Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Gesicht des Unbekannten unter dem Umhang gesehen hatte.
Eine zehnminütige Schlägerei, fünfzig Augenzeugen und keine brauchbare Beschreibung. Das war zweifellos Rekord.
»Okay«, sagte ich und seufzte. »Was ist mit der Kreatur im Keller? Was wissen wir darüber?«
»Groß«, sagte Vik. »Haarig. Riesige Zähne.« Er hielt die Hände nebeneinander, um mit den Fingern die Länge der Zähne anzudeuten. »Wie eine Ausgeburt der Hölle.«
»Wie ist diese Ausgeburt in den Keller gekommen?«
Der kleinere Rausschmeißer zuckte mit den Schultern. »Ich war dabei, mich zur Theke vorzukämpfen, um die Schrotflinte zu holen. Da trifft mich irgendein Arsch mit einem Billardstock, und ich stürze die Treppe hinunter, wobei ich mir leicht den Kopf verletze. Nachdem der Raum aufgehört hat, sich um mich zu drehen, versuche ich aufzustehen. Dann sehe ich, wie dieses riesige Ding runterkommt. Gemeine Zähne, glühende Augen. Ich denke schon, dass ich jetzt erledigt bin. Aber dann springt es über mich hinweg und in den Keller. Ich schlage die Tür zu, und das war’s.«
»Hat jemand gesehen, wie diese Bestie mit Joshuas Mörder hereinkam?«
Niemand sagte etwas. Also vermutlich ein Nein.
»Hat es versucht auszubrechen?«
Beide Rausschmeißer schüttelten den Kopf.
Ich erhob mich und zog Slayer aus der Rückenscheide. Das Schwert fing das blaue Licht der Feenlampen auf. Ein leichter Perlmuttschimmer breitete sich entlang der Klinge aus. Alle traten einen Schritt zurück.
»Schließen Sie die Tür hinter mir ab«, sagte ich zu ihnen.
»Was ist, wenn Sie nicht mehr rauskommen?«, fragte Maggie.
»Ich werde wieder rauskommen.« Ich entriegelte die schwere Holztür, öffnete sie und trat geduckt hindurch.
Dunkelheit umfing mich. Ich wartete, bis sich meine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten.
Im Keller war es ruhig. Tiefe Schatten und der intensive Geruch nach Hopfen und Spirituosen. Die dunklen Wölbungen großer Bierfässer ließen nur einen schmalen Weg frei. Ich rückte weiter vor und war bereit, jeden Augenblick in Deckung zu gehen. Mir taten der Rücken und die Knie weh. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war etwas Großes, dessen Zähne lang wie Viks Finger waren und das mich von oben ansprang.
Nichts außer Mondlicht, das durch den schmalen Spalt eines Fensters rechts über mir fiel.
Ein schwarzer Schatten regte sich an der gegenüberliegenden Wand.
»Hallo«, sagte ich und nahm Kampfhaltung an.
Ein leises kehliges Winseln antwortete mir. Ein recht jämmerlich klingendes Winseln, gefolgt von einem schweren Keuchen.
Ich trat einen weiteren Schritt vor und hielt inne. Keine aufblitzenden Zähne. Keine glühenden Augen.
Meine Nase nahm die Duftnote von Fell wahr. Interessant.
Ich legte etwas mehr Begeisterung in meine Stimme. »Komm zu mir, Kleiner!«
Wieder winselte der dunkle Schatten.
»Sei ein guter Junge. Hast du Angst? Ich hab auch Angst.«
Das leise Geräusch eines über den Boden wischenden Schwanzes folgte dem Keuchen.
Ich schlug mit der Hand auf meinen Oberschenkel. »Na, komm schon! Lass uns zusammen Angst haben. Komm her!«
Der Schatten erhob sich und trottete auf mich zu. Eine feuchte Zunge leckte über meine Hand. Anscheinend gehörte diese dämonische Bestie zur freundlichen Sorte.
Ich griff in meinen Gürtel und entzündete ein Feuerzeug. Eine zottige Hundeschnauze begrüßte mich, mitsamt großer schwarzer Nase und unendlich traurigen Hundeaugen. Ich streichelte vorsichtig das dunkle Fell. Der Hund keuchte und warf sich auf die Seite, um mir den Bauch zu präsentieren. Reißzähne und glühende Augen, alles klar. Ich seufzte, ließ das Feuerzeug ausgehen und klopfte dann gegen die Tür. »Ich bin’s. Bitte nicht schießen.«
»Okay«, rief Cash.
Ein metallisches Klappern kündigte an, dass der Riegel aufgeschoben wurde. Ich zog die Tür vorsichtig auf und stellte fest, dass ich auf das spitze Ende einer Machete blickte. »Ich habe die Ausgeburt der Hölle dingfest gemacht«, sagte ich. »Könnte ich bitte einen Strick haben?«
Zehn Minuten später hielt ich eine Kette in der Hand. Sie war dick genug, um einen Bären in Schach zu halten. Ich tastete hinter dem Kopf des Hundes – kein Halsband. Große Überraschung. Ich legte ihm die Kette an und öffnete die Tür. Die Bestie folgte mir gehorsam hinaus ins Licht.
Sie hatte eine Schulterhöhe von vielleicht achtzig Zentimetern. Das Fell war ein Gemisch aus Dunkel- und Hellbraun, im klassischen Dobermannmuster, nur dass das
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