Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Mistkerl. »Wie bitte?«
Saiman beugte sich vor. »Wenn du sitzt, pflegst du dich zu bewegen, Kate. Du berührst dein Schwert, um dich zu vergewissern, dass es noch da ist, du änderst deine Körperhaltung und so weiter. Du bist einfach nicht in der Lage, völlig still zu sitzen. Aber während unserer netten Unterhaltung hast du dich kein einziges Mal gerührt.«
Ich hob den Kopf. »Mein Hintern klebt am Stuhl fest.«
»Im buchstäblichen oder im übertragenen Sinne?«
»Im buchstäblichen.« Sag etwas. Mach mich fertig. Ich könnte dir sogar mit einem Stuhl am Hintern einen Arschtritt verpassen!
Ein leichtes Funkeln spielte in Saimans Augen. »Äußerst merkwürdig. Hat dir jemand einen Streich gespielt?«
»Ja.« Und der Übeltäter konnte sich, sobald ich mich von dem Möbelstück gelöst hatte, auf eine kräftige Abreibung gefasst machen.
»Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich in solchen Fällen als einfachster Ausweg anbietet, sich seiner Hosen zu entledigen. Andererseits könnte es natürlich auch ein löslicher Klebstoff sein. Möchtest du, dass ich mir die Angelegenheit etwas genauer ansehe?«
»Nein, das möchte ich nicht.«
Saimans Lippen zuckten leicht. »Wenn du darauf bestehst.«
»Ich bestehe darauf.«
»Es wäre für mich wirklich kein Problem.«
»Eine Untersuchung meines Hinterns gehört nicht zu unseren Vereinbarungen. Mein Pergament, bitte.«
Saiman reichte mir die Plastikhülle und stand auf. »Lass mich wissen, wie die Sache ausgegangen ist.«
»Geh.«
Er gluckste in sich hinein und verließ das Zimmer. Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Kalt. Bäh. Wenigstens der Blaubeeren-Donut würde warm oder kalt genauso schmecken. Nur dass es damit ein kleines Problem gab. Ich hatte den Donut auf der äußeren Kante des Schreibtischs abgelegt, und um heranzukommen, würde ich mich erheben müssen.
Das Telefon klingelte. Ich nahm ab.
»Aceton«, sagte Andreas Stimme. »Das löst alles auf. Ich habe einen Kanister im Lagerraum gefunden. Wir tränken den Stuhl damit, und dann kannst du problemlos … Ach du Scheiße. Ein Besucher!«
Ich ließ das Telefon fallen und griff nach meinem Schwert.
Curran trat durch die Tür.
»Du!«
Mein Kampfpudel sprang vom Boden auf und zeigte die Zähne.
In Currans Augen funkelte Gold. Er musterte den Pudel. Der Hund wich mit einem unterdrückten Knurren zurück.
»Lass meinen Hund in Ruhe«, sagte ich gepresst.
Curran wandte den Blick nicht ab.
Der Hund zog sich bis zur Wand zurück und legte sich wieder auf den Boden.
Curran schlenderte herein. Dabei hielt er irgendein Kleidungsstück in der Hand. »Netter Hund. Schicker Pulli.«
Ich würde ihn in winzige Stückchen zerhacken …
»Ich habe es mir wegen der Katzenminze anders überlegt.« Er hielt das Kleidungsstück hoch. Es war die Garderobe eines Dienstmädchens, komplett mit Spitzenschürze.
Das Heft von Slayer lag glatt in meinen Fingern. Ob er nun der Herr der Bestien war oder nicht – er würde bluten.
Der Pudel knurrte.
Curran hing das Kleid an die Innenseite meiner Tür und kam dann an den Schreibtisch. Sehr gut, komm näher. Noch näher …
Er schlug die Hand auf den Tisch – mit übernatürlicher Geschwindigkeit. In meinem Nacken stellten sich winzige Härchen auf. Ich hätte es fast nicht gesehen. Eben noch war seine Hand leer, und im nächsten Moment hielt sie meinen Donut. Er biss hinein. »Hmm, Blaubeere.«
Vor meinem geistigen Auge explodierte sein Kopf.
»Es ist nicht einfach, auf sein Essen aufzupassen, wenn man den Arsch nicht von der Stelle bewegen kann.« Er hob den Donut zum Gruß. »Wenn du bereit bist, mit mir zu reden, ruf mich an. Du hast meine Nummer.«
Dann ging er hinaus.
Kapitel 15
A ls Andrea das Aceton mittels einer Spritze in meinen Stuhl injizierte, beschloss der Klebstoff im nächsten Moment, eine chemische Reaktion einzugehen, die meinen Hintern in Flammen aufgehen ließ. Ich brauchte weniger als fünf Sekunden, um mich aus meiner Hose zu schneiden. Dann dauerte es schätzungsweise eine halbe Stunde, bis ich wieder Bodenkontakt hatte, und den Rest des Tages saß ich auf einem Beutel mit Eis, das ich draußen von der Straße abgeschlagen hatte. Das Eis war kalt, und mein Arsch tat weh.
Die Technikphase hielt den ganzen Tag lang an. Ich telefonierte mit dem Tempel und bat um einen Termin, den ich vorläufig auf morgen Mittag legte, falls dann wieder die Magie herrschte. Nachdem ich zwei Mal in die Warteschleife abgeschoben worden war, wurde
Weitere Kostenlose Bücher