Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Bestie und warf sie zurück. Das Geschöpf rollte sich ab und kam auf allen vieren wieder hoch.
Wenn es ein Gestaltwandler in Kriegergestalt war, war es das schlimmste Exemplar, das ich je gesehen hatte. Der linke Arm war zu kurz, das Becken neigte sich viel zu weit vor, der Unterkiefer hing schief und war mit Reißzähnen überladen. Aber das Gesicht über diesem hässlichen Kiefer war fast menschlich. Grüne Augen funkelten mich an. Meine Nackenhaare sträubten sich. Ich hatte das Gesicht erst gestern gesehen, wie es mich angelächelt hatte.
»Brenna?«
Ein bösartiges Knurren drang aus Brennas deformiertem Mund. Sie schüttelte sich. Ihre Haut war kreuz und quer von Rissen durchzogen, aus denen schwarzer Eiter und Blut sickerte, als wäre ihr Körper an verschiedenen Stellen aufgeplatzt.
Dali rappelte sich auf und hinterließ Blutspuren im Schnee, bis sie mit dem Kopf gegen den Wagen stieß. »Brenna, ich bin es! Dali! Wir sind Freundinnen. Bitte nicht!«
Brenna knurrte erneut.
»Brenna, tu es nicht.« Ich trat auf sie zu.
Brennas Augen fixierten Dali mit dem unbeirrbaren Blick eines angriffsbereiten Raubtiers.
»Bitte nicht!« Dali drückte sich fester gegen ihr Auto. »Bitte!«
Brenna sprang.
Ihr unförmiger Körper flog über den Schnee, als hätte sie Flügel.
Brenna oder Dali. Keine Zeit zum Nachdenken.
Ich stürmte los und zielte auf ihren Rücken. Slayer schnitt durch Fleisch und lenkte Brennas Flugbahn ab. Sie drehte sich in der Luft und schlug nach mir. Riesige Kiefer packten mein Bein, die Schmerzen brannten wie Feuer.
»Nein!«, schrie Dali.
Wieder stach ich zu und spaltete ihr Rückgrat.
Brennas Reißzähne ließen locker. Sie stürzte in den Schnee und zuckte wie eine Marionette in den Händen eines wahnsinnigen Puppenspielers. Blut und Spucke spritzten aus ihrem Mund. Sie knurrte und schnappte immer wieder mit den Zähnen zu, als wollte sie unsichtbare Feinde zerreißen. Hinter mir schluchzte Dali unkontrolliert.
Ich hob Slayer und ließ ihn niedersausen. Das Schwert drang in Brennas Brust. Ich drehte die Klinge und zerfleischte das Herz. In meinem Kopf hallte Brennas Stimme nach: »Keine Sorge, Kate, ich lasse dich nicht fallen.«
Brenna hörte auf, um sich zu schlagen. Die Glut in ihren Augen verblasste.
Dali wimmerte unartikulierte Laute.
Ein gequältes Knurren hallte über die Straße. Ich riss Slayer heraus und wirbelte zum Haus herum. Ein krallenbewehrter Arm kratzte am Fenster im ersten Stock, nicht weit von der Tür. Dicke Finger glitten über das Glas und hinterließen blutige Streifen.
Verdammte Scheiße!
Ich packte Dali und zog sie hoch. »Dali! Sieh mich an!«
Sie starrte mit wirrem Blick. »Ich wusste es. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Als ich mit dem Auto ankam, roch es irgendwie nicht richtig …«
»Steig in den Wagen. Fahr zwei Blocks weiter, geh in die Bäckerei und ruf die Festung an. Ganz gleich, was geschieht, verlass auf gar keinen Fall das Geschäft. Hast du verstanden?«
»Geh da nicht rein!«
»Ich muss. Wenn sie rauskommen, töten sie vielleicht jemanden.«
»Dann werde ich mitkommen.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. »Ich bin eine verdammte Tigerin.«
Eine vegetarische, schielende, halbblinde Tigerin, der schlecht wurde, wenn sie Blut sah. »Nein. Ich brauche jemanden, der Curran anruft. Bitte, hilf mir und steig in den Wagen.«
Sie nickte.
Ich ließ sie los. »Geh.«
Kurz darauf rollte der Prowler die Straße entlang. Meine Schritte kreuzten die Reifenspuren. Die Tür zum Haus stand offen wie ein schwarzes Maul.
Geduckt trat ich näher heran.
Eine Leiche lag drei Meter entfernt auf dem Teppich. Die Kleidung war zerfetzt und mit schwarzem Eiter bespritzt. Ein bitterer Geruch hing im Korridor, wie leicht vergammeltes Hühnchenfleisch.
Ich hatte schon ein paarmal gesehen, wie Gestaltwandler grau bluteten, wenn sie mit Silber verletzt wurden. Silber tötete Lyc-V ab, und das tote Virus wurde grau. Damit es schwarz wurde, musste es in rauen Mengen vorhanden sein. Nur Loups hatten so viele Viren im Körper.
Ich trat ins Haus. Der Teppich dämpfte meine Schritte. Über mir polterte etwas.
Schön langsam.
Ich erreichte die Leiche. Es war ein Mann, und er lag auf dem Bauch. Streifen aus dunklen Wunden überzogen seinen Rücken, voller üblem Sekret, das in Konsistenz und Farbe an Teer erinnerte und einen schweren Verwesungsgestank absonderte. Ich würgte und stieß mit dem Fuß gegen die Leiche. Der Kopf rollte
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