Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
freiwillig gemeldet, Curran vorzulesen.
»Nicht alle lieben dich bedingungslos«, sagte Barabas.
Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß.
»Es gibt sieben Clans«, fuhr er fort. »Von diesen sieben kannst du dich auf die Unterstützung der Katzen verlassen, und sofern meine Großtante B keine komplette Kehrtwende macht, stehen auch die Boudas auf deiner Seite. Die Wölfe sind Curran auf geradezu fanatische Weise treu ergeben. Normalerweise würden sie bedingungslos zu dir stehen, aber du hast Jennifers kleine Schwester getötet.«
Der verunstaltete Körper der kleinen Werwölfin blitzte in meiner Erinnerung auf. »Das ließ sich nicht vermeiden.«
»Niemand bestreitet die Notwendigkeit«, sagte Barabas. »Du bist völlig im Recht, und irgendwann wird das auch Jennifer einsehen. Aber im Moment trauert sie. Sie muss jemandem die Schuld geben, weil sie sich selbst nicht noch mehr Schuld aufladen kann, als sie bereits mit sich herumträgt. All das bringt Daniel in eine schwierige Position. Er will sich dir nicht entgegenstellen, weil das Curran gegenüber illoyal wäre. Aber er kann dich auch nicht unterstützen, weil er gegenüber seiner Partnerin loyal bleiben muss. In solchen Fällen ist es angemessen, sich zurückzuhalten, und Wölfe tun immer das, was angemessen ist. Also wird er dir nicht schaden, aber er wird dir auch nicht helfen.«
»Das wären drei«, sagte ich.
Barabas nickte. »Als Nächstes hätten wir den Schwer-Clan, die großen Raubtiere, die nicht in die anderen Rudel passen. Wereber, Werbisons, Wervielfraße und sogar ein Werpavian, aber die meisten von ihnen sind Bären, und Bären können Überraschungen nicht ausstehen. Sie ziehen den Status quo vor, und Mahon ist ein typischer Bär. Er wird sich dir voraussichtlich entgegenstellen. Aber das ist nichts Persönliches. Du entsprichst ganz einfach nicht seinen Vorstellungen, wie es sein sollte.« Barabas beugte sich vor und zeichnete mit den Händen eine imaginäre rechteckige Schachtel. »Mit achtzehn haben Leute wie ich die Wahl: Wir können im Clan unserer Eltern bleiben oder in den Clan unseres Tieres eintreten. Ich hatte mich entschieden, bei den Boudas zu bleiben. Dort lebten all meine Freunde und Verwandten, und im Flink-Clan kannte ich niemanden. Kurz danach nahm mich Mahon beiseite und wollte wissen, warum.«
»Er hat kein Recht, dich so etwas zu fragen«, knurrte Jezebel.
»Wir haben lediglich darüber gesprochen«, sagte Barabas mit einem Seitenblick zu ihr. »Ich habe meine Gründe erklärt, aber er hat sie nicht verstanden. Für ihn war ich ein Mungo, was bedeutet, dass ich zum Flink-Clan gehöre, weil das nun mal so ist. Du bist ein Mensch und die Partnerin des Herrn der Bestien, und nun hast du für das Rudel nominell die Stellung des Alpha inne. Das kann Mahons Gehirn nicht verarbeiten, also wird er sich dagegenstemmen.«
»Andererseits hat er Curran großgezogen«, warf Jezebel ein. »Er ist ein großer Unterstützer des Herrn der Bestien, und der Herr der Bestien hat dich erwählt.«
Barabas nickte. »Sie hat recht. Wenn Mahon dich und Curran betrachtet, sieht er kleine Babys, was für ihn dynastische Stabilität bedeutet. Falls er es für möglich hält, dass Curran überlebt, könnte er beschließen, keinen Ärger zu machen.«
»Also könnte er so oder so reagieren?«
»Ja«, sagte Barabas. »Der Flink-Clan tut so geheimniskrämerisch wie immer, also konnten wir nichts Genaueres herausfinden. Der Rattenclan ist problematisch.«
Derek rührte sich. »Du kennst die Lonescos.«
Ein wildes Flackern trat in Barabas’ Augen. »Warum? Weil sich alle schwulen Männer kennen müssen?«
»Du warst zwei Jahre lang mit den Ratten im Norden auf Patrouille«, sagte Derek.
Jezebel sah Barabas an und schnaufte. »Blödmann!«
Barabas verzog das Gesicht. »Gut, ich bin ihnen begegnet. Die Ratten sind neophob. Sie hassen alles Neue, sie greifen erst an, wenn sie sich ganz sicher sind, dass sie gewinnen werden, und sie trauen niemandem. Die Lonescos kennen dich nicht. Also werden sie dir nicht helfen.«
Bislang entwickelte sich die Sache nicht gerade zu meinen Gunsten.
»Dein größtes Problem sind die Schakale«, sagte Barabas. »Das Pärchen ist neu. Sie kamen vor etwa zwei Jahren aus dem Westen, warteten die erforderliche Zeit im Rudel ab und forderten dann die alten Alphas heraus. Und sie haben gewonnen. Sie kämpfen unfair, und sie sind sehr ehrgeizig. Sie betrachten dich als leichte Beute, und sie brennen darauf, die
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