Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Glanz und war straff über den schlanken Körper gespannt. Seine Augen schimmerten im matten Gelb alten Urins. Von ihm ging der Gestank nach verwesendem Hühnchenfleisch aus.
»Meine Lieblingsnichte«, sagte Erras Stimme. »Nur du hast mir noch zu meinem Glück gefehlt. Willkommen auf Gifts Party.«
Der Körper vor Gift rührte sich.
»Du schon wieder.« Der Untote stach mit einem spitzen Holzstück auf den Gestaltwandler ein, riss es heraus und holte zum zweiten Hieb aus.
Ich packte den Körper an den Beinen und zog ihn zu mir heran, bis er außerhalb von Gifts Reichweite war.
»Zu spät«, schnaubte Erra.
Der Körper des Gestaltwandlers erzitterte in meinen Händen. Schwarzer Eiter quoll hervor. Ich ging neben ihm in die Knie und sah hellrotes Haar. Dingo, einer von Jims Männern. Oh nein!
Wo Dingos linkes Auge gewesen war, klaffte nun ein blutiges Loch. Das rechte sah mich aus der übel zugerichteten Masse seines Gesichts an. »Hab ihn mit der Kette erwischt«, flüsterte er.
»Das hast du«, bestätigte ich.
Seine Stimme war ein heiseres, schmerzerfülltes Stöhnen. »Ich sterbe. Töte mich.«
Ich hob mein Schwert, ließ es niedersausen, und er hatte keine Schmerzen mehr.
»Widerwärtig«, sagte Erra durch Gifts Mund.
Jetzt lachte keiner von uns mehr. »Diese Leute waren meine Freunde. Du hast mich gezwungen, sie zu töten. Du hast mich gezwungen, ein Kind zu töten.« Ich konnte immer noch Brennas Stimme in meinem Kopf hören.
»Hör auf zu flennen. Ich kann Weicheier nicht ertragen.«
Ich erhob mich und schob die Schranktür auf. Wenn sich Technik und Magie ständig abwechselten, verließen sich die meisten Leute auf Sachen, die unter beiden Bedingungen funktionierten.
Papier, Schachteln, nichts von Interesse. Ich ging zum kleineren Schrank auf der rechten Seite. »Ich habe herausgefunden, warum du keine Frauen angreifst.«
»Frauen sind die Zukunft. Ein Mann kann eine Nation zeugen. Aber wenn man die Frauen tötet, tötet man das ganze Volk.«
»Nein, darum geht es nicht. Du wurdest dazu ausgebildet, Armeen zu vernichten. In der Antike gab es nicht viele Armeen, die aus Frauen bestanden.«
»Du wärst überrascht«, sagte Erra.
Eine große Glasflasche mit Petroleum stand in der Ecke. Sie war noch zu drei Vierteln voll. Ich holte sie heraus und schraubte den Deckel ab.
»Warum beißt du nicht einfach dein Bein ab und verschwindest?«
»Um mir deine Qualen entgehen zu lassen?«
»Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass du sie dir gerne entgehen lassen würdest. Wenn du dein untotes Spielzeug verlierst, musst du dir einen anderen Körper suchen, dem du Blut entnehmen kannst. Du bist nicht geflüchtet, weil es dir Schmerzen bereiten würde, wenn du ihn dazu bringst, sich den Fuß abzubeißen. Und du kannst Schmerzen nicht ausstehen.«
Ich ging zu dem Untoten hinüber.
Gift sprang mich an. Ich trat zur Seite und fing seine Kehle mit der Hand auf. Meine Finger berührten seine Haut. Ich hatte schon einmal Kontakt mit Erras Geist gehabt. Ich brauchte nur einen Sekundenbruchteil, um ihn wiederzufinden. Ich packte Gift und kippte ihm das Petroleum über den Kopf. Gift wand sich und zielte mit einem Fußtritt auf meinen Bauch. Ich ließ ihn los und wich zurück, bis ich außerhalb seiner Reichweite war. Gleichzeitig hielt ich mich am Geist meiner Tante fest und kettete sie an Gifts Körper.
»Ich habe eine Frage an dich.«
»Und?«, schnaubte Erra.
Ein furchtbarer Druck setzte meinem Geist zu. Ich zwang mich, meine Kiefer zu entspannen. »Hältst du länger durch als ich?«
Ich zog ein Feuerzeug aus der Tasche, entzündete es und warf es auf Gift. Das Petroleum ging in Flammen auf, die an seiner Haut leckten.
Erra schrie. Ihr Geist packte meinen und zerrte daran, wie ein Hund eine erbeutete Ratte schüttelte. Ich setzte alles ein, was ich hatte, um durchzuhalten. Mit jedem Gramm Wut, das ich hatte unterdrücken müssen, als ich dieses Haus betreten hatte. Mit jedem Tropfen Schuldgefühl, das ich empfunden hatte, als Brennas Blut den Schnee gerötet hatte. All das pumpte ich in Erras Geist, um sie an Gift zu fesseln.
Brenn, Hexe, brenn!
Es stank nach versengtem Haar und verkohltem Fett. Gift riss an seiner Kette wie ein tollwütiger Hund.
»Ich werde dir sämtliche Glieder einzeln ausreißen!«
»Tu es weh? Sag mir, dass es wehtut!«
Hitze und Schmerz wanden sich wie glühende Bänder um meinen Geist und erdrückten mich. Tränen schossen mir in die Augen. Gift brannte wie eine Kerze in
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