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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Behebung ich dir soeben ein Angebot unterbreitet habe.«
    Nicht in diesem Leben. »Also hat der Obsidian die schwache Magie des Pergaments aufgenommen und sie auf die Kalbshaut übertragen. Wie sah das Ergebnis aus?«
    Saiman öffnete das Kästchen und hielt ein kleines Stück Pergament hoch. Es war leer. Nur in einer Ecke kreuzten sich acht winzige Linien – vier senkrechte und vier waagerechte – und bildeten ein Quadrat, das in neun kleinere Quadrate unterteilt war, wie ein Tic-Tac-Toe-Feld. In den Quadraten standen Zahlen: 4, 9, 2, 3, 5, 7, 8, 1, 6.
    So etwas hatte ich schon einmal gesehen. In jeder horizontalen, vertikalen oder diagonalen Reihe war die Summe der Zahlen gleich. »Ein magisches Quadrat.«
    Saiman räusperte sich. Anscheinend hatte er erwartet, mich ratlos zu sehen, und nun hatte ich ihm den Spaß verdorben.
    »Ja. Das magische Quadrat ist bereits sehr alt. Es wurde von den Griechen und Römern benutzt, den Chinesen, den Hindus …«
    Die Zahnräder in meinem Kopf setzten sich in Bewegung. Dies war ein Bereich der Magie, in dem ich mich sehr gut auskannte, weil es in Beziehung zu meinem biologischen Vater stand. »Es ist ein Neunerquadrat aus drei mal drei Feldern. In der Mitte steht die Fünf, und die Summe ist fünfzehn. Die Juden verwendeten hebräische Buchstaben als Zahlen. Die Zahl im Zentrum, die Fünf, entspricht dem hebräischen Buchstaben he , der ein Symbol für das Tetragrammaton JHWH ist, den heiligsten der Namen Gottes. Die Summe, die Fünfzehn, ist das hebräische jah , ebenfalls ein Name Gottes. Es ist ein jüdisches magisches Quadrat.«
    Saimans attraktives Gesicht zuckte. »Ich wusste gar nicht, dass du jüdische Mystik studiert hast. Sehr interessant …« Er ließ das Wort verklingen.
    Jüdische Gelehrte schrieben alles nieder und horteten ihre Aufzeichnungen, als würden sie aus Gold bestehen. Die Hälfte dessen, was ich über meine Familie wusste, stammte von solchen Schriftrollen, die ich studiert hatte, seit Voron mir das Lesen beigebracht hatte.
    Ich sah Saiman an. »Gibt es eine Möglichkeit, den Rest des Pergaments zu restaurieren, nachdem wir jetzt wissen, wem es gehört?«
    Er lehnte sich zurück. »Im Tempel des Pfirsichbaums gibt es einen geheimen Raum. Innerhalb dieses Raums befindet sich ein magischer Kreis. Wenn man sich in den Kreis stellt und die nötige Stärke mitbringt, wird er die Magie dieser Person einsetzen, um die Schriftzeichen wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt sichtbar werden zu lassen. Die Erfolgsaussichten sind wesentlich höher, wenn es sich um hebräische Zeichen handelt.«
    Endlich bekam ich einen Anhaltspunkt auf die Steel Mary. Das wurde auch Zeit.
    »Natürlich müsstest du auf eine magische Woge warten, damit der Kreis funktioniert, und da die letzte Woge an diesem Morgen endete, würde ich sagen, dass es kaum sinnvoll wäre, heute noch in den Tempel zu gehen. Dazu ein paar Warnungen. Erstens könnte der Kreis dich völlig austrocknen. Zweitens musst du einen Preis zahlen, um den Kreis zu benutzen, und dabei werde ich dir nicht helfen können. Ich fürchte, in jüdischen Gotteshäusern bin ich eine Persona non grata. Falls ich mich nach Toco Hills oder Dunwoody wagen sollte und aufgespürt würde, besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich um meine Freiheit kämpfen müsste.«
    Ich blinzelte. »Was hast du angestellt?«
    Saiman zuckte mit den Schultern. »Sagen wir einfach, dass ein gewisser junger Rabbi sein Studium der Sünde etwas zu eifrig verfolgt hat. Er war bereit, privilegierte Informationen gegen entsprechendes Wissen einzutauschen, und ich war bereit, ihn zu instruieren.«
    Uff! »Du hast einen Rabbi verführt.«
    Saiman lächelte. »Er war nicht der Einzige. Aber diese letzte Affäre war die einzige, die ans Licht der Öffentlichkeit gelangte. Was ich sehr bedaure. Er war der sprichwörtliche Quell für geheime Informationen.«
    Ich hätte fast gelacht. »Und warum gehst du nicht einfach als jemand anderer?«
    Saiman verzog angewidert die Lippen. »Sie haben einen Golem, der meine Magie wittert, und darin ist er leider unfehlbar. Ich habe es versucht. Habe ich dir meine Nützlichkeit zur Genüge bewiesen?«
    »Ja. Mach dir keine Sorgen, ich habe es nicht vergessen. Heute Abend im Kleid an deiner Seite.«
    »Das war es eigentlich gar nicht, woran ich gedacht hatte. Ich hoffe immer noch, dass du meine Frage beantwortest.«
    Ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Was ist mit deinem Stuhl los?«
    Scharfsinniger

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