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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Menschengestalt, und ich klammerte mich an Erras Geist.
    Die Bänder wurden zu Schwertklingen, die mich zerschnitten. Ich spürte, wie ich mich auflöste, als würde mein Geist mit jeder abgetrennten Faser an Substanz verlieren. Eine absurde Vision, wie meine Adern einzeln aus meinem Körper gezogen wurden, stieg vor mir auf. Es schmerzte. Gütiger Himmel, die Schmerzen waren furchtbar!
    Aber das Feuer tat ihr noch viel mehr weh.
    Erra heulte wie ein leidender Hund. »Ich werde dich zerreißen und dir das Mark aus den Knochen saugen. Ich werde dich bis ans Ende der Welt jagen. Du kannst dein Blut nicht vor mir verbergen, ich werde es überall finden. Ich werde dich aufspüren. Ich werde jeden ermorden, den du kennst, und ich werde dich zwingen, allen beim Sterben zuzusehen. Dafür wirst du bezahlen. Du wirst für das hier bezahlen!«
    Der Druck zerrieb meinen Geist zu feinem Staub. »Hör auf zu jammern.«
    Gift stürzte krachend zu Boden. In meinem Geist explodierte grelles Licht, wie ein glühender Stern. Ich schmeckte mein Blut – ich blutete aus der Nase.
    Ich brauchte sehr lange, um die Worte mit schwerer Zunge hervorzustoßen. »Todesschock. Das passiert einem Herrn der Toten, wenn der Vampir, den er navigiert, stirbt, bevor er sich von seinem Geist lösen kann. Da du deine Untoten so nahe an deinem Herzen hältst, dass es dich schmerzt, wenn sie verletzt werden …«
    »Lass mich los!«, schrie meine Tante.
    »So wirst du sterben«, erklärte ich ihr. »An dieses untote Stück Fleisch gekettet.«
    »Du wirst mit mir sterben«, knurrte sie.
    Schmerzen zermalmten meinen Schädel. Ich sackte an der Wand zusammen. Fragmente meiner Gedanken schossen hin und her wie verängstigte Kaninchen. »… wäre es mir … wert …«
    Eine kleine Gestalt stürmte in den Raum. Ich konzentrierte mich. Dunkle Kleidung. Indigofarbener Schleier. Die alte Frau, die ich auf dem Weg zum Orden vor dem Abschaum gerettet hatte. Was hatte das zu bedeuten?
    Sie sprang über die Leichen hinweg und landete neben mir.
    Erra schrie in Todesqualen.
    Die alte Frau riss eine Hand hoch. Ein kurzer Speer funkelte im Licht der Flammen. Ihre schwarzen Augen starrten mich an. »Ich werde es beenden. Lass jetzt los.«
    Ich hatte keine Kraft mehr, mich gegen sie zu wehren. Ich hatte alles gegeben, um Erra in Schach zu halten. »Tu es nicht!«
    Die Frau drehte den Speer herum und rammte mir das stumpfe Ende in den Solarplexus. Schmerzen explodierten unter meinem Zwerchfell und ließen mich in die Knie gehen. Ich hielt an der Geistesverbindung fest, aber sie entglitt mir zusehends. Der Druck ließ nach. Meine Tante kam frei.
    Gift zuckte noch einmal und starb dann.
    Nicht schon wieder!
    Ich raffte mich auf und packte die Frau. Sie machte keine Anstalten, sich gegen mich zu wehren. Ich warf sie gegen die Wand. »Warum?«
    Ein rötlicher Schimmer trat in ihre Augen. Karoförmige Pupillen erwiderten meinen Blick. »Ich muss dich beschützen. Das ist meine Aufgabe.«
    Die Wand explodierte. Ein über zwei Meter großes Monstrum brach hindurch. Dunkles Fell, grün leuchtende Augen in einem Kopf, der eine albtraumhafte Mischung aus menschlichem Gesicht und Wolfsschnauze war. Kleinere Gestalten folgten.
    »Schützt seine Partnerin!«, knurrte der Werwolf mit Jennifers Stimme. »Sichert den Raum!«
    Krallen packten mich und warfen mich in die wartenden Hände eines anderen Gestaltwandlers.
    *
    Ich saß auf der Treppe und sah zu, wie die Gestaltwandler Leichen aus dem Haus trugen. Jennifer hockte neben mir.
    Ich fühlte mich leer und erschöpft. Wenn die Wand mich nicht gestützt hätte, wäre ich zusammengebrochen. Wenn ich mich sehr stark konzentrierte, konnte ich die Finger bewegen. Aber die Konzentration schmerzte.
    Kate Daniels, tödliche Schwertmeisterin. Fürchtet meinen zuckenden kleinen Finger.
    Eine junge Gestaltwandlerin trug eine deformierte Leiche aus dem Haus. Sie sah ein wenig wie Brenna mit dünnerem Haar aus, außer dass sie lebte und Brenna nicht mehr, weil ich sie getötet hatte.
    »Ich habe ein kleines Mädchen ermordet«, sagte ich.
    Die Werwolf-Jennifer neben mir rührte sich. »Sie war meine Schwester.«
    Ich war so benommen, dass es eine Minute dauerte, bis ich ihre Worte verarbeitet hatte.
    »Ich wollte sie nicht gehen lassen.« Jennifers Stimme war unnatürlich ruhig. »Ich habe die Evakuierung hinausgezögert. Weil es unser Haus war. Wir sind die Wölfe. Wir können nicht aus unserem eigenen Bau fliehen. Und nun ist Naomi tot.«
    Ich

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