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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ausrichten«, sagte der Mann. »Ich bin Barabas. Das ist Jezebel.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Sehr ambitionierte Namen.«
    »Bouda-Mütter setzen große Hoffnungen in ihre Kinder«, erklärte Barabas. »Unsere Alpha sagt uns, dass wir dir gehören. Wenn du uns für geeignet hältst, werden wir dir von nun an dienen. Wenn nicht, wird sie Ersatz schicken.«
    Ich ließ mich auf einem Stuhl nieder. »Was macht dich zum Kandidaten für einen solchen Scheißjob, Barabas?«
    Er blinzelte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tante B eine Gelegenheit verstreichen lässt, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Also, was hast du getan, dass sie dich von deinen täglichen Bouda-Geschäften fernhalten will?«
    »Meine Mutter ist eine Bouda«, sagte er. »Mein Vater entstammt dem Flink-Clan. Ich habe bei der genetischen Lotterie Flink gezogen.«
    Wenn sich zwei Gestaltwandler aus verschiedenen Clans paarten, was bei den Boudas verhältnismäßig häufig geschah, weil es nur etwa dreißig von ihnen gab, hatten die Kinder eine Fifty-fifty-Chance, den Lyc-V-Stamm des Vaters oder der Mutter zu erben. »In was verwandelst du dich?«
    »In einen Mungo. Es gibt Herrschaftskonflikte in diesem Clan«, sagte er.
    »Er will sich nicht an die Spielregeln halten«, sagte Jezebel.
    Barabas seufzte. »Ich bin schwul. Sie betrachten mich als Konkurrenten und behandeln mich so, wie sie ein Bouda-Weibchen behandeln würden, was auf eine strenge Hackordnung hinausläuft. Aber ich passe da nicht hinein, und ich hege nicht den Wunsch, mehrere meiner Cousinen niederzumetzeln, damit ich ein richtiges Bouda-Weibchen sein kann.«
    Ich sah Jezebel an. »Und du?«
    Jezebel reckte mir ihr Kinn entgegen. »Ich habe meiner Schwester ihre Stellung im Clan streitig gemacht.«
    »Wie ist es ausgegangen?«
    »Ich habe verloren.«
    Ich setzte mich auf. Zweikämpfe um die Vorherrschaft unter Gestaltwandlern wurden bis zum Tod geführt. Immer. »Warum atmest du noch?«
    »Sie hat mich mit ihren Krallen ins Herz gestochen. Ich hatte einen Herzstillstand und war acht Minuten lang klinisch tot. Als ich wieder zu mir kam, brachte meine Schwester es nicht fertig, mich ein zweites Mal zu töten. Das wirft ein schlechtes Licht auf uns beide. Ich bin eine wandelnde Leiche; solange ich herumlaufe, bin ich der Beweis für ihre Schwäche.«
    Großartig! Man konnte Tante B nur bewundern. Wenn jemand von den beiden den Clan aus eigenem Antrieb verlassen hätte, wäre das als Zeichen für Feigheit interpretiert worden. Aber so konnten sie das Gesicht wahren.
    »Seid ihr gut in Rudelpolitik?«
    »Er ist sehr gut«, sagte Jezebel. »Ich komme besser mit Gewalt zurecht, aber ich kenne die Regeln. Ich weiß, was die Leute tun oder nicht tun können. Ich bin nicht blöd, und ich kann dir von Nutzen sein.«
    Ich seufzte. »Ihr seid beide eingestellt. In vier Stunden habe ich eine Ratssitzung. Man will versuchen, mich rauszukanten. Bringt in Erfahrung, was ich zu erwarten habe.«
    Ich erhob mich und ging zu Curran zurück. Ich war zu zwei Dritteln mit der Brautprinzessin durch, und er musste schon sehr gespannt sein, wie es weiterging.
    Als ich eintrat, stand Derek vom Stuhl auf. »Wegen Julie …«
    »Ja?«
    Er richtete sich auf, sein neues Gesicht schien sich zu straff über den Schädel zu spannen. »Ich habe gelogen. Sie hat mich nicht angerufen.«
    Ich kämpfte gegen den Drang an, einfach umzukippen. Jetzt belog er mich auch noch! »Geht es ihr gut?«
    »Es geht mir gut«, sagte eine dünne Stimme von der Seite.
    Ich drehte mich um. Julie saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Sie trug einen schwarzen Pullover, und vor der dunklen Wolle wirkte ihr Gesicht sehr blass, beinahe transparent. Riesige dunkle Augen blickten mich an.
    Sie stand auf. »Ich bin abgehauen.«
    Ich ging zu ihr und schloss sie in die Arme. Derek zog sich aus dem Zimmer zurück.
    »Zuerst war ich zu Hause«, sagte Julie leise. »Ich habe mir große Sorgen gemacht. Es gibt kein Zuhause mehr. Unser ganzes Zeug ist weg. Was ist passiert?«
    »Das ist eine lange Geschichte.« Wenigstens war sie in Sicherheit gewesen.
    »Bin ich in Schwierigkeiten?«
    »Nein, mein Kind.« Ich drückte sie an mich und küsste ihr blondes Haar. »Du bist am Leben. Alles andere kriegen wir irgendwie hin.«
    *
    Vier Stunden später saß ich in Currans privatem Konferenzzimmer. Barabas hatte mir gegenüber Platz genommen, Jezebel hockte auf dem Tisch, und Derek stand gegen den Türrahmen gelehnt. Julie hatte sich

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