Stadt der Fremden
sauber abgeschnitten noch verbrannt, sondern zerrissen, sodass er verblutet war. Er war qualvoll gestorben; es sah so aus, als wäre er seinem fortgeschleuderten Arm hinterhergekrabbelt. Durch die Mikroben, welche die Mitglieder der Gruppe in ihrem Innern mitgebracht hatten, hatte der Zerfallsprozess bereits eingesetzt. Das ariekenische Umfeld, in dem diese Mikroben nun arbeiteten, war wie geschaffen für chemische Besonderheiten, daher gestaltete sich die Verwesung nicht so wie in Botschaftsstadt.
Alle waren tot. Der Expedition hatte einer der seltenen Kedis-Funktionäre angehört. Ein erwachsenes Ihr-Männchen, das ich nicht kannte. »O Jesus, es ist Gorrin«, sagte jemand. »Die Kedis werden …«
Wir gingen langsam von Leichnam zu Leichnam. Die Begegnung mit jedem schoben wir hinaus, so weit wir es konnten. Der Windwar kalt, während wir durch die Überreste unserer Freunde stocherten. Wir versuchten, sie einzusammeln: Einige fielen auseinander, andere wickelten wir ein, um sie nach Hause zu bringen.
»Schaut her!« Wir versuchten zu rekonstruieren, was geschehen war, und folgten der zerschrammten Erde, lasen die Spuren darin, sodass sie und die Toten zu Hieroglyphen wurden. »Das ist heruntergeholt worden.« Ein heißes, gezahntes Raketengeschoss war in der Seite des Fliegers explodiert.
»Es gibt keine Beutegreifer, die …«, setzte jemand an.
»Doch er ist kontrolliert genug abgestürzt, dass sie hinausgekommen sind.« Das war ich. »Sie gelangten nach draußen, und dann wurden sie … wurden sie außerhalb des Fliegers getroffen.«
Wir fanden Überreste von bio-fabrizierten Eiern von einer noch nicht lange zurückliegenden Etappe ihres Tauschhandels, Schmieren von Eigelb und Fötalmaschinen. Die Mannschaft war auf dem Rückflug gewesen. Durch den Äoli, den wir alle trugen, erklangen unsere eigenen Stimmen laut in unseren Ohren, als ob jeder von uns alleine wäre.
Wir flogen mit schussbereiten Karronaden, während wir unsere Toten beförderten, und hielten nach der Ranch Ausschau, wo unsere Kameraden gewesen waren. Sie wurde durch Rauch angekündigt. Abgelegene Wohnstätten waren zerstört, die Kinderhorte zumeist fort. Es gab eine Hütte, die gerade noch am Leben zu sein schien und große Qualen litt, doch wir hatten keine Ahnung, wie wir ihr den Gnadenschuss geben sollten, und konnten nur versuchen, ihre Schmerzen zu ignorieren.
Ariekenische Tote gab es nicht. Der Kral war leer. Staubfarbene Tiere rannten weg, und unsere Ankunft ließ Lumpenpapier-Aasfresser emporsteigen – Herden, die sich wie denkender Rauch bewegten.
Jemand schoss, und wir alle hechteten schreiend zu Boden. Das Gewehr jaulte: Es war eine der Kostbarkeiten von Botschaftsstadt – ein Gewehr mit alter Banshee-Technik, geflickt zu einer Form, die von Menschen benutzt werden konnte. Der Polizist hatte auf nichts geschossen: eine Bewegung, ein Krabbeln von winziger Fauna. Ariekenische Junge waren verlassen worden und trieben in einer Brühevon Toten. Es gab auch Leichen von ihren Älteren. Überall waren Hufabdrücke. Wir schickten Cams, um dem zu folgen, was unserer Meinung nach Spuren sein konnten.
Körperdicke Arterien traten aus der Farm hervor und verloren sich in der Erde und in der Röhre, die über die Felsenlandschaft hin zur Gastgeberstadt führte. Die Rohrleitung war aufgeplatzt. Die Substanz darin war durch die Explosion ausgespien worden, der Boden hatte sich zu einem Sumpf entwickelt.
»Was ist das?«
In einer Mulde lag organischer Ausschuss. Gerippe wie ausgebreitete Fischrippen; Hautgewebe zwischen Geweihenden; ein Nest von verschachtelten Knochen. Das waren Überreste von Fächerflügeln. Wir sammelten die kleinen Trophäen ein. Hinter uns hörten wir den Schmerzensschrei des letzten lebenden Gebäudes.
Wir hatten Lautsprecher in den Farmen aufgestellt, mit denen wir Kontakte geknüpft hatten. Der fortlaufende Nachschub von EzCals Stimme hätte sicherstellen sollen, dass wir bekamen, was wir benötigten. Doch es waren vorher schon Probleme aufgetreten, und jetzt wussten wir, warum. Wir schickten Mannschaften und Cams entlang der Zuleitungen und fanden andere Risse. Wir verloren einen weiteren Flieger und anschließend die Polizisten, die wir aussandten, um ihn zu finden.
EzCal gingen zwecks Übertragungen ins Zentrum der Gastgeberstadt. Ihre Reise von Botschaftsstadt dorthin gestalteten wir mit einem so außergewöhnlichen Pomp, wie wir es damals nur konnten. Auf jene von uns im Komitee, die nach außen hin
Weitere Kostenlose Bücher