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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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als Person, als Lebewesen, das sich seiner eigenen Existenz bewusst ist. Im biologischen Sinne besitze ich die Fähigkeit, mich mit Menschen fortzupflanzen und lebensfähige Nachkommen zu zeugen. Das heißt, dass ich mich durchaus als Mensch betrachte. Vielleicht eine andere Art von Mensch, aber nichtsdestotrotz ein Mensch.«
    Für mich war ich ein Mensch. Und ich wusste, dass Andrea das genauso sah. Auch Derek war für mich menschlich. Genauso wie Jim und Dali. Und Curran. Ted Moynohan betrachtete sie nicht als Menschen. Damit war er nicht allein. Während meiner Zeit an der Akademie hatte ich von Angehörigen des Ordens ähnliche Ansichten vernommen. Vor allem das hatte in mir den Wunsch erweckt, der Organisation den Rücken zu kehren.
    »Zurück zu meinem Angebot«, sagte Saiman. »Es hat seine Vorteile, wenn du dein eigener Chef bist. Mit Geld kann man kein Glück kaufen, aber Behaglichkeit, Kaschmirmäntel und Schokolade. Denk darüber nach.«
    Danke für diese Demonstration eines exzellenten Gedächtnisses. Er hatte mich nur ein einziges Mal erwischt, wie ich mich an Schokolade ergötzt hatte, und das lag schon drei Jahre zurück, als wir uns erstmals begegnet waren. Saiman vergaß nichts. »Es ist ein gutes Angebot. Aber ich würde das Hundehalsband des Ordens gegen die Kette eines Schuldnerverhältnisses zu dir eintauschen.«
    Seine Stimme klang plötzlich samtweich. »Es wäre keine Strapaze, mir etwas schuldig zu sein.«
    Ich passte meinen Tonfall seinem an. »Oh, ich glaube doch. Ein Halsband ist ein Halsband, ob es nun aus Seide oder Kettengliedern besteht.«
    Saiman lächelte. »Es müsste nicht Seide sein, Kate.«
    Punkt. Themenwechsel, bevor wir auf ein Terrain gerieten, das ich nicht betreten wollte. »Hast du es geschafft, das Pergament zu knacken?«
    Saiman setzte eine gequälte Miene auf. »Eigentlich sollte ich mich beleidigt fühlen, dass du nach der langen Zeit immer noch an mir zweifelst.«
    Ich wusste, was jetzt kam – die Saiman-Show. Er hatte das Rätsel gelöst, und nun wollte er damit angeben.
    Saiman griff unter seinen Mantel und zog ein schmales Bleikästchen hervor. »Bist du vertraut mit den Schriftrollen der Blinden Mönche?«
    »Nein.«
    »Vor zwölf Jahren versuchte ein Mönch der östlich-orthodoxen Kirche namens Worowiew etwas zu exorzieren, das er als Dämon wahrnahm, der die örtliche Schule übernommen hatte. Er versuchte das göttliche Wesen zu vertreiben. Es hatte ihn während des Exorzismus angegriffen und geblendet, worauf er sich mittels einer antiken religiösen Schriftrolle verteidigte, die ein Gebet enthielt. Als der Exorzismus vollzogen war, wurde die Schrift unsichtbar. Die Rolle wurde in einen Glasbehälter gelegt, und im Laufe der folgenden drei Jahre erschien die Schrift wieder.«
    »Was geschah mit dem Mönch?«
    »Er starb an seinen Verletzungen. Die Frage, die sich uns stellt, lautet: Warum ist das Gebet auf der Schriftrolle unsichtbar geworden?«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich kann mir vorstellen, dass die magische Energie der Schriftrolle durch den Kontakt mit der Kreatur erschöpft wurde. Das hat die Schrift verblassen lassen.«
    »Exakt. Danach hat die Schriftrolle langsam magische Energie aus der Umgebung absorbiert, und als das Reservoir wieder aufgefüllt war, wurde auch die Schrift wieder sichtbar. Mit deinem Pergament verhält es sich genauso. Die Schrift ist immer noch da, aber so schwach, dass sie für uns nicht mehr nachweisbar ist.« Er schnippte mit den Fingern. Ein länglicher schwarzer Stein von der ungefähren Größe meines Mittelfingers erschien plötzlich in seiner Hand. Saiman, der Zauberer. Wow!
    Er drehte den Stein um. Ein Regenbogen tanzte über die glatte Oberfläche. Er wollte, dass ich eine Frage stellte. Ich tat ihm den Gefallen. »Was ist das?«
    »Eine Träne aus Regenbogenobsidian, der unter einer Brachlandlinie geborgen wurde. Sehr selten. Wenn er korrekt ausgerichtet wird, kann er magische Restenergie aufnehmen, sie verstärken und emittieren. Ich habe dein Pergament auf die eine Seite des Steins gelegt und ein Stück echtes Pergament aus Kalbshaut auf die andere. Das echte Pergament wurde über einen Zeitraum von zwei Monaten beschworen. Jetzt reagiert es extrem empfindlich auf Magie. Eine Rolle aus diesem Pergament kostet mindestens fünftausend Dollar. Wie ich bereits erwähnte, ist mein Honorar nicht mehr als ein Almosen.«
    »Mit diesem Auftrag verdienst du mehr als ich in einem Jahr.«
    »Ein Missverhältnis, zu dessen

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