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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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»Manchmal zeigt der Würfel einfach eine ungünstige Zahl.«
    Ihr Gesicht war ohne jeden Ausdruck. Ich wusste, was sie dachte: kaputte Möbel, ein Loch in der Wand und ein schlechter Ruf. Das Steel Horse würde auf ewig der Ort sein, von dem aus sich die Seuche beinahe ausgebreitet hätte.
    »Schauen Sie mal dorthin.«
    Sie folgte meiner Blickrichtung. In der Bar nahm Cash einen zerbrochenen Tisch auseinander.
    »Sie sind am Leben. Er ist am Leben. Sie sind zusammen. Alles andere lässt sich reparieren. Es hätte viel schlimmer kommen können. Viel, viel schlimmer.« Glaub mir.
    »Sie haben recht.«
    Eine Weile saßen wir schweigend da, bis Maggie tief Luft holte, als wollte sie etwas sagen. Doch dann presste sie die Lippen fest zusammen.
    »Was ist los?«
    »Das Ding im Keller«, sagte sie.
    »Ach so.« Ich rappelte mich auf. Ich hatte mich lange genug ausgeruht. »Dann wollen wir uns mal darum kümmern.«
    Wir betraten die Kneipe durch das Loch in der Wand. Die Assistenten hatten die meisten Gäste untersucht und entlassen, und die Leute hatten die erstbeste Gelegenheit genutzt, sich vom Tatort zu entfernen. Die Kneipe war praktisch leer. Der größte Teil des Mobiliars hatte die Schlägerei nicht überstanden. Ein kalter Luftzug bewegte sich von den offenen Türen und Fenstern zur demolierten Wand. Trotz der ungeplanten, aber heftigen Ventilation stank es drinnen nach Erbrochenem.
    Cash lehnte sich gegen den Tresen. Tiefe Schatten verdüsterten seine ausgezehrten Gesichtszüge. Er wirkte abgekämpft, als wäre er über Nacht um Jahre gealtert. Maggie blieb bei ihm stehen. Er nahm ihre Hand. Es musste schlimm für sie gewesen sein, stundenlang dazusitzen und einander zu beobachten, ob sich erste Anzeichen einer Infektion zeigten.
    Die beiden machten mich völlig fertig. Wenn in diesem Moment Curran in erreichbarer Nähe gewesen wäre, hätte ich ihm das Gesicht zu Matsch geschlagen, weil er mich in dem Glauben gelassen hatte, so etwas haben zu können, um es mir dann einfach wieder wegzunehmen.
    An der Tür packten zwei Biohazard-Assistenten einen M-Scanner aus. Dieses Gerät registrierte Rückstände magischer Energie und zeigte ihre Herkunft in verschiedenen Farben an: rot für Vampire, blau für Menschen, grün für Gestaltwandler. Der M-Scanner war ungenau und störanfällig, aber er war das beste Werkzeug für die Magie-Analyse, das uns zur Verfügung stand. Ich blieb bei den Leuten stehen und zückte meinen Ordensausweis. »Was gefunden?«
    Die Assistentin reichte mir einen Stapel Ausdrucke. »Patrice sagte, dass wir Ihnen eine Kopie geben sollen.«
    »Danke.« Ich blätterte den Stapel durch. Jede Auswertung zeigte eine hellblaue Spur, die wie ein Blitz quer über das Blatt zuckte und blasse Spuren von Grün schnitt. Das Grün waren die Gestaltwandler, und nach der verwässerten Farbe zu urteilen, hatten sie sich bereits kurz nach Beginn des Kampfes vom Schauplatz entfernt. Das überraschte mich nicht. Das Rudel hatte strenge Regeln, was ungesetzmäßige Handlungen betraf, und eine betrunkene Rauferei in einer Grenzkneipe konnte einfach nichts Gutes bedeuten.
    Ich musterte die blauen Spuren. Völlig normale menschliche Energie. Blau waren Magier, Heiler, Empathen … Auch meine Magie war blau. Es sei denn, man benutzte einen richtig guten Scanner.
    »Maggie, was schätzen Sie, wie viele Leute hier waren, als die Sache losging?«
    Sie blickte zur Kneipe und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fünfzig.«
    Fünfzig. Aber nur eine Signatur menschlicher Magie.
    Ich drehte mich zu Cash um. »Ich muss mit Ihrem Personal reden.«
    Er ging hinter den Tresen zu einer schmalen Treppe nach unten. Ich folgte ihm. Am Fuß der Treppe bewachten Vik und der größere Rausschmeißer die Tür, die durch einen schweren Riegel gesichert war.
    Ich hockte mich auf eine Treppenstufe. »Mein Name ist Kate.«
    »Vik.«
    »Toby.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Mir ist klar, dass es nicht einfach war, die Leute hier so lange festzuhalten. Es war wunderbar, wie Sie die Situation gemeistert haben.«
    »Wir hatten heute Abend gutes Publikum«, sagte Cash. »Die meisten waren Stammgäste.«
    »Ja«, bestätigte Vik. »Wenn sich hier viele Fremde aufgehalten hätten, wäre Blut geflossen.«
    »Können Sie mir sagen, wie es angefangen hat?«
    »Jemand hat mit einem Stuhl auf mich eingeschlagen«, sagte Vik. »So wurde ich hineingezogen.«
    »Ein Mann kam in die Kneipe«, sagte Toby.
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Sehr groß.

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