Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Hantel anzuheben, obwohl sie am Gestell festgeschweißt war.«
Currans Gesicht nahm einen schwer zu deutenden Ausdruck an.
»Aha«, sagte ich. Das war eine gute Entgegnung, weil sie völlig unverbindlich war.
»Er hat das Ding zerbrochen.«
»Wie bitte?«
»Er hat die Hantel vom Gestell abgebrochen. Und dann hat er mit der Hantel auf die Bank eingeschlagen. Er hat das Ding völlig zertrümmert.«
Erschieß mich doch einfach. »Aha.«
»Er scheint eine Menge Frust in sich gehabt zu haben. Der Mann ist instabil. Also pass gut auf dich auf, ja?«
»Werde ich. Danke.«
Ich legte auf und sah ihn an. »Du hast die Bank zertrümmert.«
»Du hast sie kaputtgemacht. Ich habe lediglich dein Werk zu Ende geführt.«
»Das war nicht unbedingt einer meiner hellsten Momente.«
Er zuckte mit den Schultern. »Nein. Ich habe es einfach nicht kapiert, bis ich die Katzenminze gesehen habe. Ich dachte, du wolltest mich verarschen. Mit so etwas hatte ich überhaupt nicht gerechnet.« Er knurrte leise. »Ich werde Raphael erwürgen.«
»Er will nur, dass du seine finanziellen Transaktionen genehmigst.«
»Bittest du mich darum, ihm freie Hand zu gewähren?«
»Nein.«
Ich stellte das Gas ab und nahm zwei blaue Metallteller aus dem Schrank. Ich hatte auf zerbrechliches Geschirr verzichtet, seit meine Haustür das letzte Mal kaputt gewesen war und dämonische Meerjungfrauen meine Küche verwüstet hatten. Ich teilte das Omelett und legte es auf die Teller. Als Currans Arme sich um mich schlossen, hielt ich inne. Er zog mich an sich, drückte meinen Rücken gegen seine Brust. Ich hörte, wie er meinen Duft einatmete. Seine Lippen berührten meine Schläfe. Da standen wir nun allein in meiner Küche und hielten uns fest, während das Frühstück kalt wurde. Das hier war eine Art alternatives Universum, in dem eine andere Kate lebte, die nicht wie ein wildes Tier gejagt wurde und die auch solche Dinge haben konnte.
»Was ist los?«, fragte ich leise.
»Ich möchte nur klarstellen, dass du weißt, dass ich dich gefangen habe.«
Er küsste meinen Hals, und ich lehnte mich gegen ihn. Ich hätte tagelang so, von ihm umhüllt, dastehen können. Ich war viel zu schnell und viel zu tief in diese Sache hineingerutscht. Ja, es war gut und schön, aber was geschah, wenn er die nächste Eroberung am Horizont auftauchen sah? Der Gedanke war wie ein Stich. Anscheinend war ich immer noch verletzbar. »Ich habe dir gestern Nacht hoffentlich keine Knochen gebrochen, oder?«
»Nein. Aber das war ein verdammt harter Tritt. Für einen Moment habe ich sehr hübsche Lichter gesehen.«
»Geschieht dir recht.«
Etwas peinlich berührt, lösten wir uns voneinander. Er öffnete den Kühlschrank. »Hast du Kuchen da?«
»Im Brotkasten.«
Er holte den Kuchen aus dem Kasten und schnupperte an der Kruste. »Apfel.«
»Habe ihn gestern gebacken.« Magische Äpfel ließen sich gut auftauen.
»Für mich?«
»Vielleicht.«
»Vor oder nach dem Stuhl?«
»Danach. Obwohl ich da ziemlich sauer auf dich war. Was zum Henker hast du benutzt?«
»Industriekleber. Er reagiert erst, wenn man einen Katalysator dazugibt. Ich habe den Stoffbezug abgenommen und den Klebstoff in einem dünnen Plastikbeutel auf das Polster gelegt. Dann habe ich den Katalysator auf den Beutel geschüttet, ihn mit einer Lage Schaumstoff fixiert und den Sitz wieder mit Stoff bezogen.«
Deshalb hatte es sich völlig normal angefühlt, als ich mich gesetzt hatte. In diesem Moment war der Plastikbeutel geplatzt, Kleber und Katalysator vermischten sich, und der Schaumstoff pappte an meinem Hintern fest. »Das muss ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen haben.«
»Ich war sehr motiviert.«
»Weißt du, dass sich der Klebstoff erhitzt, wenn man ihn mit Aceton in Verbindung bringt?«
Er verzog die Lippen. »Ja.«
»Hätte es dich umgebracht, diesen Punkt zu erwähnen?«
Er lachte glucksend.
»Reiß dich zusammen«, knurrte ich.
Curran widmete sich seinem Omelett. Ich trank Kaffee und beobachtete, wie ihm meine Kochkünste mundeten. Die meisten Gestaltwandler mieden scharfe Speisen, weil sie ihre Sinne betäubten. Ich hatte nur die Hälfte der Salzmenge benutzt, die ich normalerweise auf ein Omelett streute, und komplett auf Peperoni verzichtet.
Aus irgendeinem Grund war es mir sehr wichtig, dass es ihm schmeckte.
Er spießte ein Stück Omelett mit der Gabel auf und kaute es mit offenkundigem Genuss. »Hat Doolittle schon mit dir über die Leiche gesprochen?«
»Nein. Gibt es
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