Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Fell nicht glatt und glänzend war, sondern eine verfilzte Masse aus wuchernden Locken. Vermutlich ein Bastard aus Dobermann und Schäferhund oder irgendwas Langhaarigem.
Vik nahm die Farbe eines reifen Apfels an.
Cash starrte das Tier an. »Ein verdammter Köter!«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat er während der Schlägerei Angst bekommen und ist blind geflüchtet. Ansonsten scheint er recht freundlich zu sein.«
Der Hund drückte sich gegen meine Beine und rieb mir eine kleine Armee aus Fäulnisbakterien in die Jeans.
»Wir sollten ihn töten«, sagte Vik. »Vielleicht verwandelt er sich wieder in etwas Böses.«
Ich bedachte ihn mit einem verstörten Blick. »Der Hund ist ein Beweisstück. Rühren Sie ihn nicht an.«
Vik entschied, dass er seine Zähne lieber im Mund als auf dem Boden hatte, und trat einen strategischen Rückzug an. »Gut.«
Ich war bereit, einen Hund zu töten, um mich zu verteidigen. Ich hatte es schon einmal getan und mich anschließend ziemlich mies gefühlt, aber damals ließ sich das Problem nicht anders lösen. Ich war außerstande, einen Köter umzubringen, der mir soeben die Hand geleckt hatte. Außerdem war der Hund wirklich ein Beweisstück. Ich wettete zehn zu eins, dass er ein Straßenköter war, der panisch auf die Magie reagiert hatte, mit der der große Unbekannte um sich geworfen hatte. Natürlich war es möglich, dass er des Nachts Tentakel ausbildete und mich zu töten versuchte. Das blieb abzuwarten. Ich würde ihn ein paar Tage lang beobachten, aber bis dahin würden die Ausgeburt der Hölle und ich unzertrennlich bleiben. Was nicht unbedingt gut für mich war, wenn ich bedachte, wie sehr er sich bemühte, mit seinem Gestank meinen Geruchssinn zu verätzen.
Ich brachte den Hund zu den Heilassistenten, die ihn auf die Seuche untersuchten. Er bestand die Prüfung mit Glanz und Gloria. Sie nahmen ihm etwas Blut ab, um es genauer zu analysieren, und wiesen mich darauf hin, dass er Flöhe hatte und übel roch, falls mir das entgangen sein sollte. Dann holte ich mir Papier und Stift aus Marigolds Satteltasche und setzte mich an einen Tisch in der Kneipe, um meinen Bericht zu schreiben.
Auf dem Parkplatz innerhalb meines Wehrkreises loderten rötliche Flammen. Drei Männer in Schutzanzügen gegen die Hitze schwenkten die Arme und entfachten die Glut mit ihrem Gesang. In diesem Inferno konnte ich nichts mehr von Joshua oder dem Mast erkennen.
Die Magie brach in sich zusammen. Sie verschwand einfach von einem Moment auf den anderen aus dieser Welt. Die Feuersbrunst auf dem Parkplatz ließ nach. Die Männer in den Schutzanzügen griffen nun zu Flammenwerfern und setzten ihr Vernichtungswerk fort.
Patrice kam zu mir. »Netter Hund.«
»Er ist ein Beweisstück«, erklärte ich ihr.
»Wie heißt er?«
Ich blickte den Köter an, der mir prompt wieder die Hand leckte. »Keine Ahnung.«
»Sie sollten ihn Watson nennen«, sagte Patrice. »Dann können Sie jedes Mal ›Kombiniere, Watson‹ zu ihm sagen, wenn Sie kraft Ihres überragenden Intellekts einen neuen Fall gelöst haben.«
Überragender Intellekt. Aber klar. Ich hob die beschriebenen Blätter. »Ich zeige Ihnen meine, wenn Sie mir Ihre zeigen.«
»Abgemacht.«
Ich reichte ihr meinen Bericht. »Der Übeltäter ist männlich, von bräunlicher Hautfarbe und schätzungsweise eins neunzig groß. Er trägt einen langen, wehenden Umhang mit zerfetztem Saum und neigt dazu, sich die Kapuze über den Kopf zu ziehen.«
Sie sah mich erstaunt an. »Was Sie nicht sagen! Es war ein Kerl im Umhang?«
Ich nickte. »Sieht ganz danach aus. Weitere Eigenschaften sind eine übernatürlich widerstandsfähige Konstitution sowie übermenschliche Körperkräfte. Es waren ungefähr fünfzig Personen in der Kneipe, aber der M-Scanner hat nur eine einzige magische Signatur registriert, die wahrscheinlich von unserem Mörder stammt. Fünfzig gewaltbereite Kerle, und keiner hat Magie eingesetzt.«
»Klingt unwahrscheinlich«, sagte Patrice.
»Es war eine wilde, brutale Schlägerei. Niemand kann mir erklären, warum die Leute damit angefangen haben. Anscheinend ging es in drei Sekunden von null auf hundert. Ich glaube, unser großer Unbekannter strahlt etwas aus, das die Menschen auf einem sehr elementaren Niveau anspricht. Es macht sie aggressiv. Außerdem ist es möglich, dass Tiere vor ihm weglaufen, aber bislang gibt es nur einen einzigen Beweis für diese Theorie.« Ich tätschelte den Dämonenhund. »Jetzt
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