Stadt der Fremden
immer noch Ez’ und Cals Organisatoren waren, in Wirklichkeit aber Ez’ Gefängniswärter, wurde Druck ausgeübt, elegante Kleidung bereitzustellen und selbst zu tragen. Wyatt kam mit uns. Seine Belohnung für die Geburt von EzCal war, dass man ihn freigelassen hatte. Er blieb unter Bewachung, wirkte jedoch beim Komitee mit. Er war ein Fachmann für Krisenpolitik und nicht länger ein Bremer Agent, oder jedenfalls zu jener Zeit nicht. Was auch immer später geschehen mochte: Wir würden uns später damit befassen.
»Wenn er mit einem gottverdammten Baldachin durchkommen könnte, dann würde er es«, flüsterte ich MagDa zu.
Die Gott-Droge spazierte in die Gastgeberstadt; Ez schaute ernst zu Boden, Cal hingegen sah geradeaus und blickte gelegentlich mit Tatkraft und Hass auf Ez. Cals Kopf war noch immer so wie beim ersten Auftritt mit Ez rasiert. Diesen Stil behielt Cal nun bei. Seine Stiche waren fort, doch seine neuen Tattoos ahmten sie auf seiner narbenbedeckten Kopfhaut nach.
»Sie hätten es am liebsten, wenn wir sie auf unseren verfluchten Schultern tragen würden«, fügte ich hinzu.
MagDa lächelten nicht. Wir waren mitten in einem jener täglichen Spaziergänge von Botschaftsstadt aus und gingen hinter EzCal. Umringt wurden wir von Ariekei, die ihren Anweisungen folgten und irgendeine Art von Hochrufen ausstießen. Mag und Da waren angeschlagen. Augenblick!, hätte ich ihnen am liebsten zugerufen. Es ist alles in Ordnung. Es gibt andere. Es gibt Leute und Ariekei, die nach Auswegen suchen. Doch ich würde Bren nicht verraten. Ich wusste, dass er recht hatte: Das Risiko war viel zu groß, dass MagDa von diesen Plänen verunsichert werden könnten.
»Ich weiß nicht …«, sagten MagDa zu mir. »Ich weiß noch nicht einmal, was wir tun werden.« »Wenn das Schiff kommt.«
»Wir müssen unsere Ressourcen schützen«, erklärte Cal nach ihrem Auftritt, während er auf Bildmaterial von zerstörten Farmen schaute.
EzCal beharrten auf der Reduzierung der Rationen von Botschaftsstädtern. Sie beorderten Polizeitrupps zu den nächsten Plantagen und zu denen, die unsere am meisten benötigte Nahrung lieferten. Die Angriffe häuften sich. Jede Polizeigruppe, die hinausging, wurde von einem Botschafter begleitet, da sie mit jenen kommunizieren können mussten, zu deren Schutz sie gesandt wurden.
»Es wird nett sein«, meinten PorSha mir gegenüber, als sie sich vorbereiteten. »Es ist nicht das erste Mal.« »Daran sind wir gewöhnt.« »Wir haben früher schon hinausgehen müssen, um zu handeln, nicht wahr?« »Außerhalb der Gastgeberstadt.« »Es ist das Gleiche.«
Es war nicht das Gleiche. Früher, vor den Geschehnissen in Botschaftsstadt und der zusammenbrechenden Welt, hatten sie und all die besseren Botschafter mit ihren sporadischen Handelsgeschäften uns am Leben erhalten. Diesmal folgten sie Befehlen. Ursprünglich hatte ich gedacht, dass Cal so wenig wie möglich tun würde, wenn er ein Teil von Gott-Droge II. wäre. Ich war es gewöhnt, falsch zu liegen.
EzCal fanden tatsächlich Birnbaum, den einstigen Anführer jener ehemals mächtigen ariekenischen Parteiung. Vielleicht hatte Cal seine eigenen Ermittler. Nicht alle der Verbannten aus Botschaftsstadt, die jetzt in der Gastgeberstadt wohnten, teilten Yls und Sibs Sichtweise: Die beiden hatten vielleicht Feinde, von denen einige möglicherweise als Agenten für EzCal arbeiteten.
So geschah es, dass EzCal plötzlich während einer ihrer Vorträge auf dem Platz der Gastgeberstadt von einer kleinen Gruppe von Ariekei umringt waren, die ihre Augen einzogen und ausstreckten und glotzten. EzCal hatten keine Angst gehabt. Einer aus der Gruppe war Birnbaum.
Bei EzCals nächstem Auftritt traf Birnbaum sie schon vorher in Botschaftsstadt und spazierte von da aus den ganzen Weg mit ihnen. Andere Ariekei waren bei ihnen, einige sogar näher an EzCal als irgendein Mensch, als irgendein Personalmitarbeiter, Komiteeangehöriger oder Botschafter. Mein Gedächtnis war unzuverlässig, doch während ich die Trids anschaute – ich schwänzte meine aktuellen Pflichten –, gelangte ich zu der Vermutung, dass mindestens zwei andere unter jenen gewesen sein könnten, die zur Seite getreten waren, um Hasser surl | tesh-echer töten zu lassen. Ich hielt die Luft an: Ich stand auf einer Seite in einem heimlichen Krieg.
Diesmal sagten EzCal eine Weile nichts. Sie rationierten ihre Wörter. Als sie sprachen, verkündeten sie, dass kora | saygiss – Birnbaum –
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