der gleiche schwarze Eiter quoll ihm über die Lippen. Die Übelkeit drohte mich zu überwältigen.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sich die Szene abgespielt hatte: Der rechte Gestaltwandler machte einen Satz über den Tisch und griff den Mann an, der Kartoffeln schälte. Er traf die Brust seines Opfers, das ihm das Messer in den Hals stieß …
    Ich ging zur Treppe weiter. Nach oben oder nach unten in den Keller?
    Ich beugte mich zur Seite und sah Blutflecken an der grünen Tapete über dem oberen Treppenabsatz. Also hinauf.
    Die alten Stufen knarrten unter meinen Füßen. Schnell huschte ich hinauf und drückte mich gegen die Wand. Ein rhythmisches heiseres Grunzen unterbrach die Stille. Auf jedes Grunzen folgte das Kratzen von Fingernägeln auf Glas. Ich überprüfte den Korridor.
    Etwas kauerte im Schatten ganz rechts, auf dem Haufen aus verstümmelten Leichen, und wühlte mit blutigen Krallen im toten Fleisch. Dann wischte die Kreatur ihre deformierte Hand an der Fensterscheibe ab. Die Krallen schabten über das Glas.
    Immer wieder.
    Die Bestie blickte zu mir auf. Ein Mädchen. Kaum älter als Julie. Sie sah mich mit blassen dunklen Augen an, während ihr Blut und schwarzer teerartiger Eiter aus dem Mund liefen.
    Ihr Gesicht war fast menschlich. Alles andere nicht. Ihre Gliedmaßen waren zu lang und endeten in übergroßen Händen. Ein Buckel verbog ihr Rückgrat, auf dem graues Wolfsfell wuchs. Ihr Brustkorb war konkav, und die Rippen stachen durch die Haut.
    »Es schmerzt«, sagte sie.
    Ich ging weiter.
    »Es schmerzt.« Sie tauchte die Hand in das Blut, das sich im Bauch der Frau neben ihr sammelte, und wischte es am Glas ab.
    »Was ist geschehen?«, fragte ich.
    Mit einem kehligen Knurren sprang sie mich an. Ich wich nach links aus und zielte mit Slayer auf ihre Seite. Sie prallte von der Wand ab, drehte sich und startete einen erneuten Angriff. Ich wirbelte die Klinge herum und trieb sie durch ihren Bauch bis ins Herz. Menschliche Zähne schnappten wenige Zentimeter vor meinem Gesicht zu. Ihre Krallen packten meine Schulter, dann sackte sie an der Klinge in sich zusammen.
    Ich schob das Kind behutsam von meinem Schwert und ging weiter.
    Der Gang war voller Leichen, eine nach der anderen, alle mit dem Gesicht zum Ende des Korridors, wo die stabile Tür zu Jims Büro halb offen stand. Offenbar waren sie hierhergerannt und hatten es nicht mehr geschafft. Im Vorbeigehen musterte ich die Gesichter, voller Sorge, dass ich jemanden erkannte.
    Was auch immer hier gewütet hatte, es war durch die Vordertür gekommen. Der erste Gestaltwandler war auf der Stelle zusammengebrochen. Dann war der Angreifer in der Küche gewesen und die Treppe hinaufgestiegen. Die Gestaltwandler im ersten Stock und im Keller hatten den Lärm offenbar gehört und den Eindringling gejagt. Neun Tote, darunter Brenna und das Mädchen, das ich getötet hatte. Jim schien Verstärkung geholt zu haben, weil er mit Schwierigkeiten gerechnet hatte. Alle stürzten sich auf den Eindringling. Keiner versuchte zu entkommen, bevor es zu spät war.
    Ein dumpfer Schlag drang aus dem Büro.
    Ich drückte die Tür auf.
    Ein nackter Mann saß zwischen zertrümmertem Mobiliar und verstreuten Papieren. Eine Metallfessel um sein Fußgelenk war mit einer Kette, die so dick wie mein Unterarm war, an einem Haken im Boden befestigt. Die Loup-Kette. In jedem Haus des Rudels gab es eine.
    Eine verrenkte Masse aus Gliedern und Wunden lag vor ihm. Links hing eine Gestaltwandlerin an der Wand, mit einem Schwert an den Brettern aufgespießt.
    Der nackte Mann blickte zu mir auf. Seine Haut hatte einen öligen

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